Duden - Redewendungen
Wind
Wind in jmds. Segeln sein: jmdm. Unterstützung, Auftrieb geben: Das ist natürlich Wind in seinen Segeln, daß die Direktion seinen Vorschlag unterstützt.————————
Wind machen (ugs.): prahlen: Der Angeber kann doch nur Wind machen, geleistet hat der in seinem Leben noch nichts. Ob das Trio ... nur Wind macht ..., kann man nachprüfen ... in der Ruhrlandhalle (ran 2, 1980, 30).
-In dieser und in der folgenden Wendung steht der Wind als Bild für das Ungreifbare, Leere.
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[ach] daher pfeift/weht der Wind (ugs.): das ist also die Ursache, so verhalten sich die Dinge: Ach, daher pfeift der Wind - ihr wollt mich moralisch unter Druck setzen, damit ich das Geschäft platzen lasse! Wußtest du nicht, daß der Alte auf die Kleine von gegenüber scharf ist? - Daher weht der Wind! Jetzt wird mir manches klar!
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bei/in Wind und Wetter: bei jeder Witterung, auch bei schlechtem Wetter: Die Briefträger müssen ihren Dienst bei Wind und Wetter versehen. Der Mantel ist sehr praktisch und wird in jedem Wind und Wetter gute Dienste leisten (Schädlich, Nähe 107).
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der Wind hat sich gedreht: die Verhältnisse haben sich geändert: Sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Bereich hatte der Wind sich gedreht - die großen Konzerne hatten an Einfluß verloren.
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der Wind pfeift [jetzt/hier] aus einem anderen Loch (ugs.): es herrscht [jetzt/hier] eine strengere Ordnung, es werden [jetzt/hier] strengere Maßnahmen ergriffen: Seit der Juniorchef die Firma übernommen hat, pfeift der Wind hier aus einem anderen Loch. Sie haben bei meinem Vorgänger eine ruhige Kugel schieben können, aber jetzt pfeift der Wind aus einem anderen Loch.
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es weht ein scharfer Wind: die Zeiten sind rauh, es geht ungemütlich zu: Es wehte ein scharfer Wind für Oppositionelle in diesem Land. Die Automobilindustrie fürchtet um ihre Exportchancen; es weht ein scharfer Wind auf den internationalen Märkten.
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etwas in den Wind schlagen (ugs.): etwas [Gutgemeintes] nicht beachten: Alle Warnungen in den Wind schlagend, gab sie dem Schwindler ihre letzten Ersparnisse. ... weder Sie noch wir sind so überheblich, das Veto der Gegenseite einfach in den Wind zu schlagen (Weber, Tote 20). Es ist auch wahr, daß bislang Ratschläge für eine differenziertere Integration ... in den Wind geschlagen wurden (W. Brandt, Begegnungen 640).
-Der Wind als etwas, was nicht faßbar, nicht von Dauer ist, steht in dieser und in der folgenden Wendung als Bild für Leere, Vergeblichkeit, Verlust; auch zum Ausdruck der Geringschätzigkeit, die einer Sache gegenüber deutlich wird. Bei der Vorstellung »ins Leere schlagen« kann auch die Handbewegung mitgewirkt haben, mit der man etwas von sich weist, abtut.
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etwas in den Wind schreiben: etwas als verloren ansehen: Ihr Geld kann sie in den Wind schreiben; er hat noch nie seine Schulden bezahlt. Wenn er die Prüfung wieder nicht schafft, kann er seine Medizinerkarriere in den Wind schreiben.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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frischer Wind: neuer Schwung, neue Begeisterung: Mit der Wahl des ehemaligen Jusovorsitzenden dürfte etwas frischer Wind in das Komitee gekommen sein. Der neue Linksaußen hat frischen Wind in die Mannschaft gebracht.
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gegen den Wind segeln: sich der vorherrschenden Tendenz, Meinung nicht anschließen: Sie gehört zu denen, die stets gegen den Wind segeln, immer etwas Neues ausprobieren wollen.
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hier/dort usw. weht ein anderer/scharfer/schärferer Wind (ugs.): hier/dort usw. geht es streng, unfreundlich/strenger, unfreundlicher zu: Solche Bummeleien sind ab sofort nicht mehr drin, hier weht jetzt ein anderer Wind! Im Geschäftsleben weht ein scharfer Wind, das wirst du schon noch begreifen!
