Duden - Redewendungen
Ohr
Ohren wie ein Luchs haben: sehr gute Ohren haben, sehr gut hören: Er hatte Ohren wie ein Luchs und verstand jedes Wort, obwohl die beiden tuschelten.————————
auf den/auf seinen Ohren sitzen (ugs.): nicht [zu]hören: Sitzt du auf deinen Ohren? Du sollst den Tisch decken! Ich habe ihn schon dreimal gerufen, der sitzt wohl auf seinen Ohren!
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auf diesem/dem Ohr schlecht/nicht hören (ugs.): von einer bestimmten Sache nichts wissen wollen, einem bestimmten Anliegen ablehnend gegenüberstehen: Abwaschen und die Küche putzen sollte er, aber auf dem Ohr hört er anscheinend schlecht.
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bei jmdm. ein geneigtes (geh.; veraltend) /offenes/williges Ohr finden: feststellen, erreichen daß jmd. bereit ist, sich mit einem vorgebrachten Anliegen zu befassen: Bei keinem der Abgeordneten konnten die Vertreter der Bürgerinitiative ein offenes Ohr finden. Wer durchblicken ließ, eine größere Summe verfügbar zu haben, der konnte bei ihm durchaus ein geneigtes Ohr finden.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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bis über die/über beide Ohren verliebt sein (ugs.): sehr verliebt sein: Der Junge ist bis über beide Ohren verliebt, da darf man manches nicht so ernst nehmen. ... ich rede so blöd, weil ich bis über beide Ohren verliebt bin (Ruark [Übers.], Honigsauger 135).
-Dieser und der folgenden Wendung liegt wahrscheinlich das Bild eines Ertrinkenden oder im Sumpf Versinkenden zugrunde, der kaum noch zu retten ist, wenn er bereits bis über die Ohren versunken ist.
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bis über die/über beide Ohren verschuldet sein/in Schulden stecken (ugs.): sehr große Schulden haben: Es ist stadtbekannt, daß der Bürgermeister bis über die Ohren verschuldet war.
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die Ohren auf Durchfahrt/Durchzug stellen (ugs.): sich etwas anhören, es aber nicht beherzigen, es gleich wieder vergessen: Die halbe Klasse hatte die Ohren auf Durchzug gestellt, die andere Hälfte war bereits eingeschlafen.
-Wie ein Eisenbahnzug, der an einem Bahnhof durchfährt, also nicht anhält, oder wie die Luft durch ein Zimmer mit geöffneten Fenstern zieht (Durchzug), so geht das Gehörte zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, bleibt im Gedächtnis nicht haften. Auf dieser Vorstellung beruht die vorliegende Wendung.
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die Ohren auf Empfang stellen (ugs.): genau, aufmerksam zuhören: Stellt die Ohren auf Empfang, ich habe euch etwas Wichtiges zu sagen!
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die Ohren aufmachen/aufsperren/auftun (ugs.): genau, aufmerksam zuhören: Sperrt die Ohren auf, ich sage euch das nur einmal! Tut die Ohren auf, Chassidim, tu die Ohren auf, Israel, tut die Ohren auf, Völker der Welt! (Buber, Gog 84). Mach also deine Ohren auf und benachrichtige mich rechtzeitig (Kirst, 08/15, 427).
-Hier handelt es sich um Übertragungen von Wendungen, die eigentlich vom Auge gesagt werden, auf ein anderes Sinnesorgan, das Ohr.
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die Ohren hängen lassen (ugs.): niedergeschlagen sein: Seit drei Tagen läßt er die Ohren hängen, weil er Krach mit seiner Freundin hat. Ich ließ die Ohren hängen, als ich durch meinen Palast ging, und ich machte mir Vorwürfe, so gut und schnell gearbeitet zu haben (Bieler, Bonifaz 80).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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die Ohren spitzen (ugs.): aufmerksam lauschen: Die Kinder spitzten die Ohren. Und ich hab' in Bonn die Ohren gespitzt - nicht nur auf Konferenzen von Polit-Profis (Hörzu 44, 1979, 8). Wir denken, du betest ...! Und dabei spitzt du die Ohren, was es wohl zu fressen gibt, wie? (W. Borchert, Geranien 107).
-Möglicherweise geht diese Wendung auf die Beobachtung von Tieren zurück, die - wie z. B. Hunde oder Katzen - ihre Ohren aufrichten, so daß die Spitzen nach oben zeigen, wenn etwas die Aufmerksamkeit der Tiere erregt. Vielleicht heißt »die Ohren spitzen« im Grunde aber nur soviel wie »die Ohren scharf machen«, d. h. zum genauen Hören bereit machen. Man sagt ja auch von jemandem, der gut hört, daß er ein »scharfes« Gehör habe.
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die Ohren steifhalten (ugs.): nicht den Mut verlieren: Haltet die Ohren steif, und laßt euch nicht unterkriegen! Grüßen Sie Ihre Frau Tochter; sie soll die Ohren steifhalten! (Martin, Henker 55).
