Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Finger
Fịn|ger, der; -s, - [mhd. vinger, ahd. fingar, verw. mit ↑"fünf", urspr. = Gesamtheit der Finger an einer Hand]: 1. eines der fünf beweglichen Glieder der Hand bei Menschen u. Affen: zarte, dicke, schlanke, bewegliche, geschickte F.; der kleine (fünfte) F.; der F. blutet; zwei F. sind verkrüppelt; die F. werden [ihr] steif vor Kälte; seine F. vollbrachten seltsame Greifbewegungen, bogen und streckten sich (Gaiser, Jagd 55); die F. krümmen, spreizen; einen bösen, schlimmen F. haben; ich habe mir die F. geklemmt; F. weg! (barsche Aufforderung, etw. nicht anzufassen); den F. (Zeigefinger) auf die Lippen legen (als Bitte, leise zu sein); [sich (Dativ)] die F. in die Ohren stecken (um sich gegen Lärm abzuschirmen); die Polizisten hatten den F. am Abzug (waren schussbereit); ich steckte mir den F. in den Hals (um erbrechen zu können); er betrachtete wohlgefällig seine gepflegten F. mit den mandelförmig geschnittenen Nägeln (Langgässer, Siegel 217); einen Ring am F. tragen; Irina sah mich fassungslos an, als ich ihr den Ring an den F. streifte (Simmel, Stoff 683); man konnte die Besucher an den -n abzählen (ganz wenige Besucher waren da); dem Kind auf die F. schlagen; auf zwei -n pfeifen; Sie ... kniete nieder und ließ den etwas dunkel gefärbten Sand durch ihre harten F. laufen (Hauptmann, Thiel 32); ich habe mir/mich in den F. geschnitten; mit den -n schnalzen, schnippen; sie tippt mit zwei -n (schreibt nur mit zwei Fingern auf der Schreibmaschine); Der Pfarrer bewegt lautlos die Lippen und fährt ... mit dem F. die Zeilen entlang (Langgässer, Siegel 600); Bonmarché ... trommelte mit nervösen -n gegen den Scheibenaufsatz (Langgässer, Siegel 343); der Riss in der Mauer ist einen F. breit (etwa so breit wie ein Finger); R (scherzh.:) man zeigt nicht mit nacktem F. auf angezogene Leute; das sagt mir mein kleiner F. (ich habe eine untrügliche Ahnung, dass es so ist); wenn man ihr den kleinen F. reicht, nimmt sie gleich die ganze Hand (macht man nur ein kleines Zugeständnis, so fordert sie noch mehr); Ü du hast dir die F. wund geschrieben mit Gesuchen (hast viele Gesuche geschrieben [ohne etw. zu erreichen]); das Geld zerrann ihm unter, zwischen den -n (er konnte nicht haushalten); *jmdm./jmdn. jucken die F. nach etw. (ugs.; jmd. möchte etw. sehr gerne haben); die F. von etw. lassen/weglassen (ugs.; sich nicht mit etw. abgeben): von einer riskanten Sache die F. lassen; Lasst die F. weg, das ist ein heißes Eisen (Apitz, Wölfe 343); den/seinen F. darauf haben (ugs.; etw. unter seiner Kontrolle haben); keinen F. krumm machen (ugs.; [von sich aus] nichts arbeiten, nichts tun): Warum sträubst du dich ... dagegen, Direktor ... zu werden? Du brauchst keinen F. dafür krumm zu machen (H. Weber, Einzug 254); klebrige F. haben (ugs.; ↑"Hand"); lange/krumme F. machen (ugs.; stehlen); keinen F. rühren (ugs.; ↑"Hand"); sich die F./alle zehn F. nach etw. lecken (ugs.; auf etw. begierig sein): ein Mann in den besten Jahren, nach dem sich manche Frau die F. lecken könnte (Hörzu 23, 1982, 123); die F. in etw./im Spiel haben (ugs.; an etw. [in negativer Weise] heimlich beteiligt sein): Dieses Volk hat ja seine F. in allen unsauberen Geschäften (Maass, Gouffé 150); den