Duden - Redewendungen
Wasser
Wasser auf jmds. Mühle sein: jmdn. unterstützen, beflügeln: Solche halbherzigen Dementis von seiten des Kanzlers waren Wasser auf die Mühle der Opposition. Die neuen Statistiken über gewalttätige Ehemänner sind Wasser auf die Mühle der Feministinnen.————————
Wasser hat keine/(selten:) keinen Balken: Wasser ist gefährlich, weil man darin untergehen und ertrinken kann: Nein, mit so einer Nußschale würde er nicht aufs offene Meer hinausfahren - Wasser hat keine Balken!
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Wasser in ein/mit einem Sieb schöpfen: sich mit etwas Aussichtslosem abmühen: Diesem Strohkopf etwas erklären zu wollen heißt Wasser in ein Sieb schöpfen.
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Wasser treten: 1. sich durch tretende Beinbewegungen an der Wasseroberfläche halten: Der Kleine kann zwar noch nicht richtig schwimmen, aber schon ganz gut Wasser treten. 2. [bei der Anwendung eines Heilverfahrens] barfuß im kalten Wasser gehen: Vor dem Frühstück mußten wir erst zehn Minuten Wasser treten.
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[jmdm.] Wasser in den Wein gießen (geh.): [jmds.] Begeisterung dämpfen: Ich bedauere, Ihnen Wasser in den Wein gießen zu müssen, aber vom Erlös dieser Verkäufe wird der Fiskus einen erheblichen Anteil fordern.
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bei Wasser und Brot sitzen: im Gefängnis sein: Laß dich auf solche krummen Dinger nicht ein - oder willst du ein paar Jahre bei Wasser und Brot sitzen?
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da/bis dahin fließt noch viel Wasser den Berg/den Rhein/die Elbe/die Spree o. ä. hinunter (ugs.): das dauert noch eine lange Zeit: Bis dieser Prozeß durch alle Instanzen gelaufen ist, fließt noch viel Wasser den Neckar hinunter.
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du kommst schon noch mal auf meinen Hof/in mein Klosett/auf meine Toilette Wasser trinken (ugs.): du wirst mich schon noch einmal um meine Hilfe bitten: Dann behalt doch dein blödes Geld für dich, du Geizkragen! Du kommst schon noch mal in mein Klosett Wasser trinken!
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ein stilles Wasser (ugs.; scherzh.): ein ruhiger Mensch: Sein jüngerer Bruder war eher unscheinbar, ein stilles Wasser. Ich weiß, daß du ein stilles Wasser bist und geübt in der Verstellung und schielst nach mir ... (Hacks, Stücke 287).
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etwas unter Wasser setzen: etwas mit Wasser überfluten: Durch den Staudamm wird das Tal unter Wasser gesetzt werden. Eine defekte Waschmaschine hatte die Küche unter Wasser gesetzt. ... indem sie die Blüten mit dem Zerstäuber verschwenderisch unter Wasser setzte (Langgässer, Siegel 505).
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hier/dort o. ä. wird auch nur mit Wasser gekocht; der kocht/die kochen auch nur mit Wasser: hier/dort/bei dem/bei denen geht es auch nicht anders zu als überall, werden auch keine Wunder vollbracht: Das Institut hat einen hervorragenden Ruf auf dem Gebiet der Materialprüfung, aber letztlich wird dort auch nur mit Wasser gekocht. In der »Baracke« ... sah ich nicht nur fröhliche Gesichter: Es hat sich gezeigt, ... daß andere auch nur mit Wasser kochten (W. Brandt, Begegnungen 46).
-Diese Redensart bezog sich ursprünglich auf die (wirtschaftlichen) Verhältnisse ärmerer Leute, bei denen mit Wasser statt mit Wein, Fleischbrühe o. ä. gekocht wurde.
