Duden - Redewendungen
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auf jmds. Seite stehen/sein: jmdn. unterstützen, zu jmdm. halten: Auf wessen Seite stehst du eigentlich? »... Und da zögern Sie noch einen Augenblick mit der Entscheidung, auf welcher Seite Sie zu stehen haben?« (Simmel, Affäre 115).————————
auf jmds. Seite treten; sich auf jmds. Seite schlagen/stellen: jmds. Partei ergreifen, sich jmdm. anschließen: Sie machten mit den Verrätern, die sich auf die Seite der Aufständischen geschlagen hatten, kurzen Prozeß. Ich werde dir nie vergessen, daß du damals als einziger auf die Seite meines Vaters getreten bist.
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auf seiten: bei: Auf seiten der Wähler herrschte große Ernüchterung und Enttäuschung. Nein, seinen Auftrag kann der Papst nur erfüllen, solange er auf seiten des Siegers steht. Riccardo (leidenschaftlich:) Auf seiten der Wahrheit! (Hochhuth, Stellvertreter 85).
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etwas auf der Seite haben (ugs.): etwas gespart haben: Als der Ruhm verblaßte, hatte sie so viel Geld auf der Seite, daß sie sich eine Boutique kaufen konnte (Hörzu 35, 1974, 13). Schwitter: Mein Vermögen ging in Flammen auf. Olga: Ich habe schon etwas auf der Seite (Dürrenmatt, Meteor 37).
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etwas auf die Seite legen (ugs.): etwas sparen: Trotz ihrer knappen Rente hatte sie ein paar hundert Mark auf die Seite legen können.
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etwas auf die Seite schaffen/bringen (ugs.): etwas heimlich, unauffällig wegbringen: Sie hatten nach und nach fast zwanzig Säcke mit Holzkohle auf die Seite geschafft. Nachdem er im Dienst neun Telefonapparate »auf die Seite gebracht« hatte ... (MM 30. 1. 1986, 13).
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etwas von der heiteren/leichten Seite nehmen: etwas nicht schwernehmen, sich durch etwas nicht bekümmern lassen: Du mußt die ganze Geschichte von der leichten Seite nehmen, es lohnt nicht, sich darüber zu ärgern.
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jmdm. [hilfreich] in die Seite treten (ugs.; scherzh.): jmdm. helfen: Darf ich Ihnen beim Ausladen hilfreich in die Seite treten? Weiß, daß ich bestimmt viel schneller 'ne politische Praxis hätte entwickeln können, wenn nicht 'n Typ ewig versucht hätte, mir hilfreich in die Seite zu treten (Merian, Tod 19).
-Hier handelt es sich um eine Abwandlung der Wendung »jmdm. zur Seite treten«.
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jmdm. [mit Rat und Tat] zur Seite stehen: jmdm. helfen: Jeder braucht einmal einen Freund, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. ... der »Deutsche Ausschuß für das Erziehungs- und Bildungswesen« ..., der dem Gesetzgeber und der Verwaltung beratend zur Seite steht (Fraenkel, Staat 179).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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jmdm. nicht von der Seite gehen/weichen: ständig in jmds. Nähe bleiben: Während der ganzen Zeit war der Schäferhund seinem Herrn nicht von der Seite gewichen. Stefan sah, daß der Major bereits aufbrechen wollte. Karohn wich nicht von seiner Seite (Kuby, Sieg 396).
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jmdm. zur Seite springen/treten: jmdm. helfen, jmdn. unterstützen: Wäre der Passant dem Polizisten nicht zur Seite gesprungen, hätte der Einbrecher leicht entkommen können. Keiner seiner Freunde wagte es, ihm öffentlich zur Seite zu treten.
-Diese Wendung geht auf einen alten Rechtsbrauch zurück: Wer vor Gericht zugunsten eines Angeklagten sprechen wollte, mußte sich dazu an dessen Seite stellen.
