Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Auge
Au|ge, das; -s, -n [mhd. ouge, ahd. ouga, viell. eigtl. = Seher]: 1. Sehorgan des Menschen u. vieler Tiere: blaue, mandelförmige, tief liegende -n; vorstehende, große, eng beieinander liegende -n; kurzsichtige, verweinte, verquollene, blutunterlaufene, glasige, umflorte -n; er kriegt ganz glänzende -n, wenn er den Mut und die Risikobereitschaft Michail Gorbatschows bewundert (Spiegel 33, 1989, 49); das rechte, linke A.; listige, zornige, sanfte, gutmütige, lustige -n; Zuweilen kam auch ein Halbtoter ... hereingetaumelt, schaute sich mit leeren -n (starr u. abwesend-ausdruckslos) um (Hilsenrath, Nacht 84); ihre -n waren voller Schwermut; die -n strahlen, glänzen, leuchten, tränen; meine -n schmerzen; seine -n weiteten sich vor Entsetzen, blickten vorwurfsvoll; ihre -n verdunkelten sich, verklärten sich, fielen ihr vor Müdigkeit zu; die -n öffnen, aufschlagen, auf jmdn. richten; weil er bei einer Stecherei letztes Jahr ein A. verloren (eingebüßt) hat (Zenker, Froschfest 183); einem Toten die -n zudrücken; sich die -n reiben, verderben; schlechte, gute -n haben (schlecht, gut sehen können); etw. an jmds. -n ablesen können; auf einem A. blind sein; jmdn. aus/mit großen -n ansehen; das ist etwas fürs A. (es befriedigt das ästhetische Empfinden); jmdm. nicht in die -n sehen können (jmdm. gegenüber ein schlechtes Gewissen haben); jmdm. stehen die Tränen in den -n (jmd. ist dem Weinen nahe); etw. mit eigenen -n gesehen haben; etw. mit bloßem, unbewaffnetem A. (ohne optisches Hilfsmittel) sehen können; dunkle Ringe um die -n haben; ein blaues A. haben (durch eine Verletzung o. Ä. um das Auge einen Bluterguss haben); das Kind verunglückte vor den -n seiner Mutter; ein klares Ziel vor -n haben; die -n (den Blick) zu Boden senken, erheben, abwenden; er sieht mit dem linken A. in die rechte Westentasche (bes. berlin.; er schielt); R da bleibt kein A. trocken (ugs.: 1. alle weinen vor Rührung. 2. alle lachen Tränen. 3. keiner bleibt verschont); R die -n waren größer als der Magen (jmd. hat sich mehr auf den Teller getan, als er essen kann); Spr aus den -n, aus dem Sinn (wer abwesend ist, wird leicht vergessen); Ü das A. Gottes ruhte mit Wohlgefallen auf ihm (geh.; er verhielt sich gottgefällig, Gott war ihm gewogen); *magisches A. (elektronische Röhre am Rundfunkempfänger zur Regelung der Abstimmschärfe); das A. des Gesetzes (scherzh.; Polizei); so weit das A. reicht (so weit man sehen kann); jmds. -n brechen (geh.; jmd. stirbt); jmdm. gehen die -n auf (jmd. durchschaut plötzlich einen Sachverhalt, erkennt Zusammenhänge, die er vorher nicht gesehen hatte); jmdm. gehen die -n noch auf (ugs.; jmd. wird früher od. später die bittere Erfahrung machen, dass sich etw. anders verhält, als er glaubte); jmdm. gehen die -n über (1. jmd. ist durch einen Anblick überwältigt. 