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ins Wasser fallen (ugs.): ausfallen, nicht stattfinden können: Es hatte einen riesigen Krach zwischen dem Intendanten und dem Regisseur gegeben, und die Premiere war ins Wasser gefallen. Katharina lächelte und bedauerte, daß die geplante Fahrt ins Neckartal nun ins Wasser gefallen sei (Ossowski, Liebe ist 73).
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ins Wasser gehen (verhüll.): sich das Leben nehmen, indem man sich in einem Fluß, See o. ä. ertränkt: Als sie wußte, daß sie schwanger war und daß der Kerl sie niemals heiraten würde, ging sie ins Wasser. Das Mädchen, dem das individuelle Dasein mit seinem Kummer zur Last geworden ist, will sich im Elementaren auflösen. Es geht ins Wasser (Niekisch, Leben 302).
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ins kalte Wasser springen/geworfen werden (ugs.): sich in ungewohnter Situation, bei einer völlig neuen Aufgabe bewähren müssen: Nach dem Tod seines Vaters war er ins kalte Wasser gesprungen und hatte die Firmenleitung übernommen. Als Reporterin ist sie damals ins kalte Wasser geworfen worden, aber sie hat sich hervorragend bewährt.
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jmdm. das Wasser abgraben (ugs.): jmdn. seiner Wirkungsmöglichkeiten berauben; jmdm. die Existenzgrundlage nehmen: »Wir ... unterstützen den Nationalismus, weil er das beste Mittel ist, den Roten das Wasser abzugraben« (Feuchtwanger, Erfolg 553). Notfalls besitzt der Staat immer noch die Möglichkeit, dem Volke zusätzliche Konsumgüter zur Verfügung zu stellen und so einer denkbaren Opposition das Wasser abzugraben (Mehnert, Sowjetmensch 250).
-Diese Wendung bezog sich wahrscheinlich ursprünglich auf den Betrieb der Wassermühle. Wer den Wasserzulauf verändert (z. B. durch das Graben eines neuen Bachbettes), so daß das Mühlrad nicht mehr oder mit weniger Kraft angetrieben wird, kann die Mühle stillegen.
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jmdm. läuft das Wasser im Mund[e] zusammen (ugs.): jmd. bekommt großen Appetit auf etwas, großes Verlangen nach etwas: Schau dir den Auktionskatalog an! Da läuft doch jedem Sammler das Wasser im Mund zusammen! Silbi hat ihren Kochherd in Betrieb genommen, sie brät sich Zucker in einer Puppenpfanne. Das Wasser läuft ihr im Munde zusammen dabei, obwohl es schon sehr angebrannt riecht (Kempowski, Zeit 114).
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jmdm. nicht das Wasser reichen können (ugs.): an jmds. Fähigkeiten, Leistungen o. ä. nicht heranreichen: Sie ist sicher eine erstklassige Eiskunstläuferin, aber ihrer Konkurrentin aus Kanada kann sie nicht das Wasser reichen. ... ein Weltstar, dem unsere »Sterne« nicht das Wasser reichen können (Hörzu 26, 1979, 129).
-Im Mittelalter wurde vor den Mahlzeiten Wasser zur Reinigung der Hände herumgereicht. Die vorliegende Wendung meinte ursprünglich, daß jemand es nicht einmal wert sei, diese niedrige Tätigkeit auszuüben.
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jmdm. steht das Wasser bis zum Hals/bis an die Kehle/bis zur Kehle (ugs.): jmd. ist in größten [finanziellen] Schwierigkeiten: Nach dem Verlust zweier wichtiger Aufträge steht der Firma das Wasser bis an die Kehle. Ja, dieser Brief. Rohdewald schrieb ihn einen Monat vor seiner Verhaftung, da stand ihm das Wasser bis zum Hals (Loest, Pistole 144).
