Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Fall
1Fạll, der; -[e]s, Fälle [1: mhd., ahd. val, zu ↑"fallen"; 2-4: von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lat. casus = Fall (frz. cas); 5: für lat. casus, ↑"Kasus"]: 1. a) das ↑"Fallen" (1 a): der Fallschirm öffnet sich im F., während des -es; *der freie F. (Physik; gesetzmäßig beschleunigter Fall eines Körpers, auf den außer der Schwerkraft keine zusätzliche Kraft einwirkt); b) das ↑"Fallen" (1 d), Hinfallen; Sturz: einen schweren F. tun; im F. riss er einen weiteren Läufer mit; man hörte einen dumpfen F. (das Geräusch eines Sturzes); Ü der F. (Untergang) Trojas; der F. (die Öffnung, der Abbau) der Berliner Mauer; *zu F. kommen (1. geh.; hinfallen, hinstürzen: sie ist im Dunkeln zu F. gekommen. 2. gestürzt werden; scheitern: durch einen Skandal zu F. kommen); zu F. bringen (1. geh.; hinfallen, hinstürzen lassen: eine Baumwurzel hat ihn zu F. gebracht. 2. scheitern lassen, zunichte machen; stürzen: ein Gesetz, einen Plan zu F. bringen; seine Skandale haben ihn schließlich zu F. gebracht). 2. a) etw., womit man rechnen muss: wenn dieser F. eintritt; für den schlimmsten, äußersten F.; für diesen F. habe ich vorgesorgt; Als Lynn nicht kam, galt unsere Abmachung für alle Fälle (Frisch, Montauk 204); in solchen Fällen gibt es nur eins; *[nicht] der F. sein (sich [nicht] so verhalten, [nicht] so sein): Gibt es noch Wortmeldungen? Dies ist nicht der F., dann fahren wir weiter in der Tagesordnung; Drei Mitglieder, die obendrein sehr unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte haben - wie es hier der F. ist (Richter, Flüchten 309); den F. setzen (als gegeben annehmen): setzen wir einmal den F., er käme zu spät, was dann?; gesetzt den F., dass ...; für den F., dass ...; im Fall[e], dass ... (falls, wenn); auf jeden F. (ganz bestimmt, unbedingt): sie muss ihm auf jeden F. helfen; auf alle Fälle (1. unbedingt, unter allen Umständen, ganz sicher. 2. zur Sicherheit, vorsichtshalber: wir nehmen auf alle Fälle einen Schirm mit); auf keinen F. (absolut nicht, unter keinen Umständen); von F. zu F. (jeweils für sich, besonders, in jedem Einzelfall): etw. von F. zu F. entscheiden; ∙ *in den F. kommen (in eine schwierige, peinliche o. ä. Lage, Situation geraten): Man müsste ganz in Gesellschaft schweigen, wenn man nicht manchmal in den F. kommen sollte: denn nicht allein bedeutende Bemerkungen, sondern die trivialsten Äußerungen können auf eine so missklingende Weise mit dem Interesse der Gegenwärtigen zusammentreffen (Goethe, Wahlverwandtschaften II, 10); ∙ im F. sein (1. in einer bestimmten Lage sein, sich in einer bestimmten Situation befinden: Meine Gedichte ... musste ich immer für die besseren halten. Allein ich merkte bald, dass meine Mitwerber, welche sehr lahme Dinge vorbrachten, in dem gleichen -e waren und sich nicht weniger dünkten [Goethe, Dichtung u. Wahrheit 1]. 2. imstande sein: so bin ich meiner selbst nicht mächtig, bin im -e, toll und wild das Äußerste zu wagen [Goethe, Claudine 2]); b) sich in einer bestimmten Weise darstellende Angelegenheit, Sache, Erscheinung: ein ungewöhnlicher, hoffnungsloser F.; ein typischer F. von Leichtsinn; dieser F. ist kompliziert, macht mir Sorge; einen F. aufgreifen, als Beispiel anführen, zur Sprache bringen; ich komme noch auf den F. zurück; das ist in jedem [einzelnen] F. wieder anders; anders als in vergleichbaren Fällen kommen die entscheidenden Anstöße ... von ihm selber (Reich-Ranicki, Th. Mann 30); er ist ein hoffnungsloser F. (ugs.; er ist unverbesserlich, bei ihm ist alle Mühe vergebens); R [das ist] ein typischer F. von denkste (ugs.; da habe ich mich, hat sich jmd. gewaltig geirrt); damit hat sich der F. (ugs.; damit ist die Sache erledigt); *jmds. F. sein (ugs.; jmdm. gefallen, zusagen, entsprechen): er ist nicht gerade mein F.; Mit Ausdauer Fotos zu betrachten ..., das war ganz und gar nicht ihr F. (Bastian, Brut 63); klarer F.! (ugs.; aber natürlich!, selbstverständlich!): Klarer F., die hatten mich drei Tage schmoren lassen (Spiegel 41, 1976, 123); in jedem F. (ob so od. so). 3. (Rechtsspr.) Gegenstand einer Untersuchung; Verhandlung: der F. Robert Krause; dieser F. wird die Gerichte noch einige Zeit beschäftigen; einen F. untersuchen, aufklären, entscheiden; Ich habe gehört, dass dein ganzer F. noch mal aufgerollt werden soll (H. Weber, Einzug 151). 4. (Med.) das Auftreten, Vorhandensein einer Krankheit bei jmdm.: es traten mehrere Fälle von Pilzvergiftung auf; sie haben zwei schwere Fälle (schwerkranke Patienten) auf der Station. 5. (Grammatik) Form der Beugung (eines Substantivs, Adjektivs, Pronomens od. Numerales); Kasus: das Substantiv in den 4. F. (Akkusativ) setzen; nach „wegen“ steht der 2. F. (Genitiv).————————
2Fạll, das; -[e]s, -en [aus dem Niederd. < mniederd. val, eigtl. = das Fallen] (Seemannsspr.): Tau zum Aufziehen u. Herablassen eines Segels: Dabei riss einmal das Bremsband der Großfallwinde, sodass wir das F. bis zum Segelbergen mit der Kurbel festhalten mussten (Skipper 8, 1979, 60).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Fall