F. auf die Wunde legen (auf einen Übelstand deutlich hinweisen); sich nicht gern die F. schmutzig machen (einer unangenehmen Arbeit o. Ä. aus dem Wege gehen); sich die F. verbrennen (ugs.; [durch Unvorsichtigkeit] bei etw. Schaden erleiden): er hat sich bei seinen Spekulationen mehrmals die F. verbrannt; sich etw. an den [fünf, zehn] -n abzählen können (ugs.; sich etw. leicht denken, etw. leicht voraussehen können); an jedem F. eine, einen/(emotional:) zehn haben (ugs. scherzh.; viele Verehrer, Freunde, Verehrerinnen, Freundinnen haben): Ein Mann wie Siegfried Lowitz ... kann immer noch an jedem F. zehn haben (Hörzu 20, 1977, 24); jmdm. auf die F. sehen/gucken (ugs.; auf jmdn. [aus Misstrauen] besonders aufpassen): Sieh ihm beizeiten auf die F. ... Ich fürchte, er wird dir bös zusetzen (Maass, Gouffé 50); jmdm. auf die F. klopfen (ugs.; jmdn. scharf zurechtweisen); sich etw. aus den -n saugen (einen Sachverhalt frei erfinden): dass er ... sich die ganze Geschichte einfach aus den -n gesogen habe (Mostar, Unschuldig 79); [bei jmdm.] durch die F. sehen (einen Fehler, eine Unkorrektheit o. Ä. eines anderen nachsichtig übersehen; eigtl. = durch Vorhalten der gespreizten Finger vor das Gesicht sich selbst das Blickfeld einengen): dass ... der Werkmeister Caruso etwas durch die F. sah, wenn sein Ältester der Sangeskunst mehr Leidenschaft zuwandte als der Kunst des Brunnenmachens (Thieß, Legende 15); etw. im kleinen F. haben (ugs.; etw. genau kennen, völlig beherrschen; nach der Vorstellung, dass der kleine Finger wie der Däumling im Märchen besonders schlau sei); jmdm./jmdn. juckt/kribbelt es in den -n (ugs.; jmd. hat das heftige Bedürfnis, etw. Bestimmtes zu tun); jmdm. in die F. fallen/geraten (ugs.; in jmds. Gewalt geraten, jmds. Opfer werden): einmal fällt bei den ... Untersuchungen jeder Soldat einem dieser zahlreichen Heldengreifer in die F. (Remarque, Westen 196); etw. in die F. bekommen/kriegen (ugs.; [zufällig] in den Besitz von etw. kommen); jmdn. in die F. bekommen/kriegen (ugs.; jmds. habhaft werden, jmdn. zu fassen kriegen); sich in den F. schneiden (ugs.; sich gründlich irren, täuschen); etw. mit spitzen -n anfassen (aus Ekel, Widerwillen nicht richtig zugreifen); etw. mit dem kleinen F. machen (ugs.; etw. so selbstverständlich beherrschen, dass man es mühelos erledigen kann); mit -n/mit dem F. auf jmdn. zeigen (sich über jmdn., jmds. Tun sichtlich aufhalten; jmdn. wegen seines Verhaltens öffentlich anprangern od. lächerlich machen): in dieser Kostümierung werden die Leute mit -n auf dich zeigen; jmdn. um den [kleinen] F. wickeln (ugs.; jmdn. leicht beeinflussen, lenken können; alles von jmdm. bekommen können): die kleine Tochter kann den Vater um den F. wickeln; jmdm. unter die F. kommen/geraten (jmdm. begegnen; von jmdm. angetroffen, vorgefunden, geschnappt werden): der aktuellste Roman, der mir in der letzten Zeit unter die F. gekommen ist (Tucholsky, Werke II, 273); der elfte F. (scherzh. verhüll.; Penis): einen F. würdest du nicht für eine Million hergeben? ... den elften F. nicht, aber den von der Hand (Fichte, Wolli 149). 2. Teil des Handschuhs, der einen ↑"Finger" (1) umschließt: die F. der Handschuhe haben dünne Stellen bekommen. 3. (Bot.) einzelne Frucht der Bananenstaude.