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jmdn., sich über Wasser halten: jmds., seine eigene Existenz [in wirtschaftlicher Hinsicht] erhalten: Der neue Kredit sollte ihn so lange über Wasser halten, bis er seine Produktion umgestellt hat. Mit Holzhacken für ein warmes Essen, mit Botengängen hielt er sich über Wasser (Kühn, Zeit 58). Es sind eh die vom Leben am härtesten Gebeutelten, die sich mit Drehorgelmusik ... mühsam über Wasser halten (Hörzu 3, 1973, 57).
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kein Wässerchen trüben können (ugs.): völlig harmlos sein: Der Angeklagte sieht aus, als ob er kein Wässerchen trüben könne. Was für eine lächerliche Beschuldigung - Tante Annette kann kein Wässerchen trüben, das weiß doch jeder!
-Diese Wendung geht auf eine Äsopische Fabel vom Wolf und dem Lamm zurück. Darin frißt der Wolf das Lamm mit der Begründung, es habe sein Trinkwasser verunreinigt (getrübt). In Wahrheit war das ausgeschlossen, da das Lamm weiter unten am Bach getrunken hatte als der Wolf.
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mit allen Wassern gewaschen sein (ugs.): sehr gerissen sein, alle Tricks kennen: Wer es in diesem Job zu etwas bringen will, der muß schon mit allen Wassern gewaschen sein. ... ich hatte, obwohl ich selbst, wie man zu sagen pflegt, schon mit allen Wassern gewaschen war, ein wenig Angst vor ihm (Roth, Beichte 89). Aufsiepe, als alter Geheimdienstler mit allen Wassern gewaschen, trieb in der Kölner Unterwelt zwei tüchtige Halunken auf (Zwerenz, Quadriga 131).
-Diese Wendung bezog sich ursprünglich auf Seeleute, die schon mit dem Wasser verschiedener Ozeane in Berührung gekommen waren, also weit gereist und daher sehr erfahren waren.
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nahe am/ans Wasser gebaut haben (ugs.): sehr leicht in Tränen ausbrechen: Wer nahe ans Wasser gebaut hat, sollte für diesen Film eine besonders große Packung Papiertücher mitnehmen. Einige haben nah am Wasser gebaut, andere sind durchs Leben gehärtet (Hörzu 1, 1980, 25). ... manche haben so nahe am Wasser gebaut, daß eine rührende Zeitungsnachricht ihre Tränendrüsen aktiv werden läßt (Thielicke, Ich glaube 137).
-Die Wendung will ausdrücken, daß jemand den Tränen so nahe ist wie ein am Ufer gebautes Haus dem Wasser. Dabei klingt an, daß »Wasser« auch die Bedeutung »Tränen« haben kann; vgl. z. B. »das Wasser tritt, schießt jemandem in die Augen«.
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reinsten Wassers; von reinstem Wasser: ohne Einschränkung, durch und durch: Die neue Leiterin des Staatsballetts war eine Tänzerin und Choreographin reinsten Wassers. Hermann ..., ein tiefreligiöser Mensch und ein Idealist von reinstem Wasser, fiel als ein Opfer des 20. Juli (Rothfels, Opposition 193).
-In der Fachsprache der Diamantenschleifer wird mit »erstes, zweites, drittes usw. Wasser« der Reinheitsgrad der Diamanten bezeichnet. Hierauf geht diese Fügung zurück.
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sein Wasser/sich das Wasser abschlagen (veraltend): [von Männern gesagt] urinieren: Er eilte zum nächsten Baum, um sein Wasser abzuschlagen. Da es kaum öffentliche Toiletten gibt, schlagen sich viele Touristen das Wasser an irgendeiner Hauswand ab.
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stille Wasser sind tief: äußerlich zurückhaltende, ruhige Menschen haben oft überraschende [Charakter]eigenschaften: Eigentlich ist er in all den Jahren nie besonders aufgefallen, und jetzt stellt sich heraus, daß er mit drei Frauen gleichzeitig verheiratet war! - Tja, stille Wasser sind tief.