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jmdn. [dumm] von der Seite anquatschen (ugs.): jmdn. aufdringlich, frech ansprechen: Sie ließ sich nicht von so einem hergelaufenen Typ von der Seite anquatschen. Wenn Sie mich noch einmal so dumm von der Seite anquatschen, kriegen Sie eine gescheuert!
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jmdn. auf die Seite schaffen (ugs.): jmdn. umbringen: Die Bande zögerte nicht, unliebsame Mitwisser auf die Seite zu schaffen.
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jmdn. auf seine Seite bringen/ziehen: jmdn. für seine Pläne gewinnen: Mit großzügigen finanziellen Angeboten hatte der Konzern bereits einige Abgeordnete auf seine Seite gebracht. Diese Worte sollen die Richter auf seine Seite ziehen (Reinig, Schiffe 75).
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jmdn. auf seiner Seite haben: jmds. Unterstützung haben: Wer die richtigen Leute auf seiner Seite hatte, konnte damals jederzeit eine Baugenehmigung bekommen.
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jmdn. jmdm., etwas einer Sache an die Seite stellen (veraltend): jmdn. jmdm., etwas einer Sache gleichstellen: Man kann doch diesen Möchtegerngeneral nicht einem Mann wie Napoleon an die Seite stellen!
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jmdn. von der Seite ansehen (ugs.): jmdn. geringschätzig behandeln: Glaubt ihr, ich habe nicht bemerkt, wie mich diese Leute von der Seite ansehen?
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jmdn. von dieser/der Seite nicht kennen (ugs.): von diesem Charakterzug an jmdm. noch nichts bemerkt haben: Du willst eine Runde ausgeben? Von dieser Seite kenne ich dich ja noch gar nicht! »Sie sind wirklich sehr theologisch heute; von dieser Seite habe ich Sie ja gar nicht gekannt!« (Musil, Mann 474).
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jmdn. zur Seite nehmen: sich mit jmdm. [vorübergehend] von anderen entfernen: Der Brautvater nahm seinen Schwiegersohn zur Seite, um noch ein paar Dinge wegen der Mitgift zu klären.
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jmds. grüne Seite (ugs.): jmds. linke Seite: Komm, setz dich an meine grüne Seite!
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jmds. schwache Seite sein (ugs.): 1. von jmdm. nicht beherrscht werden, jmdm. schwerfallen: In Englisch ist er ganz gut, aber Physik ist seine schwache Seite. Gesänge waren meine schwache Seite (Hartung, Piroschka 142). 2. für jmdn. besonders reizvoll sein: Schokoladentorte war ihre schwache Seite.
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jmds. starke Seite sein (ugs.): von jmdm. besonders gut beherrscht werden: Geräteturnen war nie meine starke Seite. Seine starke Seite ist eine schier unerschütterliche Geduld.
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lange Seiten haben (ugs.): hochgewachsen sein [und deshalb viel essen können]: Gib dem Jungen mal noch 'ne Portion, der hat lange Seiten!
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sich die Seiten vor Lachen halten: sehr heftig lachen: Die Zuschauer hielten sich die Seiten vor Lachen, als dem Dirigenten schließlich auch noch die Perücke verrutschte.
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sich von seiner guten/besten Seite zeigen (ugs.): seine guten/besten Eigenschaften erkennen lassen: Selbst das Wetter zeigte sich am Nachmittag von seiner guten Seite. Bei der letzten Vorstellung zeigte sich das Ensemble noch einmal von seiner besten Seite. Giovanni Palma zeigte sich als furchtgebietender Brigant von seiner besten Seite (Thieß, Legende 13).
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von seiten: von: Es gab von seiten der Opposition erhebliche Bedenken. Er aber nahm sie wohl mit, weil er eher auf Unterstützung von seiten ihrer Verwandten zu rechnen hatte (Th. Mann, Hoheit 176).
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jedes Ding hat zwei Seiten.
die Lacher auf seiner Seite haben.
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