Duden - Redewendungen
Seele
auf jmds. Seele/jmdm. auf der Seele liegen: jmdn. bedrücken, bekümmern: Daß er sich an einem so grausamen Verbrechen beteiligt hatte, lag ihm zeitlebens schwer auf der Seele.————————
aus tiefster Seele: aufrichtig, mit großer innerer Anteilnahme: Aus tiefster Seele wünschte sie ihm Erfolg. »Auch Ihr solltet Euch erinnern, daß es Franzosen gibt, die die Algerienpolitik machen, und andere, die sie aus tiefster Seele verabscheuen.« (Dönhoff, Ära 118).
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dann/jetzt hat die arme/liebe Seele Ruh (fam.): dann/jetzt sollten alle zufrieden sein: Es gibt noch zwei Bonbons für jeden, dann hat die arme Seele Ruh. Die Flasche ist leer, jetzt hat die liebe Seele endlich Ruh.
-Die Redensart stammt wohl aus der Bibel. Dort heißt es (Lukas 12, 19): »Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe.«
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die Seele von etwas sein (ugs.): die wichtigste, aktivste, für den Erfolg unentbehrliche Person [in einem Unternehmen o. ä.] sein: Fourier hatte den ägyptischen Feldzug mitgemacht, war ... Chef der Gerichtsbarkeit und die Seele der wissenschaftlichen Kommission gewesen (Ceram, Götter 104). Die Seele des ganzen Unternehmens war Denis Diderot, der als Gelehrter Solidität mit Eleganz zu vereinigen wußte (Friedell, Aufklärung 17).
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eine Seele von Mensch/von einem Menschen (ugs.): ein sehr gutmütiger Mensch: Der alte Pastor war gewiß eine Seele von einem Menschen. Knobel (so heißt mein Wärter) ist eine Seele von Mensch, der einzige, der mir glaubt, wenn ich etwas erzähle (Frisch, Stiller 27).
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eine schwarze Seele haben: böse sein, einen schlechten Charakter haben: Daß du so eine schwarze Seele hast, hätte ich nicht gedacht. Sie hatte blonde Haare, blaue Augen, rote Lippen und eine schwarze Seele.
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in der/in tiefster Seele: tief im Inneren: Sie war in tiefster Seele gekränkt und verletzt. Es tat ihm in der Seele weh, daß er nicht eingeladen worden war. Diese zögernde, vorsichtige Händler- und Krämerpolitik ... war ihm in tiefster Seele zuwider (Feuchtwanger, Herzogin 136).
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jmdm. auf der Seele brennen: für jmdn. ein sehr dringendes Anliegen sein: Es brannte ihr auf der Seele, ihrem Vater die gute Nachricht mitzuteilen. Und Karl Kraus, dem der »Wahnwitz« des ... alten österreichischen Strafgesetzbuchs auf der Seele brannte, wurde nicht müde, auf Fälle hinzuweisen, in denen ... (NJW 19, 9. 5. 1984, 1072).
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jmdm. auf der Seele knien (ugs.): jmdn. drängen, etwas zu tun: Er wollte die leeren Bierkästen wegbringen, weil ihm seine Frau damit schon seit Tagen auf der Seele kniete.
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jmdm. aus der Seele sprechen: genau das sagen, was jmd. empfindet: Mit seiner Predigt am Aschermittwoch hat der Pfarrer vielen aus der Seele gesprochen. »Du sprichst mir aus der Seele. Ich an deiner Stelle würde sofort ... den Vertrag rückgängig machen ...« (Becker, Tage 85).
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jmdm. die Seele aus dem Leib fragen: jmdn. pausenlos alles Erdenkliche fragen: Du fragst mir ja die Seele aus dem Leib, gib doch mal eine Minute Ruhe!
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jmdm. etwas auf die Seele binden: jmdm. etwas besonders einschärfen, eindringlich auftragen: Sie hatte ihrer Tochter auf die Seele gebunden, niemals allein ins Hafenviertel zu gehen.
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meiner Seel! (südd., österr.); bei meiner Seele! (veraltet): Ausruf der Bekräftigung, Beteuerung: Meiner Seel, ich hab' getan, was ich konnte! Wär' das Geld nicht gekommen, meiner Seel, am nächsten Tag hätt' ich die Strafverfolgung einleiten lassen (Werfel, Himmel 125).
-Diese Bekräftigungsformel ist eine Verkürzung von »ich schwöre es bei meiner Seele«, einer nach altem Rechtsbrauch üblichen Formel.
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mit ganzer Seele: ganz und gar, mit Begeisterung: Sie hat sich mit ganzer Seele der Parteiarbeit gewidmet. Der langjährige Parteifreund und Fachlehrer ... ist ... mit ganzer Seele Pädagoge geblieben (NNN 26. 2. 1985, 3).
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seine Seele aushauchen (geh.): sterben: Am Morgen des folgenden Tages hauchte die Oberin ihre Seele aus.
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sich die Seele aus dem Leib schreien/rufen (ugs.): sehr laut, mit aller Kraft schreien/rufen: Das Kind schrie sich die Seele aus dem Leib, niemand konnte es beruhigen.
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sich etwas von der Seele reden/schreiben: sagen/schreiben, was einen bedrückt [und sich dadurch Erleichterung verschaffen]: Es tat ihr gut, sich endlich einmal all ihren Kummer von der Seele reden zu können. ... dem ich mitteilte, daß ich diese wahrheitsgetreue Schilderung mir in der vergangenen Nacht von der Seele geschrieben hätte (Kantorowicz, Tagebuch I, 541).
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zwei Seelen und ein Gedanke: Kommentar, wenn jemand das ausspricht, was man selbst gerade gedacht hat.
-Diese Fügung wurde durch Friedrich Halms Theaterstück »Der Sohn der Wildnis« (1842) bekannt. Dort heißt es im 2. Akt: »Zwei Seelen und ein Gedanke/zwei Herzen und ein Schlag«.
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zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust (geh.; scherzh.): ich fühle mich zwischen zwei [einander ausschließenden] Neigungen hin- und hergerissen: Möchten Sie lieber Käse oder ein Dessert? - Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust ... Bringen Sie mir bitte beides!
-Diese Redensart ist ein Zitat aus Goethes »Faust«. In der Szene »Vor dem Tor« spricht Faust diese Worte.
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Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.
ein Herz und eine Seele sein.
mit Leib und Seele.
keine [Menschen]seele.
hinter etwas hersein wie der Teufel hinter der armen Seele.
Trumpf ist die Seele des Spiels.
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