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unter Wasser stehen: überflutet sein: Nach dem letzten Gewittersturm standen sämtliche Straßen der Altstadt unter Wasser. Wir haben einen Rohrbruch im Haus, der ganze Keller steht schon unter Wasser. ... weil die Au ... jedes Jahr nach der Schneeschmelze unter Wasser steht (Zenker, Froschfest 109).
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wie aus dem Wasser gezogen sein (ugs.): naß geschwitzt sein: Es war derart schwül an diesem Tag, daß man nach einer halben Stunde Arbeit wie aus dem Wasser gezogen war.
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wie mit kaltem Wasser übergossen: plötzlich ernüchtert, enttäuscht: Die Hinterbliebenen saßen da wie mit kaltem Wasser übergossen, als der Notar das Testament verlesen hatte.
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zu Wasser werden (ugs.): nicht verwirklicht werden können: Das ist alles bereits gebrieft und gesiegelt, und es müßte der Gottseibeiuns selbst die Hand im Spiele haben, damit alles wieder zu Wasser werde wie so oft in meinem Leben (Werfel, Himmel 44).
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zu blöd/dumm, einen Eimer Wasser umzustoßen (ugs.): sehr dumm und ungeschickt: Laß ihn reden, der Typ ist doch zu blöd, einen Eimer Wasser umzustoßen!
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↑ an jmdm. ablaufen wie das Wasser am Entenflügel/an der Gans/am Pudel.
↑ Blut und Wasser schwitzen.
↑ Blut ist dicker als Wasser.
↑ ein Gegensatz wie Feuer und Wasser.
↑ gesund wie ein Fisch im Wasser.
↑ der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht.
↑ munter wie ein Fisch im Wasser.
↑ Rotz und Wasser heulen.
↑ ein Schlag ins Wasser [sein].
↑ jmdn. schleifen, bis ihm das Wasser im Arsch kocht.
↑ auf beiden Schultern Wasser tragen.
↑ die Sonne zieht Wasser.
↑ ein Sprung ins kalte Wasser.
↑ eine Stange Wasser in die Ecke stellen.
↑ jmds. Strümpfe ziehen Wasser.
Wasser hat keine/(selten:) keinen Balken: Wasser ist gefährlich, weil man darin untergehen und ertrinken kann: Nein, mit so einer Nußschale würde er nicht aufs offene Meer hinausfahren - Wasser hat keine Balken!
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Wasser in ein/mit einem Sieb schöpfen: sich mit etwas Aussichtslosem abmühen: Diesem Strohkopf etwas erklären zu wollen heißt Wasser in ein Sieb schöpfen.
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Wasser treten: 1. sich durch tretende Beinbewegungen an der Wasseroberfläche halten: Der Kleine kann zwar noch nicht richtig schwimmen, aber schon ganz gut Wasser treten. 2. [bei der Anwendung eines Heilverfahrens] barfuß im kalten Wasser gehen: Vor dem Frühstück mußten wir erst zehn Minuten Wasser treten.
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[jmdm.] Wasser in den Wein gießen (geh.): [jmds.] Begeisterung dämpfen: Ich bedauere, Ihnen Wasser in den Wein gießen zu müssen, aber vom Erlös dieser Verkäufe wird der Fiskus einen erheblichen Anteil fordern.
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bei Wasser und Brot sitzen: im Gefängnis sein: Laß dich auf solche krummen Dinger nicht ein - oder willst du ein paar Jahre bei Wasser und Brot sitzen?
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da/bis dahin fließt noch viel Wasser den Berg/den Rhein/die Elbe/die Spree o. ä. hinunter (ugs.): das dauert noch eine lange Zeit: Bis dieser Prozeß durch alle Instanzen gelaufen ist, fließt noch viel Wasser den Neckar hinunter.
