Duden - Redewendungen
Tisch
am grünen Tisch/vom grünen Tisch aus: lediglich von der Planung ausgehend, ohne Kenntnis der Praxis: Natürlich wurde wieder einmal alles vom grünen Tisch aus entschieden, und dann wundert man sich, wenn die Betroffenen verärgert sind. So eine Entscheidung darf unter gar keinen Umständen am grünen Tisch gefällt werden.-Die Wendung rührt daher, daß die Verhandlungstische früher oft mit grünem Leder oder Tuch bezogen waren.
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am runden Tisch: unter gleichberechtigten Verhandlungspartnern: Wenn die Stadtverwaltung bereit ist, mit Vertretern der Bürgerinitiative am runden Tisch zu verhandeln, läßt sich der Streit um die neue Fabrik vielleicht gütlich beilegen. Wie wär's, wenn sich die Gesprächsleiter zu diesem Thema mal an den runden Tisch setzen! (Hörzu 41, 1971, 5).
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auf den Tisch hauen/schlagen (ugs.): sich gegenüber anderen sehr energisch einsetzen, durchsetzen: Du mußt einfach mal auf den Tisch schlagen, du kannst dir doch nicht alles gefallen lassen! Hier kann man nicht mehr taktieren, hier muß man auf den Tisch hauen (v. d. Grün, Glatteis 138).
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bar auf den Tisch des Hauses (ugs.): in bar: Ihr Scheckbuch können Sie vergessen, ich brauche das Geld bar auf den Tisch des Hauses! Mit je 50000 Mark bar auf den Tisch des Hauses wollte eine Fertighausbaufirma ... Reklame machen ... (Hörzu 8, 1972, 30).
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bei/nach/vor/zu Tisch: beim/nach dem/vor dem/zum Essen: Vor Tisch wird keine Schokolade gegessen, merk dir das! Wir saßen also zu fünfen bei Tisch (Hauptmann, Schuß 34). Die Unterhaltung bei Tisch war die eines Mädchenpensionats (Remarque, Triomphe 415). Nach Tische, wie gewöhnlich, servierte ich Kaffee in der Halle ... (Th. Mann, Krull 252). ... welch seltene Gunst es sei, vom Meister zu Tisch geladen zu werden (Hesse, Narziß 233).
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etwas auf den Tisch des Hauses legen (ugs.): etwas förmlich vorlegen, zur Kenntnis bringen: Ich lege Ihnen hier einen Vertrag auf den Tisch des Hauses, der Ihnen für die nächsten zehn Jahre ein phantastisches Einkommen garantiert. ... wenn beide Vorstände ein gemeinsames Konzept auf den Tisch des Hauses legen würden (Spiegel 44, 1991, 162).
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etwas vom Tisch bringen: etwas erledigen: Sie hatte erst zwei der fünf Prüfungsfragen vom Tisch gebracht. Wir blieben dabei, dieses Reizthema vom Tisch zu bringen (W. Brandt, Begegnungen 180).
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etwas vom Tisch wischen/fegen: etwas als unwichtig abtun, beiseite schieben: Sie wischte alle Warnungen vom Tisch. Anderl wischte diesen Einwand leicht vom Tisch (Kühn, Zeit 232).
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jmdn. [mit jmdm.] an einen Tisch bringen: jmdn. [mit jmdm.] zu Verhandlungen zu sammenführen: Wer hätte gedacht, daß es jemals gelingen würde, die verfeindeten Brüder an einen Tisch zu bringen? Wenn Sie Ihren Vater mit einem unserer Rechtsanwälte an einen Tisch bringen könnten, wäre vielleicht doch noch eine Einigung möglich.
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jmdn. unter den Tisch trinken (ugs.)/ saufen (derb): mehr Alkohol vertragen als jmd., mit dem man trinkt: Wie Hubert damals den Zweizentnermann unter den Tisch soff ... (Härtling, Hubert 322). ... und wenn er anfing zu trinken, dann trank er alle unter den Tisch (Hörzu 23, 1972, 21).
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jmdn. über den Tisch ziehen (ugs.): jmdn. übervorteilen: Trotz der Eile, mit der verhandelt wurde, hätte der Anwalt sich nicht dermaßen über den Tisch ziehen lassen dürfen. Wie blutige Anfänger hätten sich die Standesführer von Gesundheitspolitikern und Krankenkassen über den Tisch ziehen lassen (Spiegel 51, 1987, 172).
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reinen Tisch machen (ugs.): eine Angelegenheit bereinigen, alles in Ordnung bringen: Dieser ständige Kleinkrieg hat doch wirklich keinen Sinn, wir sollten uns lieber in Ruhe zusammensetzen und ein für alle Mal reinen Tisch machen. Deshalb sei es an der Zeit, reinen Tisch zu machen und auch die Freudenmädchen prinzipiell unter den Schutz des ... Grundgesetzes zu stellen (Spiegel 14, 1976, 86).
-Die Wendung bezieht sich wohl auf den Schreib- oder Arbeitstisch, auf dem bei Arbeitsschluß keine Rechnungen, Schriftstücke usw. oder Werkzeuge liegen sollen.
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unter den Tisch fallen (ugs.): nicht berücksichtigt werden: Die Interessen der kleineren Staaten sind bei dem internationalen Abkommen wieder einmal unter den Tisch gefallen. Freilich machte die Unbedenklichkeit, mit der Justinian gegebene Zusicherungen ... einfach unter den Tisch fallen ließ, den schlechtesten Eindruck (Thieß, Reich 555).
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vom Tisch sein/kommen/müssen (ugs.): erledigt sein/werden/werden müssen: Diese unangenehme Sache muß so schnell wie möglich vom Tisch. Sorgen Sie dafür, daß das alles vom Tisch kommt, und zwar noch vor der nächsten Aufsichtsratssitzung! Damit ist das Thema allerdings nicht vom Tisch (Spiegel 31, 1979, 135).
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von Tisch und Bett getrennt sein/leben: in einer gescheiterten Ehe in Trennung leben: Da die Eheleute seit 15 Jahren von Tisch und Bett getrennt sind, dürfte einer Scheidung nichts im Wege stehen. Erst ... im neubezogenen Haus ... erfahre ich, daß ihre Eltern ... von Tisch und Bett getrennt leben (Hörzu 38, 1976, 24).
-Hier handelt es sich um eine alte Rechtsformel; Tisch und Bett stehen für die wirtschaftliche und sexuelle Gemeinschaft der Ehe.
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vor Tische las man's anders: vor einem bestimmten Ereignis wurde eine ganz andere Meinung vertreten: Er hat also schon immer gewußt, daß wir die Absatzkrise überwinden würden? Na, vor Tische las man's anders!
-Die vorliegende Redensart ist ein Zitat aus Schillers Drama »Die Piccolomini« (IV. Akt, 7. Szene).
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zum Tisch des Herrn gehen (Rel.; geh.): am Abendmahl teilnehmen, kommunizieren: Bevor ihr zum Tisch des Herrn geht, prüft eure Herzen, ob ihr nicht im Stande der Sünde seid.
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die Beine unter jmds. Tisch strecken.
mit der Faust auf den Tisch hauen/schlagen.
die Füße unter jmds. Tisch strecken.
die/seine Karten offen auf den Tisch legen.
Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.
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Ansicht: Tisch