-Dieser Wendung liegt die Beobachtung von Tieren (besonders Pferden und Hunden) zugrunde. Das Tier, das die Ohren (den Kopf) nicht hängen läßt, ist wach und munter.
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ein Satz heiße/rote Ohren (ugs.): Ohrfeigen, Prügel: Du kriegst gleich 'nen Satz heiße Ohren! Der Kerl kann sich einen Satz rote Ohren abholen!
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ein feines Ohr für etwas haben (ugs.): ein feines Empfinden für etwas haben: Als Arzt hat man ein feines Ohr dafür, ob der Patient einem die Wahrheit sagt.
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eins/ein paar hinter die Ohren bekommen/kriegen (ugs.): geohrfeigt werden: Ruhe jetzt, sonst kriegst du ein paar hinter die Ohren! Er weinte, weil er eins hinter die Ohren bekommen hatte. ... wieso kriegt denn der Bengel keins hinter die Ohren? (Kant, Impressum 99).
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es gibt [gleich] rote Ohren! (ugs.): Drohrede: Verzieh dich, mein Junge, sonst gibt's rote Ohren! Wollt ihr wohl die Katze in Ruhe lassen - gleich gibt's rote Ohren!
-Diese Redensart spielt auf die Rötung der Ohren an, die durch Schläge verursacht wird.
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etwas im Ohr haben: etwas innerlich hören; sich an etwas Gehörtes erinnern: Sie hatte noch genau im Ohr, wie er damals über sie gelacht hatte. Ich habe noch die Worte Hitlers nach dem 20. Juli 1944 im Ohr: „Eine kleine Clique ehrgeiziger Offiziere ...“ (Dönhoff, Ära 61). Ich habe immer noch das Heulen im Ohr (Bieler, Bonifaz 123).
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für jmds. Ohr[en] in bestimmter Weise klingen: sich für jmdn. in bestimmter Weise anhören: Für die Ohren eines geschulten Musikers klingen solche banalen Schlager geradezu abscheulich.
-In dieser und in den folgenden drei Wendungen steht das Sinnesorgan »Ohr« als Pars pro toto für den Menschen.
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für jmds. Ohren bestimmt sein: dafür bestimmt sein, daß es jmd. hört: Die Gespräche sind nicht für die Ohren Außenstehender bestimmt. Was er dann sagte, war besonders für die Ohren derjenigen bestimmt, die ihn in letzter Zeit immer nur kritisiert hatten.
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ganz Ohr sein (ugs.): gespannt, mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhören: Erzähl mir alles, ich bin ganz Ohr! Wenn die Engel unter sich musizieren, ... spielen sie nur Mozart, und der liebe Gott ist ganz Ohr (Spiegel 41, 1977, 218).
-Die Wendung drückt aus, daß jemand, der sehr konzentriert zuhört, nichts anderes mehr wahrnimmt, also nur noch Hörender (bildlich gesprochen: Ohr) ist.
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ins Ohr gehen (ugs.): gefällig klingen, sich leicht einprägen: Hauptsache, die Melodie geht ins Ohr, den Text versteht sowieso niemand. ... unangetastet blieb vor allem die Anschaulichkeit der Schilderung, ... die, wie mir zahllose Hörerbriefe versicherten, auch den Erwachsenen so gut ins Ohr ging (Kosmos 3, 1965, 96).
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jmdm. die Ohren langziehen (ugs.): jmdn. tadeln, [scharf] zurechtweisen: Dein Vater zieht dir die Ohren lang, wenn er sieht, was du angestellt hast!
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jmdm. die Ohren voll blasen/schwätzen (ugs.): jmdn. durch ständiges Reden [über eine bestimmte Sache] belästigen: Es kann einem schon auf die Nerven gehen, wenn einem die Politiker ständig die Ohren voll schwätzen.
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jmdm. die Ohren voll jammern (ugs.): jmdn. durch ständiges Klagen belästigen: Ständig jammerte er uns die Ohren voll, wie schlecht es ihm ginge. Seine Tochter jammerte ihm so lange die Ohren voll, bis er ihr das Grundstück überschrieb.
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jmdm. ein geneigtes Ohr leihen/schenken (geh.; veraltend): jmdm. wohlwollend zuhören: Der Präsident wird Arbeitern aus seiner Heimat immer ein geneigtes Ohr leihen.
-Das Wort »geneigt« steht in dieser Wendung in der veraltenden Bedeutung von »willig, wohlwollend«.
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jmdm. eins/ein paar hinter die Ohren geben (ugs.): jmdn. ohrfeigen: Ich sag's meinem Bruder, der gibt dir eins hinter die Ohren! Der Lehrer hätte dem Bengel am liebsten ein paar hinter die Ohren gegeben.
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jmdm. etwas in die Ohren blasen (ugs.): jmdm. etwas einreden: Wer hat dir nur den Unsinn mit dem Horoskop in die Ohren geblasen? Und sie sei nicht deshalb von London ... hierhergezogen, daß man auch hier den Kindern solchen feurigen Blödsinn in die Ohren blase! (Fr. Wolf, Menetekel 113).