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du kommst schon noch mal auf meinen Hof/in mein Klosett/auf meine Toilette Wasser trinken (ugs.): du wirst mich schon noch einmal um meine Hilfe bitten: Dann behalt doch dein blödes Geld für dich, du Geizkragen! Du kommst schon noch mal in mein Klosett Wasser trinken!
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ein stilles Wasser (ugs.; scherzh.): ein ruhiger Mensch: Sein jüngerer Bruder war eher unscheinbar, ein stilles Wasser. Ich weiß, daß du ein stilles Wasser bist und geübt in der Verstellung und schielst nach mir ... (Hacks, Stücke 287).
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etwas unter Wasser setzen: etwas mit Wasser überfluten: Durch den Staudamm wird das Tal unter Wasser gesetzt werden. Eine defekte Waschmaschine hatte die Küche unter Wasser gesetzt. ... indem sie die Blüten mit dem Zerstäuber verschwenderisch unter Wasser setzte (Langgässer, Siegel 505).
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hier/dort o. ä. wird auch nur mit Wasser gekocht; der kocht/die kochen auch nur mit Wasser: hier/dort/bei dem/bei denen geht es auch nicht anders zu als überall, werden auch keine Wunder vollbracht: Das Institut hat einen hervorragenden Ruf auf dem Gebiet der Materialprüfung, aber letztlich wird dort auch nur mit Wasser gekocht. In der »Baracke« ... sah ich nicht nur fröhliche Gesichter: Es hat sich gezeigt, ... daß andere auch nur mit Wasser kochten (W. Brandt, Begegnungen 46).
-Diese Redensart bezog sich ursprünglich auf die (wirtschaftlichen) Verhältnisse ärmerer Leute, bei denen mit Wasser statt mit Wein, Fleischbrühe o. ä. gekocht wurde.
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ins Wasser fallen (ugs.): ausfallen, nicht stattfinden können: Es hatte einen riesigen Krach zwischen dem Intendanten und dem Regisseur gegeben, und die Premiere war ins Wasser gefallen. Katharina lächelte und bedauerte, daß die geplante Fahrt ins Neckartal nun ins Wasser gefallen sei (Ossowski, Liebe ist 73).
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ins Wasser gehen (verhüll.): sich das Leben nehmen, indem man sich in einem Fluß, See o. ä. ertränkt: Als sie wußte, daß sie schwanger war und daß der Kerl sie niemals heiraten würde, ging sie ins Wasser. Das Mädchen, dem das individuelle Dasein mit seinem Kummer zur Last geworden ist, will sich im Elementaren auflösen. Es geht ins Wasser (Niekisch, Leben 302).
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ins kalte Wasser springen/geworfen werden (ugs.): sich in ungewohnter Situation, bei einer völlig neuen Aufgabe bewähren müssen: Nach dem Tod seines Vaters war er ins kalte Wasser gesprungen und hatte die Firmenleitung übernommen. Als Reporterin ist sie damals ins kalte Wasser geworfen worden, aber sie hat sich hervorragend bewährt.
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jmdm. das Wasser abgraben (ugs.): jmdn. seiner Wirkungsmöglichkeiten berauben; jmdm. die Existenzgrundlage nehmen: »Wir ... unterstützen den Nationalismus, weil er das beste Mittel ist, den Roten das Wasser abzugraben« (Feuchtwanger, Erfolg 553). Notfalls besitzt der Staat immer noch die Möglichkeit, dem Volke zusätzliche Konsumgüter zur Verfügung zu stellen und so einer denkbaren Opposition das Wasser abzugraben (Mehnert, Sowjetmensch 250).
-Diese Wendung bezog sich wahrscheinlich ursprünglich auf den Betrieb der Wassermühle. Wer den Wasserzulauf verändert (z. B. durch das Graben eines neuen Bachbettes), so daß das Mühlrad nicht mehr oder mit weniger Kraft angetrieben wird, kann die Mühle stillegen.