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in alle [vier] Winde: überallhin, in alle Himmelsrichtungen: Nach dem Abitur hatte sich unsere Clique in alle Winde zerstreut. Die Brüder waren nach dem Tod der Eltern in alle vier Winde auseinandergegangen.
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in den Wind reden: reden, ohne Gehör zu finden: Niemand hörte auf die Worte des Propheten, er redete in den Wind. Ich hatte das Gefühl, in den Wind geredet zu haben, stand ernüchtert auf ... und wollte mich entfernen (Hildesheimer, Legenden 73).
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jmdm. bläst der Wind [scharf] ins Gesicht: jmd. hat eine schwere Zeit voller Widrigkeiten durchzustehen: Den konservativen Politikern blies nach dem Putsch der linken Militärs der Wind scharf ins Gesicht.
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jmdm. den Wind aus den Segeln nehmen: einem Gegner den Grund für sein Vorgehen oder die Voraussetzungen für seine Argumente nehmen: Die Regierung wird ihren Fehler eingestehen und damit der Opposition den Wind aus den Segeln nehmen. Aber daß sie Goron den Wind aus den Segeln genommen hat, verstärkt den Ruhm ihrer abenteuerlichen Schönheit (Maass, Gouffé 127).
-Die Wendung stammt aus der Seemannssprache. Vor allem bei Seegefechten kam es früher darauf an, durch geschickte Manöver das gegnerische Schiff in den Windschatten zu bringen.
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mit dem Wind segeln: sich [in charakterloser Weise] der jeweiligen Situation, Tendenz anpassen: Den Schriftstellern blieb nichts übrig, als mit dem Wind zu segeln.
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schieß in 'n Wind! (ugs.): verschwinde!: Na los, schieß in 'n Wind, ich will dich nicht mehr sehen! Das hier ist nichts für dich, Kleiner, schieß in 'n Wind!
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sich den/frischen Wind um die Nase/Ohren wehen/pfeifen lassen: die Welt und das Leben kennenlernen: Mit siebzehn ist er dann nach Südamerika gegangen, wollte sich ein bißchen den Wind um die Nase wehen lassen. ... daß Doktor Überbein sich den Wind hatte um die Nase wehen lassen, verfehlte nicht seine Wirkung auf Klaus und Heinrich (Th. Mann, Königl. Hoheit, 55).
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viel Wind um etwas machen (ugs.): großes Aufhebens von etwas machen: Erst hat man viel Wind um das neue Theater gemacht, aber jetzt hat das Publikumsinteresse schon merklich nachgelassen. Immerzu und unter allen Regierungen machten spaltenlange Artikel und empörte Leserbriefe Wind um den Aktienteich (Grass, Hundejahre 309).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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von etwas Wind bekommen (ugs.): von etwas, das geheim bleiben sollte, erfahren: Woher die Presse von den Regierungsplänen Wind bekommen hat, ist noch nicht geklärt. Die Kripo hatte schon vor geraumer Zeit von der Existenz des Spielclubs Wind bekommen (MM 20. 5. 1975, 17).
-Diese Wendung stammt aus der Jägersprache. Sie bezieht sich auf die Witterung, die das Wild bekommt, wenn der Wind ihm den Geruch des Jägers zuträgt.
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wer Wind sät, wird Sturm ernten: wer andere angreift, muß mit heftigen Gegenreaktionen rechnen: Wir können den Wirtschaftsminister nur vor jeder Einmischung in die Tarifauseinandersetzungen warnen; die Verbände werden sich zu wehren wissen - wer Wind sät, wird Sturm ernten!
-Diese Redensart ist ein Zitat aus dem Alten Testament (Hosea 8, 7).
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wie der Wind: sehr schnell: Die Nachricht verbreitete sich wie der Wind. Sie sauste wie der Wind durch den Korridor.
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wissen/merken, woher der Wind weht (ugs.): wissen/merken, was vor sich geht, welche Ursache die Ereignisse haben: Als er plötzlich nicht mehr für sie zu sprechen war, merkte sie endlich, woher der Wind wehte. Wir wissen, woher der Wind weht; hinter all dem steckt doch nur dein Schwiegervater, stimmt's?
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die/seine Fahne nach dem Wind[e] drehen.
den/seinen Mantel/das/sein Mäntelchen nach dem Wind hängen.
eine Mütze voll Wind.
schwanken wie ein Rohr im Wind.
sieben Meilen gegen den Wind stinken.
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