Duden - Redewendungen
Rolle
1von der Rolle kommen (ugs.): den Anschluß verpassen; in eine unglückliche Lage geraten: In der Rentenfrage ist die Regierung nach Meinung der Opposition längst von der Rolle gekommen. Durch deine blöden Zwischenfragen bin ich ganz von der Rolle gekommen.-Diese und die folgenden Wendungen stammen aus dem Radsport. Beim Steherrennen kommt es für den Radfahrer darauf an, möglichst ohne Unterbrechung mit seinem Vorderrad die an dem vor ihm fahrenden Motorrad angebrachte Rolle zu berühren, um so die günstigste Position im Windschatten zu haben.
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1von der Rolle sein (ugs.): den Anschluß verpaßt haben; in einer unglücklichen Lage sein: Seit ein paar Wochen ist sie völlig von der Rolle; sie hat den Tod ihrer Mutter immer noch nicht überwunden. Ich war völlig von der Rolle, wußte nicht mal mehr, was Stabhochsprung ist (Spiegel 33, 1984, 73).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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1jmdn. von der Rolle bringen (ugs.): jmdn. den Anschluß verpassen lassen, in eine unglückliche Lage bringen: Von solchen Kleinigkeiten darf man sich nicht von der Rolle bringen lassen. ... wo dann unerbittliches Tempospiel, das gerade die Österreicher schon so oft von der Rolle brachte ... zu Fehlpässen führte (MM 22. 6. 1978, 13).
-Vgl. die Wendung »von der Rolle kommen«.
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2eine Rolle spielen 1. für jmdn., etwas wichtig, bedeutsam sein: Geld spielt für ihn keine Rolle. Der Präsident ... wollte wissen, ob die Außenpolitik in unserem Wahlkampf eine Rolle spielen werde (W. Brandt, Begegnungen 87). Heute spielt die Schlafkrankheit in Afrika kaum noch eine Rolle (Grzimek, Serengeti 295). Dagegen spielt in den unterentwickelten Ländern Asiens, Afrikas und Amerikas vorläufig der Hunger die entscheidende Rolle (Fraenkel, Staat 44). 2. an etwas in bestimmter Weise teilhaben: Der Privatdetektiv hat bei der ganzen Sache eine etwas undurchsichtige Rolle gespielt. Im griechischen Kaiserreich spielte zum erstenmal in der antiken Welt die Frau eine beherrschende Rolle (Thieß, Reich 470).
-Diese und die folgenden Wendungen leiten sich vom Theaterspiel her. Die Schauspieler erhielten den Text auf Papierrollen.
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2seine Rolle ausgespielt haben: keine Bedeutung mehr haben: Die alten monarchistischen Bewegungen hatten schon zwanzig Jahre vorher ihre Rolle ausgespielt.
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2aus der Rolle fallen: sich ungehörig benehmen: Es tut mir leid, daß ich auf deiner Party so aus der Rolle gefallen bin. Es wird für Dich ohnehin nicht leicht sein, ganz klar zu erkennen ... warum Vater immer wieder aus der Rolle fällt (Hörzu 8, 1977, 114).
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2sich in seiner Rolle als etwas gefallen: sich auf eine bestimmte Position, einen bestimmten Ruf etwas einbilden: Er hat sich in seiner Rolle als Kleinstadtcasanova gefallen. Der Spieß gefiel sich in seiner Rolle als Spaßmacher sehr (Kirst, 08/15, 17).
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2sich in der Rolle des ... gefallen: die Position des ... einnehmen: Seit neuestem gefällt sie sich in der Rolle der bescheidenen Hausfrau. ... die Industrieländer ... gefallen sich noch in der Rolle eines Weihnachtsmannes für die Welt (Gruhl, Planet 263).
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2sich in jmds. Rolle versetzen: sich in jmds. Situation hineindenken: Sie ist einfach unfähig, sich einmal in die Rolle anderer zu versetzen.
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