Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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bei
bei [mhd., ahd. bī, urspr. = um - herum]: I. (räumlich) 1. a) (zur Angabe der Nähe, der losen Berührung u. Ä.) in der Nähe von jmdm., etw.; nahe: die Schlacht bei Leipzig; Bernau bei (Abk.: b.) Berlin; beim Bahnhof; beim Gepäck bleiben; [dicht, nahe] bei der Schule; bei jmdm., etw. stehen, sitzen; wir versammeln uns beim Schillerdenkmal; Kopf bei Kopf; b) unter, zwischen (einer Menge): er war auch bei den Demonstranten; bei der Morgenpost lag ein Brief aus Paris; c) (zur Angabe der direkten Berührung) an: das Kind bei der Hand nehmen; jmdn. bei der Schulter packen. 2. a) im Wohn- od. Lebensbereich von jmdm.: er wohnt [nicht mehr] bei seinen Eltern; wir sind bei ihr eingeladen; bei uns ist das so üblich; b) in jmds. geistigem Bereich: bei jmdm. Verständnis finden; die Schuld liegt bei ihm; c) im Bereich einer Unternehmung, Institution o. Ä.: bei einer Firma arbeiten, angestellt sein; sie ist beim Film; bei der Luftwaffe dienen; d) im Bereich eines Geschehens, Vorgangs: bei einer Hochzeit sein; bei einer Aufführung mitwirken; e) im Werk eines Autors: sie sehen aus wie die Verbrecher bei Edgar Wallace; f) im Falle des ..., an jmds. od. am eigenen Beispiel: bei ihm ist die Krankheit tödlich verlaufen; kann sogar in Militarismus umschlagen, wie bei dem französischen Politiker Gustave Hervé (Fraenkel, Staat 196); es war genauso wie bei mir; g) im eigenen Bereich: etw. bei sich tragen; bei sich [selbst] anfangen; als Gast bei sich behalten; Ü etw. bei sich behalten (nicht weitererzählen); *nicht [ganz] bei sich sein (ugs.; verschlafen, geistig abwesend, nicht bei vollem Bewusstsein, Verstand sein); h) zur Angabe eines ungefähren Wertes, einer ungefähren Anzahl: der Umsatz liegt bei (beträgt etwa) 90 Millionen; ∙ dass das Feuer eine Stadt ... verwüstet und bei vierhundert Familien an den Bettelstab gebracht habe (Schiller, Kabale II, 2); i) zur Angabe eines erreichten Wertes: die Temperatur liegt jetzt bei (beträgt) 38,7 ºC; die Tachonadel blieb bei 250 km/h stehen (zeigte 250 km/h an u. blieb auf diesem Wert stehen); j) in Beteuerungsformeln (urspr. in der Vorstellung, das Angerufene sei Zeuge od. stehe dabei): bei Gott!; beim Barte des Propheten!; beim Andenken meines toten Freundes! 3. (landsch., standardspr. nicht korrekt) zur Angabe der Richtung; zu: komm mal bei mich!; ich gehe nicht gern bei fremde Leute (Fallada, Jeder 195); II. (zeitlich) 1. zur Angabe eines Zeitpunktes: Vorsicht bei Abfahrt des Zuges!; bei Beginn, Ende der Vorstellung; beim Tod des Vaters. 2. zur Angabe einer Zeitspanne, des Zeitraums eines Geschehens: bei Tag und [bei] Nacht; bei einer Schlägerei, einem Fest; Rom bei Nacht, Moskau bei Schnee und Frost; die Herrschaften sind noch bei Tisch; beim Kochen sein. 3. zur Angabe zweier gleichzeitig verlaufender Handlungen od. Vorgänge: bei zunehmendem Alter in Vereinsamung geraten; 10 Millionen Mark Lohnkosten einsparen - bei gleicher Arbeitszeit und gleicher Produktion; b. sein (nordd.; dabei, im Begriff sein); ich war gerade b. gewesen wegzugehen, als das Unglück passierte. ∙ 4. drückt eine kontinuierliche Folge aus; ↑"um" (I 3 b): Stets Pfeiler b. Pfeiler zerborst und brach (Bürger, Lied vom braven Mann). III. (zur Angabe der Begleitumstände) 1. (mit modalem Nebensinn) verbunden mit: bei Kräften, bei guter Gesundheit sein; Weltuntergangsgespräche bei Bier und Doornkaat (Grass, Hundejahre 267); bei Nebel fahren; bei Tageslicht arbeiten. 2. betreffs; in Bezug auf jmdn., etw.: anders sind die Verhältnisse bei Erdöl und Erdgas; die Marie ist ganz tüchtig bei so was (Fallada, Mann 47). 3. (mit finalem Nebensinn) für: bei langen Additionen ist ein Taschenrechner schon eine Hilfe; Bei Wasserbomben (= Spielzeug) faltet man Papier kunstvoll zusammen und tut Wasser rein (Keun, Mädchen 53). 4. (mit konditionalem Nebensinn) wenn ..., dann: bei Ostwind qualmt der Ofen; bei Glatteis muss gestreut werden. 5. (mit kausalem Nebensinn) wegen, infolge: bei dieser Hitze bleiben wir lieber zu Hause. 6. (mit adversativem, konzessivem Nebensinn) trotz, ungeachtet: etw. beim besten Willen nicht einsehen können; bei aller Freundschaft, das geht zu weit; vgl. ↑"dabei" (5). IV. kennzeichnet, meist in Verbindung mit Mengen- od. Zahlenangaben, die Menge, Anzahl, Häufigkeit o. Ä. von etw.; ↑"zu" (I 4 a): Es wär' nicht Geckerei, b. Hunderttausenden die Menschen drücken, ausmergeln, plündern (Lessing, Nathan I, 3).