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jmdm. läuft das Wasser im Mund[e] zusammen (ugs.): jmd. bekommt großen Appetit auf etwas, großes Verlangen nach etwas: Schau dir den Auktionskatalog an! Da läuft doch jedem Sammler das Wasser im Mund zusammen! Silbi hat ihren Kochherd in Betrieb genommen, sie brät sich Zucker in einer Puppenpfanne. Das Wasser läuft ihr im Munde zusammen dabei, obwohl es schon sehr angebrannt riecht (Kempowski, Zeit 114).
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jmdm. nicht das Wasser reichen können (ugs.): an jmds. Fähigkeiten, Leistungen o. ä. nicht heranreichen: Sie ist sicher eine erstklassige Eiskunstläuferin, aber ihrer Konkurrentin aus Kanada kann sie nicht das Wasser reichen. ... ein Weltstar, dem unsere »Sterne« nicht das Wasser reichen können (Hörzu 26, 1979, 129).
-Im Mittelalter wurde vor den Mahlzeiten Wasser zur Reinigung der Hände herumgereicht. Die vorliegende Wendung meinte ursprünglich, daß jemand es nicht einmal wert sei, diese niedrige Tätigkeit auszuüben.
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jmdm. steht das Wasser bis zum Hals/bis an die Kehle/bis zur Kehle (ugs.): jmd. ist in größten [finanziellen] Schwierigkeiten: Nach dem Verlust zweier wichtiger Aufträge steht der Firma das Wasser bis an die Kehle. Ja, dieser Brief. Rohdewald schrieb ihn einen Monat vor seiner Verhaftung, da stand ihm das Wasser bis zum Hals (Loest, Pistole 144).
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jmdn., sich über Wasser halten: jmds., seine eigene Existenz [in wirtschaftlicher Hinsicht] erhalten: Der neue Kredit sollte ihn so lange über Wasser halten, bis er seine Produktion umgestellt hat. Mit Holzhacken für ein warmes Essen, mit Botengängen hielt er sich über Wasser (Kühn, Zeit 58). Es sind eh die vom Leben am härtesten Gebeutelten, die sich mit Drehorgelmusik ... mühsam über Wasser halten (Hörzu 3, 1973, 57).
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kein Wässerchen trüben können (ugs.): völlig harmlos sein: Der Angeklagte sieht aus, als ob er kein Wässerchen trüben könne. Was für eine lächerliche Beschuldigung - Tante Annette kann kein Wässerchen trüben, das weiß doch jeder!
-Diese Wendung geht auf eine Äsopische Fabel vom Wolf und dem Lamm zurück. Darin frißt der Wolf das Lamm mit der Begründung, es habe sein Trinkwasser verunreinigt (getrübt). In Wahrheit war das ausgeschlossen, da das Lamm weiter unten am Bach getrunken hatte als der Wolf.
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mit allen Wassern gewaschen sein (ugs.): sehr gerissen sein, alle Tricks kennen: Wer es in diesem Job zu etwas bringen will, der muß schon mit allen Wassern gewaschen sein. ... ich hatte, obwohl ich selbst, wie man zu sagen pflegt, schon mit allen Wassern gewaschen war, ein wenig Angst vor ihm (Roth, Beichte 89). Aufsiepe, als alter Geheimdienstler mit allen Wassern gewaschen, trieb in der Kölner Unterwelt zwei tüchtige Halunken auf (Zwerenz, Quadriga 131).
-Diese Wendung bezog sich ursprünglich auf Seeleute, die schon mit dem Wasser verschiedener Ozeane in Berührung gekommen waren, also weit gereist und daher sehr erfahren waren.
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nahe am/ans Wasser gebaut haben (ugs.): sehr leicht in Tränen ausbrechen: Wer nahe ans Wasser gebaut hat, sollte für diesen Film eine besonders große Packung Papiertücher mitnehmen. Einige haben nah am Wasser gebaut, andere sind durchs Leben gehärtet (Hörzu 1, 1980, 25). ... manche haben so nahe am Wasser gebaut, daß eine rührende Zeitungsnachricht ihre Tränendrüsen aktiv werden läßt (Thielicke, Ich glaube 137).
