Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Feuer
Feu|er, das; -s, - [mhd. viur, ahd. fiur, verw. mit griech. pỹr = Feuer]: 1. Form der Verbrennung mit Flammenbildung, bei der Licht u. Wärme entstehen: F., Wasser, Luft und Erde (die vier Elemente der antiken Wissenschaft); F. [mit einem Stein] schlagen; die Wunde brennt wie F. (schmerzt empfindlich); *[ein Gegensatz] wie F. und Wasser sein (vollkommen unvereinbar, ein schroffer Gegensatz sein). 2. vom Menschen kontrolliertes ↑"Feuer" (1) als Energiespender: ein helles, offenes F.; das olympische F.; bengalisches F.; das F. brennt, flackert, knistert im Ofen, erlischt, ist ausgegangen; das F. [im Herd, Ofen] anzünden, anmachen; das Essen aufs F. (auf den Herd zum Kochen) stellen; etw. bei schwachem F. (auf kleiner Flamme, mit geringer Hitze) kochen; jmdn. um F. (zum Anzünden von Zigarette, Zigarre od. Pfeife) bitten; Haben Sie bitte F.? (Zwerenz, Erde 13); Er hielt seinen beiden Spitzeln die Zigarettendose hin und gab ihnen F. (Loest, Pistole 119); um das F. (Lagerfeuer) herumsitzen; Ü obwohl der Bruder einlenken wollte, schürte die Schwester das F. (verstärkte sie den Konflikt) mit Sticheleien; *mit dem F. spielen (leichtsinnig ein Risiko eingehen, sich in Gefahr begeben). 3. zerstörendes, verzehrendes ↑"Feuer" (1); Feuersbrunst, Brand: (dichter.:) Wie waberndes F. wellte die Hitze in der stehenden Luft auf und nieder (Langgässer, Siegel 110); F.! (Warn- u. Hilferuf beim Entdecken eines Feuers); das F. griff auf das Nachbarhaus über; F. [an ein Haus] legen ([ein Haus] in Brand stecken); das F. löschen; ein F. speiender Vulkan; F. sprühende Drachen; durch F. zerstört werden; im F. umkommen; ein Dorf mit F. und Schwert (geh.; sengend u. mordend) verwüsten; Ü Nicht ohne Grund sucht Helmut Kohl bei jeder Gelegenheit, F. zwischen die Rivalen zu legen (Woche 28. 11. 97, 1); in den höllischen -n meiner Einsamkeit werdet ihr alle untergehen! (Strauß, Niemand 125); R es ist F. am Dach (österr., schweiz.; es herrscht großer Aufruhr): Wenn ... in der ... Paradedisziplin des österreichischen Skiwettkampfsports derart enttäuschende Ergebnisse ... auftreten, dann ist F. am Dach beim Skiverband (NZZ 29. 1. 83, 33); *F. und Flamme sein (ugs.; hellauf begeistert sein): Immer noch ist Lucy F. und Flamme für Alan Beam (Hörzu 10, 1982, 62); F. fangen (1. in Brand geraten, in Flammen aufgehen: als ihr Auto ... gegen einen Baum prallte und F. fing [MM 2. 7. 68, 10]. 2. von Begeisterung für etw. gepackt werden: Wer sich ... nur als Mitläufer bezeichnet und einer freundlichen Duldung überantwortet sieht, fängt kein F. [Thielicke, Ich glaube 227]. 3. sich in jmdn. verlieben: obwohl sie längst F. gefangen hatten, scheuten die Fernverliebten noch immer die Begegnung [Hörzu 38, 1971, 108]); F. hinter etw. machen (ugs.; etw., was zu langsam vorwärts geht, durch entsprechende antreibende Maßnahmen beschleunigen); F. unter dem Dach haben (ugs.; Familienzwist, Familienstreit haben); F. schreien (landsch.; sich köstlich amüsieren): Charlie Chaplin war in dieser Rolle urkomisch, das Publikum schrie F.; jmdm. F. unter dem/den Hintern/(derb:) Arsch/unter den/dem Schwanz/Frack machen (salopp; jmdn. nachdrücklich zur Eile antreiben): Mein Großvater ... nimmt sich den Feller vor, der soll mal ein bisschen fleißiger sein: ... dort ein bisschen Öl auf die Seele, dort ein bisschen F. unter den Hintern (Bobrowski, Mühle 143); etw. aus dem F. reißen (etw., was schon sehr gefährdet, fast verloren war, doch noch retten, zu einem guten Ende bringen): schließlich haben sie das Spiel doch noch aus dem F. gerissen; für jmdn. durchs F. gehen (jmdn. so sehr schätzen, dass man für ihn alles tun würde): du bist für diesen netten alten Juden durchs F. gegangen (Bieler, Mädchenkrieg 455). 4. das Schießen mit Feuerwaffen; Beschuss: feindliches, gegnerisches F.; massiertes F. (gleichzeitiges Schießen der gesamten od. des größten Teils der Artillerie); [gebt] F.! (Kommando zum Schießen); F. frei! (Schießen ist erlaubt); F. geben (schießen); das F. einstellen; etw. unter F. nehmen; Ü dann befahl der Sturmführer ... seine Männer neben eine sauber geschichtete Pyramide aus Nachtgeschirren, und dann schrie der Führer Kasten: „F. frei!“ (= zum Werfen mit den Nachtgeschirren; Kant, Impressum 61); ist hier F. frei? (ugs. scherzh.; ist Rauchen hier erlaubt?); die Partei ... stand von allen Seiten unter F. (wurde von allen Seiten angegriffen, kritisiert; Kantorowicz, Tagebuch I, 34); *zwischen zwei F. geraten (von zwei Seiten gleichzeitig bedrängt werden, in zwei Unannehmlichkeiten geraten). 5. (Seemannsspr.) kurz für ↑"Leuchtfeuer": das F. des Leuchtturms. 6. das Leuchten, Funkeln, Strahlen: das F. eines Diamanten; das F. in seinen Augen; In seinen Augen lag kaltes F. (Kirst, 08/15, 901); ihre Augen sprühten F. 7. sich in Taten od. Gesten zeigende seelische Energie, innerer Schwung, Begeisterung: das F. politischer Leidenschaft; sein jugendliches F. war erloschen; dieses Pferd hat viel F. (Temperament); der Wein hat F. (berauschende Kraft); beim Spielen, Reden in F. geraten; sich in F. reden.
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