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jmdm. im Ohr bleiben: von jmdm. [der es gehört hat] nicht vergessen werden: Der Schrei des Verunglückten wird den Wanderern noch lange im Ohr bleiben. Eine kleine Melodie aus glücklicheren Tagen war ihr in all den Jahren immer im Ohr geblieben.
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jmdm. in den Ohren liegen (ugs.): jmdm. durch ständiges Bitten, Jammern o. ä. zusetzen: Schon seit Wochen lag sie ihm mit ihrem Gartenhäuschen in den Ohren. Sie lag mir ewig damit in den Ohren, sie gab keine Ruhe. Ich mußte mich verändern, sagte sie ... (Maass, Gouffé 207). ... er lag ihm mit dem Hinweis auf das Verderbliche des Christentums dauernd in den Ohren (Thieß, Reich 249).
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jmdm. klingen die Ohren (ugs.): jmd. spürt, daß in seiner Abwesenheit über ihn gesprochen wird: Haben dir gestern die Ohren geklungen? Wir hatten kein anderes Thema als deinen Autounfall.
-Der leise, hohe Ton, den man gelegentlich in den Ohren hat, wird im Volksglauben damit in Verbindung gebracht, daß ein anderer über einen redet. Darauf geht diese Wendung zurück.
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jmdm. sein Ohr leihen (geh.): jmdm. zuhören: Sie sollten ihm wenigstens für einige Minuten Ihr Ohr leihen. Was der heutige Mensch am dringendsten braucht, ist ... jemand, der ihm sein Ohr leiht (MM 25. 8. 1972, 12). Seien wir doch froh und dankbar, daß ... uns immer noch manch ein Kellner sein Ohr leiht (Zeit 20. 3. 1964, 5).
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jmdm. zu Ohren kommen: jmdm. bekannt werden: Mir sind da ein paar Dinge zu Ohren bekommen, die ich mit dir besprechen möchte. »Es ist uns im Amt zu Ohren gekommen, daß die Nazis eine Brandstiftung planen ...« (Spiegel 45, 1978, 12).
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jmdn. übers Ohr hauen (ugs.): jmdn. betrügen: Der Kerl hat mich übers Ohr gehauen - mein Geld ist weg! In zahlreichen französischen Varianten hauen die beiden Verliebten die alte Fee übers Ohr (Lüthi, Es 86). Wissen Sie, worüber er während der ganzen Mahlzeit sprach: daß ihn der Taximann in Neapel übers Ohr gehauen habe (Andres, Liebesschaukel 44).
-Diese Wendung stammt aus der Fechtersprache und bedeutete ursprünglich »jmdn. mit der Waffe am Kopf (oberhalb der Ohren) treffen«. Später wurde sie allgemein im Sinne von »jmdm. übel mitspielen« gebräuchlich.
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lange/spitze Ohren machen (ugs.): neugierig lauschen: Als sie bemerkten, daß man am Nebentisch lange Ohren machte, wechselten sie das Thema.
-Vgl. die Wendung »die Ohren spitzen«.
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mit den Ohren schlackern (ugs.): äußerst überrascht sein: Du wirst mit den Ohren schlackern, wenn ich dir das Neueste von deiner verflossenen Freundin erzähle! Die haben mir Zusammenhänge aufgezeigt, da habe ich nur so mit den Ohren geschlackert (Spiegel 11, 1975, 84).
-Das Verb »schlackern« meint »hin und her schlagen«; die Wendung könnte sich darauf beziehen, daß man den Kopf schüttelt, wenn man von etwas überrascht wird.
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mit halbem Ohr hinhören/zuhören (ugs.): ohne rechte Aufmerksamkeit zuhören: Bei den Streitereien der Geschwister hatte sie nur mit halbem Ohr zugehört. Wer da nicht gerade auf den Kopf gefallen ist oder nur mit halbem Ohr zuhört - der muß mißtrauisch werden (Kirst, 08/15, 854). Ich hörte alledem nur mit halbem Ohre zu, nur soweit es mich nicht störte im Anschauen der Frau (Th. Mann, Krull 436).
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mit roten Ohren abziehen (ugs.): sich beschämt entfernen: Als er auch das dritte Spiel verloren hatte, zog er mit roten Ohren ab.
-Die Wendung bezieht sich darauf, daß bei Erregungszuständen, wie z. B. Scham oder Verlegenheit, manchen Menschen das Blut zu Kopf steigt; sie erröten, was häufig besonders an den Ohren sichtbar wird.
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nichts für fremde Ohren sein (ugs.): geheim, vertraulich sein: Was ich Ihnen zu sagen habe, ist nichts für fremde Ohren; kommen Sie bitte mit in mein Büro.
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nichts für zarte Ohren sein (ugs.): zum Erzählen vor empfindsamen [weiblichen] Zuhörern nicht geeignet sein: Die Geschichte von seinen Erlebnissen in einem südamerikanischen Gefängnis ist nichts für zarte Ohren. Dieser Witz ist nichts für zarte Ohren.
