Duden - Redewendungen
Ruhe
Ruhe geben: 1. ruhig, still sein: Gebt doch mal Ruhe, man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr! Sie geben Ruhe, setzen Sie sich würdig hin, damit ich mit Ihnen reden kann. (Reinig, Schiffe 95). 2. nicht länger auf etwas drängen: Die Zuschauer gaben keine Ruhe, bis die Sänger wieder auf der Bühne erschienen. Wir werden erst Ruhe geben, wenn der Fall restlos aufgeklärt ist. ... bis ihr Zimmer ganz mit Akten gefüllt war. Ruhe aber gab sie erst, wenn sie endlich beim ersten Jahrgang angekommen war (Böll, Haus 83).————————
Ruhe halten: sich still verhalten: Halt endlich Ruhe, der Tisch wackelt ja dauernd! Ich sagte ihm, daß er Ruhe halten müsse, ... doch ich merkte, daß die Ruhe ihm schlechter bekam, als jede Unruhe ihm bekommen wäre (Lenz, Brot 141).
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Ruhe im Karton!/im Puff!/auf den billigen Plätzen! (ugs.): Ruhe jetzt!, still!: Ruhe im Karton, Vater will die Nachrichten hören! Also, wenn die meisten Ameisen in ihrem Bau hocken, drückst du eine volle Ladung ab, und da sollst du mal sehen, da ist Ruhe im Karton! (Brot und Salz, 327).
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Ruhe im Kuhstall [der Ochs' hat Durchfall]! (ugs.): Ruhe jetzt!, still!: Ruhe im Kuhstall, jetzt wird geschlafen!
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Ruhe ist die erste Bürgerpflicht: man soll sich ruhig und besonnen verhalten.
-Diese Redensart geht auf einen öffentlichen Aufruf zurück, der 1806 nach der Schlacht von Jena in den Straßen Berlins angeschlagen wurde. Der preußische Minister F. W. Graf von Schulenburg-Kehnert versuchte damit, Unruhe in der Bevölkerung wegen der verlorenen Schlacht zu verhindern.
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die Ruhe selbst sein: [auch in einer schwierigen Lage] völlig ruhig und beherrscht sein: Auch mitten im Schlußverkaufstrubel waren die Kassiererinnen die Ruhe selbst. Die Oberin, sonst die Ruhe selbst, ist sichtlich tief verstört (Werfel, Bernadette 404).
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die Ruhe weghaben (ugs.): nicht zu erschüttern sein, sich Zeit lassen: Der Polizist hatte die Ruhe weg, unbeeindruckt nahm er sein Protokoll auf. Ich, ich hab' die Ruhe weg ... immer friedlich, immer gemütlich (Rechy [Übers.], Nacht 157).
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die Ruhe/Stille vor dem Sturm: die Stille, bevor ein [unangenehmes] turbulentes Ereignis eintritt: »Das ist die Ruhe vor dem Sturm«, warnten uns die erfahrenen Polizisten, »jeden Augenblick kann hier die Hölle los sein«. Jeder nutzte die Zeit der Ruhe vor dem Sturm auf seine Weise, die meisten versuchten zu schlafen.
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die ewige Ruhe finden (geh.; verhüll.): sterben: Nach langen Jahren der Krankheit hat Großmutter nun die ewige Ruhe gefunden.
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in [aller] Ruhe: ungestört, ohne Zeitdruck: Sie verzehrte in aller Ruhe das vierte Stück Kuchen. Vielleicht sollten wir irgendwohin gehen, wo wir in Ruhe miteinander sprechen können (Gabel, Fix 138).
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jmdm. keine Ruhe lassen: jmdn. beunruhigen, von jmdm. nicht akzeptiert werden: Die Frage ließ ihm keine Ruhe. Es läßt mir einfach keine Ruhe, daß du diese gefährliche Arbeit übernommen hast. ... einige von diesen Gedanken haben mich immer wieder geplagt und mir keine Ruhe gelassen (Hesse, Narziß 201).
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jmdm. seine Ruhe/jmdn. in Ruhe lassen: jmdn. nicht stören, unbehelligt lassen: Ihr sollt mir meine Ruhe lassen! Die Tsetse lassen uns wenigstens nachts in Ruhe (Grzimek, Serengeti 303). »Und nun lassen Sie uns mit Ihren Albernheiten in Ruhe!« (Remarque, Obelisk 137).
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jmdn. aus der Ruhe bringen: jmdn. nervös, aufgeregt, unruhig machen: Man darf sich in einer solchen Situation nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ekelst du dich leicht? Johnny: Nee, mich kann nichts so leicht aus der Ruhe bringen (Fichte, Wolli 359).
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jmdn. zur letzten Ruhe betten (geh.; verhüll.): jmdn. beerdigen: In Kollmann wurde der Schuhmachermeister ... zur letzten Ruhe gebettet (Sonntagspost 3. 12. 1967, 2).
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jmdn. zur letzten Ruhe geleiten (geh.; verhüll.): zu jmds. Beerdigung gehen: Unter starker Anteilnahme der Bevölkerung wurden die Opfer des Grubenunglücks zur letzten Ruhe geleitet!
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nur die Ruhe!; immer mit der Ruhe [und den Hoffmannstropfen]! (ugs.): nicht so hastig, nicht so aufgeregt!: Nur die Ruhe, Sie haben noch eine Stunde Zeit, um zum Bahnhof zu kommen! »... dann muß sich das ändern. Dann brauchen wir nämlich eine Wohnung.« »Na schön ... Mal sehen. Immer mit der Ruhe.« (Hilsenrath, Nazi 19).
-Die in der erweiterten Form dieser Redensart genannten »Hoffmannstropfen« sind ein früher verbreitetes Heil- und Beruhigungsmittel (nach dem Arzt und Chemiker Friedrich Hoffmann).
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seine Ruhe haben [wollen]: ungestört sein [wollen]: Könnt ihr nicht verstehen, daß sie auch einmal ihre Ruhe haben will? Kann man denn nicht mal fünf Minuten seine Ruhe haben!
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sich zur Ruhe setzen: aus dem Arbeitsprozeß ausscheiden, sich pensionieren lassen: Sie hat längst genug verdient, um sich zur Ruhe setzen zu können. Er hatte immer gehört, daß die Leute sagen, wenn ich alt bin, setze ich mich zur Ruhe (Reinig, Schiffe 45).
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zur Ruhe kommen: sich beruhigen, innere Ruhe finden: In ein paar Tagen, wenn du ein bißchen zur Ruhe gekommen bist, kannst du mich ja mal anrufen. Ich werde das alles nachlesen, bestimmt, ich muß nur erst zur Ruhe kommen (Nossack, Begegnung 429).
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zur ewigen Ruhe eingehen (geh.; verhüll.): sterben: Unser lieber Großvater ist am vergangenen Mittwoch zur ewigen Ruhe eingegangen.
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ohne Rast und Ruh.
jetzt hat die liebe/arme Seele Ruh!
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