2. geh.; jmd. beginnt zu weinen; nach Joh. 11, 35); sehenden -s (geh.; leichtsinnig; obwohl man die Gefahr kommen sieht); seinen [eigenen] -n nicht trauen (ugs.; vor Überraschung etw. nicht fassen können); das A. beleidigen (von einem ästhetischen Gesichtspunkt aus betrachtet sehr unschön, unharmonisch sein); ein A. voll Schlaf nehmen (ein wenig, für ganz kurze Zeit schlafen); -n wie ein Luchs haben (sehr scharf sehen u. alles bemerken); hinten keine -n haben (ugs.; nicht sehen können, was hinter einem vor sich geht); seine -n überall haben (auf alles aufpassen, sich nichts entgehen lassen); [große] -n machen (ugs.; staunen, sich wundern); jmdm. [schöne] -n machen (ugs.; mit jmdm. einen Flirt anfangen): Ganz unten am Tisch saßen ... Werner, der Ingeborg wieder schöne -n machte, und ich (Lentz, Muckefuck 181); die -n offen haben/halten (Acht geben, aufpassen); die -n schließen/zumachen (verhüll.; sterben): Was also geschieht mit den Menschen, die wir geliebt haben, wenn sie die -n schließen? (Thielicke, Ich glaube 184); die -n vor etw. verschließen (etw. nicht zur Kenntnis nehmen, nicht wahrhaben wollen); sich [nach jmdm., etw.] die -n aus dem Kopf sehen/schauen (ugs.; intensiv [vergeblich] suchen od. erwartend Ausschau halten); jmdm. am liebsten die -n auskratzen mögen (ugs.; so wütend sein auf jmdn., dass man ihm am liebsten etw. Böses antäte); ein A./beide -n zudrücken (ugs.; etw. nachsichtig, wohlwollend übersehen): ich hätte damals Methoden angewendet, bei denen man heute beide -n zudrücken müsste (H. Weber, Einzug 77); ein A. riskieren (ugs.; einen verstohlenen Blick auf jmdn., etw. werfen); ein A. auf jmdn., etw. werfen (ugs.; sich für jmdn., etw. zu interessieren beginnen); ein A. auf jmdn., etw. haben (1. auf jmdn., etw. Acht geben. 2. an jmdm., etw. Gefallen finden); die -n auf null gestellt haben (salopp; tot sein): „Der hat 'nen Abgang gemacht“, „die -n auf null gestellt“, kommentieren die Fixer aus der Szene, wenn es einen von ihnen erwischt hat (Spiegel 23, 1977, 185); -n machen wie ein gestochenes Kalb (ugs.; töricht dreinschauen); ein A. für etw. haben (das richtige Verständnis, ein Urteilsvermögen für etw. haben); kein A. zutun (ugs.; nicht schlafen [können]); -n im Kopf haben (ugs.; etw. durchschauen, beurteilen können); keine -n im Kopf haben (ugs.; nicht aufpassen); jmdm. die -n öffnen (jmdn. darüber aufklären, wie unerfreulich etw. in Wirklichkeit ist); sich die -n ausweinen/aus dem Kopf weinen (sehr weinen; aus dem Klagelied Jeremias 2, 11); jmdm. etw. an den -n ablesen (die unausgesprochenen Wünsche des anderen von allein erkennen); jmdm. etw. aufs A. drücken (salopp; jmdm. etw. [Unangenehmes] aufbürden): was sie selbst nicht bearbeiten wollen, drücken sie einfach einer Kollegin aufs Auge; jmdn., etw. nicht aus den -n lassen (scharf beobachten); jmdn., etw. aus dem A./aus den -n verlieren (die Verbindung mit jmdm. verlieren, etw. nicht weiterverfolgen): Im dichten Feierabendverkehr verlor er sie am Stadtrand aus den -n (Springer, Was 135); Wenn wir Brücken von der Vergangenheit in die Zukunft schlagen, brauchen wir ja nicht ... die Gegenwart aus dem A. zu verlieren (W. Brandt, Begegnungen 141); nicht mehr/kaum noch aus den -n sehen können (ugs.; sehr müde, erschöpft, mitgenommen sein): sie war so erkältet, dass sie kaum noch aus den -n sehen konnte; geh mir aus den -n! (geh weg!, lass dich hier nicht mehr blicken!); jmdm. aus den -n sehen (jmds. Augen