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noch feucht/naß/nicht trocken hinter den Ohren sein (ugs.): noch zu jung, unerfahren sein: Was weißt du denn schon von unseren Problemen, du bist ja noch feucht hinter den Ohren! Wenn sie nicht trocken hinter den Ohren ist, braucht sie noch nicht in die Tanzstunde. Habt es ihr auch schon recht wichtig? Noch naß hinter den Ohren, aber wichtig haben's die Herren schon (Sommer, Und keiner 165).
-Die Wendung bezieht sich darauf, daß Kinder unmittelbar nach der Geburt noch feucht [hinter den Ohren] sind.
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seinen Ohren nicht trauen: von etwas, was man gehört hat, völlig überrascht sein: Der Buchhalter traute seinen Ohren nicht, als man ihm seine Entlassung ankündigte. Wir trauten unseren Ohren nicht, als wir im Radio die Lottozahlen hörten.
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sich aufs Ohr hauen/legen (ugs.): sich schlafen legen: Sie war fürchterlich müde und haute sich aufs Ohr. Legt euch noch ein bißchen aufs Ohr, ich kümmere mich ums Frühstück. Sie mißtraute dieser Krankheit und war ... nicht gewillt, sich aufs Ohr zu legen (Th. Mann, Buddenbrooks 380).
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sich etwas hinter die Ohren schreiben (ugs.): sich etwas gut merken: Hier wird nicht randaliert, schreibt euch das hinter die Ohren! Sie wollte sich den Rat des Chefs hinter die Ohren schreiben. Ich mußte mir hinter die Ohren schreiben, daß ein Star eben nicht nur für Tiere dazusein hat (Hörzu 41, 1975, 7).
-Diese Wendung geht auf einen alten Rechtsbrauch zurück. Bei Grenzfestlegungen und Grenzbegehungen wurden Knaben als Zeugen mitgenommen, die sich die Lage der Grenzsteine genau einprägen sollten. Um ihnen dies ganz deutlich zu machen, wurden sie an jedem Grenzstein geohrfeigt, hinter die Ohren geschlagen - man hat ihnen damit sozusagen die Lage der Grundstücksgrenzen »hinter die Ohren geschrieben«.
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sich nicht die Ohren brechen (ugs.): sich nicht übertrieben abmühen, keinen zu großen Aufwand treiben: Wegen der paar Mark brech' ich mir hier nicht die Ohren!
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tauben Ohren predigen: mit seinen Ermahnungen nichts erreichen: Mit seinen Aufrufen zum Energiesparen predigte der Minister tauben Ohren. Wieder lege ich mein Veto ein. Doch ich predige tauben Ohren (Hörzu 47, 1977, 10).
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um ein geneigtes Ohr bitten (geh.; veraltend): um wohlwollendes Anhören bitten: Bitten Sie die Fürstin um ein geneigtes Ohr, sie wird Sie nicht abweisen.
-Vgl. die Wendung »jmdm. ein geneigtes Ohr leihen«.
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viel um die Ohren haben (ugs.): sehr viel zu tun haben: Stört eure Mutter nicht, sie hat heute viel um die Ohren! Er leitete jetzt die Exportabteilung und hatte sehr viel um die Ohren.
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vor jmdm. seine Ohren verschließen (geh.): jmds. Bitten gegenüber unzugänglich sein: Was hatte er getan, daß sie vor ihm ihre Ohren verschloß?
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wo hast du deine Ohren? (ugs.): hörst du nicht, was man dir sagt?: Wo hast du deine Ohren? Du sollst sofort zur Chefin kommen!
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zum einen Ohr hinein-, zum anderen wieder hinausgehen (ugs.): sogleich wieder vergessen werden: Gib dir keine Mühe; was du ihm auch sagst, es geht zum einen Ohr hinein, zum anderen wieder hinaus. Offen gestanden gingen mir Dom Miguels Belehrungen ... zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus (Th. Mann, Krull 413).
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↑ Arsch mit Ohren.
↑ Augen und Ohren offenhalten.
↑ Bohnen in den Ohren haben.
↑ noch die Eierschalen hinter den Ohren haben.
↑ es faustdick hinter den Ohren haben.
↑ jmdm. das Fell über die Ohren ziehen.
↑ einen Floh im Ohr haben.
↑ jmdm. einen Floh ins Ohr setzen.
↑ jmdm. die Ohren vom Kopf fressen.
↑ Knöpfe in den Ohren haben.
↑ ich steck'/setz' dir den Kopf zwischen die Ohren.
↑ bis über die Ohren in etwas stecken.
↑ von einem Ohr [bis] zum anderen lachen/strahlen.
↑ [wohl] einen kleinen Mann im Ohr haben.
↑ Musik in jmds. Ohren sein/wie Musik in jmds. Ohren klingen.
↑ sich die Nacht um die Ohren schlagen.
↑ den Schalk hinter den Ohren haben.
↑ dem Teufel ein Ohr abschwätzen.
↑ die Wände haben Ohren.
↑ Watte in den Ohren haben.