-Die Wendung will ausdrücken, daß jemand den Tränen so nahe ist wie ein am Ufer gebautes Haus dem Wasser. Dabei klingt an, daß »Wasser« auch die Bedeutung »Tränen« haben kann; vgl. z. B. »das Wasser tritt, schießt jemandem in die Augen«.
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reinsten Wassers; von reinstem Wasser: ohne Einschränkung, durch und durch: Die neue Leiterin des Staatsballetts war eine Tänzerin und Choreographin reinsten Wassers. Hermann ..., ein tiefreligiöser Mensch und ein Idealist von reinstem Wasser, fiel als ein Opfer des 20. Juli (Rothfels, Opposition 193).
-In der Fachsprache der Diamantenschleifer wird mit »erstes, zweites, drittes usw. Wasser« der Reinheitsgrad der Diamanten bezeichnet. Hierauf geht diese Fügung zurück.
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sein Wasser/sich das Wasser abschlagen (veraltend): [von Männern gesagt] urinieren: Er eilte zum nächsten Baum, um sein Wasser abzuschlagen. Da es kaum öffentliche Toiletten gibt, schlagen sich viele Touristen das Wasser an irgendeiner Hauswand ab.
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stille Wasser sind tief: äußerlich zurückhaltende, ruhige Menschen haben oft überraschende [Charakter]eigenschaften: Eigentlich ist er in all den Jahren nie besonders aufgefallen, und jetzt stellt sich heraus, daß er mit drei Frauen gleichzeitig verheiratet war! - Tja, stille Wasser sind tief.
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unter Wasser stehen: überflutet sein: Nach dem letzten Gewittersturm standen sämtliche Straßen der Altstadt unter Wasser. Wir haben einen Rohrbruch im Haus, der ganze Keller steht schon unter Wasser. ... weil die Au ... jedes Jahr nach der Schneeschmelze unter Wasser steht (Zenker, Froschfest 109).
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wie aus dem Wasser gezogen sein (ugs.): naß geschwitzt sein: Es war derart schwül an diesem Tag, daß man nach einer halben Stunde Arbeit wie aus dem Wasser gezogen war.
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wie mit kaltem Wasser übergossen: plötzlich ernüchtert, enttäuscht: Die Hinterbliebenen saßen da wie mit kaltem Wasser übergossen, als der Notar das Testament verlesen hatte.
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zu Wasser werden (ugs.): nicht verwirklicht werden können: Das ist alles bereits gebrieft und gesiegelt, und es müßte der Gottseibeiuns selbst die Hand im Spiele haben, damit alles wieder zu Wasser werde wie so oft in meinem Leben (Werfel, Himmel 44).
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zu blöd/dumm, einen Eimer Wasser umzustoßen (ugs.): sehr dumm und ungeschickt: Laß ihn reden, der Typ ist doch zu blöd, einen Eimer Wasser umzustoßen!
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↑ an jmdm. ablaufen wie das Wasser am Entenflügel/an der Gans/am Pudel.
↑ Blut und Wasser schwitzen.
↑ Blut ist dicker als Wasser.
↑ ein Gegensatz wie Feuer und Wasser.
↑ gesund wie ein Fisch im Wasser.
↑ der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht.
↑ munter wie ein Fisch im Wasser.
↑ Rotz und Wasser heulen.
↑ ein Schlag ins Wasser [sein].
↑ jmdn. schleifen, bis ihm das Wasser im Arsch kocht.
↑ auf beiden Schultern Wasser tragen.
↑ die Sonne zieht Wasser.
↑ ein Sprung ins kalte Wasser.
↑ eine Stange Wasser in die Ecke stellen.
↑ jmds. Strümpfe ziehen Wasser.