anzusehen sein): ihm sieht der Schalk, die Dummheit aus den -n; jmdm., einander A. in A. gegenüberstehen (jmdm., einander ganz nahe gegenüberstehen); etw. im A. haben (etw. im Sinn haben, vorhaben); jmdn., etw. im A. behalten (jmdn. beobachten, etw. verfolgen); in jmds. -n (nach jmds. Ansicht): das ist in meinen -n glatter Betrug; [jmdm.] ins A./in die -n fallen/springen (auffallen); jmdm. ins A./in die -n stechen (ugs.; jmds. Wunsch wecken, es zu besitzen); jmdm. zu tief in die -n gesehen haben (sich in jmdn. verliebt haben); etw. ins A. fassen (sich etw. vornehmen): Wir sprachen uns noch nicht ab, aber die Möglichkeit, dort zu trainieren, fassten wir doch schon ins A. (Maegerlein, Triumph 143); einer Gefahr ins A. sehen (mutig entgegentreten); ins A. gehen (ugs.; schlecht enden, üble Folgen haben); in jmds. -n steigen/sinken (bei jmdm. an Ansehen, Achtung gewinnen, verlieren); mit einem lachenden und einem weinenden A. (teils erfreut, teils betrübt; wohl nach Shakespeare, Hamlet I, 2); mit offenen -n schlafen (ugs.: 1. nicht aufpassen u. daher etw. nicht wissen od. wahrnehmen, was unangenehme od. nachteilige Auswirkungen hat; oft als Vorwurf an jmdn. gerichtet. 2. dösen); mit einem blauen A. davonkommen (ugs.; ohne großen Schaden, glimpflich davonkommen); etw., jmdn. mit anderen/neuen -n [an]sehen/betrachten (mit einem neuen Verständnis betrachten); jmdn., etw. mit den -n verfolgen (jmdm., einer Sache genau zusehen, aufmerksam hinterherblicken); jmdn., etw. mit den -n verschlingen (ugs.; mit begehrlichen Blicken ansehen); *jmdn. mit den -n ausziehen (ugs.; jmdn. voll sexueller Begierde ansehen): Und diese Kerle, die mich mit den -n ausziehen, widern mich an (Kirst, 08/15, 542); etw. nicht nur um jmds. schöner blauer -n willen tun (nicht aus reiner Gefälligkeit tun); A. um A., Zahn um Zahn (Gleiches wird mit Gleichem vergolten; nach 2. Mos. 21, 24); unter vier -n (zu zweit, ohne weitere Zeugen); unter jmds. -n (in jmds. Anwesenheit); jmdm. nicht [wieder] unter die -n kommen/treten dürfen (bei jmdm. unerwünscht sein, nicht wieder erscheinen dürfen); jmdm. wird [es] schwarz vor [den] -n (jmd. wird ohnmächtig): Der Arzt stochert in der Wunde herum, dass mir schwarz vor den -n wird (Remarque, Westen 170); vor aller -n (in der Öffentlichkeit; öffentlich); jmdm., sich etw. vor -n führen/halten/stellen (deutlich zeigen, klarmachen): Man muss sich die Aufgaben des sowjetischen Sicherheitsministeriums noch einmal vor -n führen (Dönhoff, Ära 209); jmdm. vor -n schweben (deutlich ins Bewusstsein treten). 2. (bei Pflanzen, bes. bei Kartoffel, Rebe, Obstbaum) Keim, Knospenansatz: die -n aus der Kartoffel ausschneiden. 3. a) Punkt auf dem Spielwürfel: er hat sieben -n geworfen; b) Zählwert bei bestimmten Spielen: beim Skat zählt die Dame drei -n. 4. auf einer Flüssigkeit, meist auf der Suppe schwimmender Fetttropfen: auf der Suppe schwimmen viele -n; R in diese Suppe schauen mehr -n hinein als heraus (ugs. scherzh.; sie ist sehr dünn, wenig gehaltvoll). 5. (Seemannsspr.) a) gelegte Schlinge am Ende eines Taus; b) große Öse in einem Tampen: ein A. einspleißen. 6. Loch für den Stiel (bei Hammer od. Axt).