↑ sich den Wind um die Ohren pfeifen/wehen lassen.
↑ dein Wort in Gottes Ohr.
auf den/auf seinen Ohren sitzen (ugs.): nicht [zu]hören: Sitzt du auf deinen Ohren? Du sollst den Tisch decken! Ich habe ihn schon dreimal gerufen, der sitzt wohl auf seinen Ohren!
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auf diesem/dem Ohr schlecht/nicht hören (ugs.): von einer bestimmten Sache nichts wissen wollen, einem bestimmten Anliegen ablehnend gegenüberstehen: Abwaschen und die Küche putzen sollte er, aber auf dem Ohr hört er anscheinend schlecht.
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bei jmdm. ein geneigtes (geh.; veraltend) /offenes/williges Ohr finden: feststellen, erreichen daß jmd. bereit ist, sich mit einem vorgebrachten Anliegen zu befassen: Bei keinem der Abgeordneten konnten die Vertreter der Bürgerinitiative ein offenes Ohr finden. Wer durchblicken ließ, eine größere Summe verfügbar zu haben, der konnte bei ihm durchaus ein geneigtes Ohr finden.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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bis über die/über beide Ohren verliebt sein (ugs.): sehr verliebt sein: Der Junge ist bis über beide Ohren verliebt, da darf man manches nicht so ernst nehmen. ... ich rede so blöd, weil ich bis über beide Ohren verliebt bin (Ruark [Übers.], Honigsauger 135).
-Dieser und der folgenden Wendung liegt wahrscheinlich das Bild eines Ertrinkenden oder im Sumpf Versinkenden zugrunde, der kaum noch zu retten ist, wenn er bereits bis über die Ohren versunken ist.
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bis über die/über beide Ohren verschuldet sein/in Schulden stecken (ugs.): sehr große Schulden haben: Es ist stadtbekannt, daß der Bürgermeister bis über die Ohren verschuldet war.
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die Ohren auf Durchfahrt/Durchzug stellen (ugs.): sich etwas anhören, es aber nicht beherzigen, es gleich wieder vergessen: Die halbe Klasse hatte die Ohren auf Durchzug gestellt, die andere Hälfte war bereits eingeschlafen.
-Wie ein Eisenbahnzug, der an einem Bahnhof durchfährt, also nicht anhält, oder wie die Luft durch ein Zimmer mit geöffneten Fenstern zieht (Durchzug), so geht das Gehörte zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, bleibt im Gedächtnis nicht haften. Auf dieser Vorstellung beruht die vorliegende Wendung.
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die Ohren auf Empfang stellen (ugs.): genau, aufmerksam zuhören: Stellt die Ohren auf Empfang, ich habe euch etwas Wichtiges zu sagen!
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die Ohren aufmachen/aufsperren/auftun (ugs.): genau, aufmerksam zuhören: Sperrt die Ohren auf, ich sage euch das nur einmal! Tut die Ohren auf, Chassidim, tu die Ohren auf, Israel, tut die Ohren auf, Völker der Welt! (Buber, Gog 84). Mach also deine Ohren auf und benachrichtige mich rechtzeitig (Kirst, 08/15, 427).
-Hier handelt es sich um Übertragungen von Wendungen, die eigentlich vom Auge gesagt werden, auf ein anderes Sinnesorgan, das Ohr.
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die Ohren hängen lassen (ugs.): niedergeschlagen sein: Seit drei Tagen läßt er die Ohren hängen, weil er Krach mit seiner Freundin hat. Ich ließ die Ohren hängen, als ich durch meinen Palast ging, und ich machte mir Vorwürfe, so gut und schnell gearbeitet zu haben (Bieler, Bonifaz 80).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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die Ohren spitzen (ugs.): aufmerksam lauschen: Die Kinder spitzten die Ohren. Und ich hab' in Bonn die Ohren gespitzt - nicht nur auf Konferenzen von Polit-Profis (Hörzu 44, 1979, 8). Wir denken, du betest ...! Und dabei spitzt du die Ohren, was es wohl zu fressen gibt, wie? (W. Borchert, Geranien 107).
-Möglicherweise geht diese Wendung auf die Beobachtung von Tieren zurück, die - wie z. B. Hunde oder Katzen - ihre Ohren aufrichten, so daß die Spitzen nach oben zeigen, wenn etwas die Aufmerksamkeit der Tiere erregt. Vielleicht heißt »die Ohren spitzen« im Grunde aber nur soviel wie »die Ohren scharf machen«, d. h. zum genauen Hören bereit machen. Man sagt ja auch von jemandem, der gut hört, daß er ein »scharfes« Gehör habe.
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die Ohren steifhalten (ugs.): nicht den Mut verlieren: Haltet die Ohren steif, und laßt euch nicht unterkriegen! Grüßen Sie Ihre Frau Tochter; sie soll die Ohren steifhalten! (Martin, Henker 55).
-Dieser Wendung liegt die Beobachtung von Tieren (besonders Pferden und Hunden) zugrunde. Das Tier, das die Ohren (den Kopf) nicht hängen läßt, ist wach und munter.
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ein Satz heiße/rote Ohren (ugs.): Ohrfeigen, Prügel: Du kriegst gleich 'nen Satz heiße Ohren! Der Kerl kann sich einen Satz rote Ohren abholen!
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ein feines Ohr für etwas haben (ugs.): ein feines Empfinden für etwas haben: Als Arzt hat man ein feines Ohr dafür, ob der Patient einem die Wahrheit sagt.
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eins/ein paar hinter die Ohren bekommen/kriegen (ugs.): geohrfeigt werden: Ruhe jetzt, sonst kriegst du ein paar hinter die Ohren! Er weinte, weil er eins hinter die Ohren bekommen hatte. ... wieso kriegt denn der Bengel keins hinter die Ohren? (Kant, Impressum 99).
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es gibt [gleich] rote Ohren! (ugs.): Drohrede: Verzieh dich, mein Junge, sonst gibt's rote Ohren! Wollt ihr wohl die Katze in Ruhe lassen - gleich gibt's rote Ohren!
-Diese Redensart spielt auf die Rötung der Ohren an, die durch Schläge verursacht wird.
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etwas im Ohr haben: etwas innerlich hören; sich an etwas Gehörtes erinnern: Sie hatte noch genau im Ohr, wie er damals über sie gelacht hatte. Ich habe noch die Worte Hitlers nach dem 20. Juli 1944 im Ohr: „Eine kleine Clique ehrgeiziger Offiziere ...“ (Dönhoff, Ära 61). Ich habe immer noch das Heulen im Ohr (Bieler, Bonifaz 123).
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für jmds. Ohr[en] in bestimmter Weise klingen: sich für jmdn. in bestimmter Weise anhören: Für die Ohren eines geschulten Musikers klingen solche banalen Schlager geradezu abscheulich.
-In dieser und in den folgenden drei Wendungen steht das Sinnesorgan »Ohr« als Pars pro toto für den Menschen.
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für jmds. Ohren bestimmt sein: dafür bestimmt sein, daß es jmd. hört: Die Gespräche sind nicht für die Ohren Außenstehender bestimmt. Was er dann sagte, war besonders für die Ohren derjenigen bestimmt, die ihn in letzter Zeit immer nur kritisiert hatten.
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ganz Ohr sein (ugs.): gespannt, mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhören: Erzähl mir alles, ich bin ganz Ohr! Wenn die Engel unter sich musizieren, ... spielen sie nur Mozart, und der liebe Gott ist ganz Ohr (Spiegel 41, 1977, 218).
-Die Wendung drückt aus, daß jemand, der sehr konzentriert zuhört, nichts anderes mehr wahrnimmt, also nur noch Hörender (bildlich gesprochen: Ohr) ist.
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ins Ohr gehen (ugs.): gefällig klingen, sich leicht einprägen: Hauptsache, die Melodie geht ins Ohr, den Text versteht sowieso niemand. ... unangetastet blieb vor allem die Anschaulichkeit der Schilderung, ... die, wie mir zahllose Hörerbriefe versicherten, auch den Erwachsenen so gut ins Ohr ging (Kosmos 3, 1965, 96).
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jmdm. die Ohren langziehen (ugs.): jmdn. tadeln, [scharf] zurechtweisen: Dein Vater zieht dir die Ohren lang, wenn er sieht, was du angestellt hast!
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jmdm. die Ohren voll blasen/schwätzen (ugs.): jmdn. durch ständiges Reden [über eine bestimmte Sache] belästigen: Es kann einem schon auf die Nerven gehen, wenn einem die Politiker ständig die Ohren voll schwätzen.
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jmdm. die Ohren voll jammern (ugs.): jmdn. durch ständiges Klagen belästigen: Ständig jammerte er uns die Ohren voll, wie schlecht es ihm ginge. Seine Tochter jammerte ihm so lange die Ohren voll, bis er ihr das Grundstück überschrieb.
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jmdm. ein geneigtes Ohr leihen/schenken (geh.; veraltend): jmdm. wohlwollend zuhören: Der Präsident wird Arbeitern aus seiner Heimat immer ein geneigtes Ohr leihen.
-Das Wort »geneigt« steht in dieser Wendung in der veraltenden Bedeutung von »willig, wohlwollend«.
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jmdm. eins/ein paar hinter die Ohren geben (ugs.): jmdn. ohrfeigen: Ich sag's meinem Bruder, der gibt dir eins hinter die Ohren! Der Lehrer hätte dem Bengel am liebsten ein paar hinter die Ohren gegeben.
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jmdm. etwas in die Ohren blasen (ugs.): jmdm. etwas einreden: Wer hat dir nur den Unsinn mit dem Horoskop in die Ohren geblasen? Und sie sei nicht deshalb von London ... hierhergezogen, daß man auch hier den Kindern solchen feurigen Blödsinn in die Ohren blase! (Fr. Wolf, Menetekel 113).
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jmdm. im Ohr bleiben: von jmdm. [der es gehört hat] nicht vergessen werden: Der Schrei des Verunglückten wird den Wanderern noch lange im Ohr bleiben. Eine kleine Melodie aus glücklicheren Tagen war ihr in all den Jahren immer im Ohr geblieben.
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jmdm. in den Ohren liegen (ugs.): jmdm. durch ständiges Bitten, Jammern o. ä. zusetzen: Schon seit Wochen lag sie ihm mit ihrem Gartenhäuschen in den Ohren. Sie lag mir ewig damit in den Ohren, sie gab keine Ruhe. Ich mußte mich verändern, sagte sie ... (Maass, Gouffé 207). ... er lag ihm mit dem Hinweis auf das Verderbliche des Christentums dauernd in den Ohren (Thieß, Reich 249).
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jmdm. klingen die Ohren (ugs.): jmd. spürt, daß in seiner Abwesenheit über ihn gesprochen wird: Haben dir gestern die Ohren geklungen? Wir hatten kein anderes Thema als deinen Autounfall.
-Der leise, hohe Ton, den man gelegentlich in den Ohren hat, wird im Volksglauben damit in Verbindung gebracht, daß ein anderer über einen redet. Darauf geht diese Wendung zurück.
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jmdm. sein Ohr leihen (geh.): jmdm. zuhören: Sie sollten ihm wenigstens für einige Minuten Ihr Ohr leihen. Was der heutige Mensch am dringendsten braucht, ist ... jemand, der ihm sein Ohr leiht (MM 25. 8. 1972, 12). Seien wir doch froh und dankbar, daß ... uns immer noch manch ein Kellner sein Ohr leiht (Zeit 20. 3. 1964, 5).
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jmdm. zu Ohren kommen: jmdm. bekannt werden: Mir sind da ein paar Dinge zu Ohren bekommen, die ich mit dir besprechen möchte. »Es ist uns im Amt zu Ohren gekommen, daß die Nazis eine Brandstiftung planen ...« (Spiegel 45, 1978, 12).
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jmdn. übers Ohr hauen (ugs.): jmdn. betrügen: Der Kerl hat mich übers Ohr gehauen - mein Geld ist weg! In zahlreichen französischen Varianten hauen die beiden Verliebten die alte Fee übers Ohr (Lüthi, Es 86). Wissen Sie, worüber er während der ganzen Mahlzeit sprach: daß ihn der Taximann in Neapel übers Ohr gehauen habe (Andres, Liebesschaukel 44).
-Diese Wendung stammt aus der Fechtersprache und bedeutete ursprünglich »jmdn. mit der Waffe am Kopf (oberhalb der Ohren) treffen«. Später wurde sie allgemein im Sinne von »jmdm. übel mitspielen« gebräuchlich.
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lange/spitze Ohren machen (ugs.): neugierig lauschen: Als sie bemerkten, daß man am Nebentisch lange Ohren machte, wechselten sie das Thema.
-Vgl. die Wendung »die Ohren spitzen«.
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mit den Ohren schlackern (ugs.): äußerst überrascht sein: Du wirst mit den Ohren schlackern, wenn ich dir das Neueste von deiner verflossenen Freundin erzähle! Die haben mir Zusammenhänge aufgezeigt, da habe ich nur so mit den Ohren geschlackert (Spiegel 11, 1975, 84).
-Das Verb »schlackern« meint »hin und her schlagen«; die Wendung könnte sich darauf beziehen, daß man den Kopf schüttelt, wenn man von etwas überrascht wird.
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mit halbem Ohr hinhören/zuhören (ugs.): ohne rechte Aufmerksamkeit zuhören: Bei den Streitereien der Geschwister hatte sie nur mit halbem Ohr zugehört. Wer da nicht gerade auf den Kopf gefallen ist oder nur mit halbem Ohr zuhört - der muß mißtrauisch werden (Kirst, 08/15, 854). Ich hörte alledem nur mit halbem Ohre zu, nur soweit es mich nicht störte im Anschauen der Frau (Th. Mann, Krull 436).
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mit roten Ohren abziehen (ugs.): sich beschämt entfernen: Als er auch das dritte Spiel verloren hatte, zog er mit roten Ohren ab.
-Die Wendung bezieht sich darauf, daß bei Erregungszuständen, wie z. B. Scham oder Verlegenheit, manchen Menschen das Blut zu Kopf steigt; sie erröten, was häufig besonders an den Ohren sichtbar wird.
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nichts für fremde Ohren sein (ugs.): geheim, vertraulich sein: Was ich Ihnen zu sagen habe, ist nichts für fremde Ohren; kommen Sie bitte mit in mein Büro.
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nichts für zarte Ohren sein (ugs.): zum Erzählen vor empfindsamen [weiblichen] Zuhörern nicht geeignet sein: Die Geschichte von seinen Erlebnissen in einem südamerikanischen Gefängnis ist nichts für zarte Ohren. Dieser Witz ist nichts für zarte Ohren.
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noch feucht/naß/nicht trocken hinter den Ohren sein (ugs.): noch zu jung, unerfahren sein: Was weißt du denn schon von unseren Problemen, du bist ja noch feucht hinter den Ohren! Wenn sie nicht trocken hinter den Ohren ist, braucht sie noch nicht in die Tanzstunde. Habt es ihr auch schon recht wichtig? Noch naß hinter den Ohren, aber wichtig haben's die Herren schon (Sommer, Und keiner 165).
-Die Wendung bezieht sich darauf, daß Kinder unmittelbar nach der Geburt noch feucht [hinter den Ohren] sind.
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seinen Ohren nicht trauen: von etwas, was man gehört hat, völlig überrascht sein: Der Buchhalter traute seinen Ohren nicht, als man ihm seine Entlassung ankündigte. Wir trauten unseren Ohren nicht, als wir im Radio die Lottozahlen hörten.
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sich aufs Ohr hauen/legen (ugs.): sich schlafen legen: Sie war fürchterlich müde und haute sich aufs Ohr. Legt euch noch ein bißchen aufs Ohr, ich kümmere mich ums Frühstück. Sie mißtraute dieser Krankheit und war ... nicht gewillt, sich aufs Ohr zu legen (Th. Mann, Buddenbrooks 380).
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sich etwas hinter die Ohren schreiben (ugs.): sich etwas gut merken: Hier wird nicht randaliert, schreibt euch das hinter die Ohren! Sie wollte sich den Rat des Chefs hinter die Ohren schreiben. Ich mußte mir hinter die Ohren schreiben, daß ein Star eben nicht nur für Tiere dazusein hat (Hörzu 41, 1975, 7).
-Diese Wendung geht auf einen alten Rechtsbrauch zurück. Bei Grenzfestlegungen und Grenzbegehungen wurden Knaben als Zeugen mitgenommen, die sich die Lage der Grenzsteine genau einprägen sollten. Um ihnen dies ganz deutlich zu machen, wurden sie an jedem Grenzstein geohrfeigt, hinter die Ohren geschlagen - man hat ihnen damit sozusagen die Lage der Grundstücksgrenzen »hinter die Ohren geschrieben«.
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sich nicht die Ohren brechen (ugs.): sich nicht übertrieben abmühen, keinen zu großen Aufwand treiben: Wegen der paar Mark brech' ich mir hier nicht die Ohren!
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tauben Ohren predigen: mit seinen Ermahnungen nichts erreichen: Mit seinen Aufrufen zum Energiesparen predigte der Minister tauben Ohren. Wieder lege ich mein Veto ein. Doch ich predige tauben Ohren (Hörzu 47, 1977, 10).
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um ein geneigtes Ohr bitten (geh.; veraltend): um wohlwollendes Anhören bitten: Bitten Sie die Fürstin um ein geneigtes Ohr, sie wird Sie nicht abweisen.
-Vgl. die Wendung »jmdm. ein geneigtes Ohr leihen«.
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viel um die Ohren haben (ugs.): sehr viel zu tun haben: Stört eure Mutter nicht, sie hat heute viel um die Ohren! Er leitete jetzt die Exportabteilung und hatte sehr viel um die Ohren.
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vor jmdm. seine Ohren verschließen (geh.): jmds. Bitten gegenüber unzugänglich sein: Was hatte er getan, daß sie vor ihm ihre Ohren verschloß?
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wo hast du deine Ohren? (ugs.): hörst du nicht, was man dir sagt?: Wo hast du deine Ohren? Du sollst sofort zur Chefin kommen!
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zum einen Ohr hinein-, zum anderen wieder hinausgehen (ugs.): sogleich wieder vergessen werden: Gib dir keine Mühe; was du ihm auch sagst, es geht zum einen Ohr hinein, zum anderen wieder hinaus. Offen gestanden gingen mir Dom Miguels Belehrungen ... zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus (Th. Mann, Krull 413).
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↑ Arsch mit Ohren.
↑ Augen und Ohren offenhalten.
↑ Bohnen in den Ohren haben.
↑ noch die Eierschalen hinter den Ohren haben.
↑ es faustdick hinter den Ohren haben.
↑ jmdm. das Fell über die Ohren ziehen.
↑ einen Floh im Ohr haben.
↑ jmdm. einen Floh ins Ohr setzen.
↑ jmdm. die Ohren vom Kopf fressen.
↑ Knöpfe in den Ohren haben.
↑ ich steck'/setz' dir den Kopf zwischen die Ohren.
↑ bis über die Ohren in etwas stecken.
↑ von einem Ohr [bis] zum anderen lachen/strahlen.
↑ [wohl] einen kleinen Mann im Ohr haben.
↑ Musik in jmds. Ohren sein/wie Musik in jmds. Ohren klingen.
↑ sich die Nacht um die Ohren schlagen.
↑ den Schalk hinter den Ohren haben.
↑ dem Teufel ein Ohr abschwätzen.
↑ die Wände haben Ohren.
↑ Watte in den Ohren haben.
↑ sich den Wind um die Ohren pfeifen/wehen lassen.
↑ dein Wort in Gottes Ohr.