Duden - Redewendungen
Nase
[nicht] nach jmds. Nase sein (ugs.): jmdm. [nicht] gefallen: Küchenarbeit war nicht nach seiner Nase. Wenn irgend etwas nicht nach ihrer Nase ist, täuscht sie Kopfschmerzen vor und schließt sich in ihr Zimmer ein.-Die Nase als Sitz des Geruchssinns bestimmt z. B. bei Speisen, ob man etwas mag oder nicht. Die vorliegende Wendung verallgemeinert diesen Sachverhalt.
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[von jmdm., von etwas] die Nase [gestrichen] voll haben (ugs.): jmds., einer Sache überdrüssig sein: Nach drei Wochen hatten die Profis die Nase voll vom Trainingslager. Pack deine Sachen, ich hab' die Nase voll von dir! Der Feldwebel fragte uns sogar, ob wir den Ami mitnehmen wollten ... Nein, sie konnten ihn gerne haben, wir hatten die Nase voll (Küpper, Simplicius 134).
-Die Wendung geht wohl davon aus, daß bei bestimmten Reaktionen die Nasenschleimhäute allergisch anschwellen und Schleim absondern. Vgl. auch »verschnupft sein« im Sinne von »gekränkt , verärgert sein«.
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auf der Nase/(auch: Schnauze) liegen (ugs.): krank sein: Wirst du dich wohl wärmer anziehen, oder willst du am Wochenende auf der Nase liegen? Auch hier beredete man die Krankheit des Klenk. Hat Pech, der Klenk. So ein baumstarker Kerl und liegt, kaum an der Macht, auf der Nase (Feuchtwanger, Erfolg 433).
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auf die Nase fallen (ugs.): einen Mißerfolg haben: Mit dem Antiquariat ist er finanziell ganz schön auf die Nase gefallen. ... und da fiel ich also voll auf die Nase und war so maßlos enttäuscht, daß da mein Talent nun gar nicht zur Wirkung kam (Kempowski, Immer 212).
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der Nase nach (ugs.): geradeaus: Sie biegen am besten an der Post links ab, und dann geht es immer der Nase nach, bis Sie zu einem großen Platz kommen. »Was nun? Hier schräg hinunter und fortan hübsch der Nase nach ... (Th. Mann, Zauberberg 669).
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die Nase hoch tragen: eingebildet sein: Vor ein paar Jahren hatte sie noch im Hinterhof gespielt, jetzt wohnte sie in einem Luxusappartment und trug die Nase hoch.
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die Nase vorn haben (ugs.): den Sieg, Erfolg davontragen: Die Japaner hatten beim Kampf um die Marktanteile letztlich die Nase vorn. Am Ende der Saison hatten die Bayern in der Bundesliga wieder die Nase vorn.
-Die Wendung stammt wahrscheinlich aus dem Pferdesport, wo auch die Formulierung »mit einer Nasenlänge gewinnen« gebräuchlich ist.
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die Nase zu tief ins Glas stecken: mehr Alkohol trinken, als man verträgt, sich betrinken: Hör dir diesen Lärm an, der alte Hausmeister hat wieder mal die Nase zu tief ins Glas gesteckt!
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die Nase über jmdn., über etwas rümpfen: jmdn., etwas geringschätzen, auf jmdn., auf etwas verächtlich herabsehen: Sie gehört zu den Menschen, die nur allzu leicht die Nase über die Leistungen anderer rümpfen. Ihre englischen Schwiegereltern rümpften die Nase über die Mitgift einer armen Gouvernante (Brand [Übers.], Gangster 86).
-Diese Wendung bezieht sich auf das Krausziehen der Nase zum Ausdruck des Abscheus; sie überträgt diese äußere Reaktion auf die innere Haltung der Ablehnung.
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die richtige Nase haben (ugs.): etwas richtig voraussehen, ausfindig machen: Wenn sie damals nicht die richtige Nase gehabt hätte, wäre die Firma heute längst pleite.
-Diese und die folgende Wendung bezogen sich ursprünglich wohl auf den Spürsinn des Jagdhundes.
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eine Nase haben (familiär): Schleim aus der Nase hervortreten lassen: Hast du ein Taschentuch? Dein Sohn hat eine Nase.
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eine gute/feine Nase haben; eine [gute/feine] Nase für etwas haben (ugs.): einen besonderen Spürsinn [für etwas] haben, etwas richtig einschätzen: Der Art-director hat eine feine Nase für den Geschmack der breiten Masse. Die Dorfleute, das sind schlaue Leute, die haben eine gute Nase für alles, was Geld einbringt ... (Waggerl, Brot 47). Aber er hatte eine gute Nase, er wußte genau, wenn ein Lehrer nicht koscher war ... (Schnurre, Bart 143).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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eins auf die Nase bekommen/kriegen (ugs.): 1. Prügel bekommen: Die Randalierer haben selbst eins auf die Nase bekommen. In der Kneipe da hat er in der vorigen Woche eins auf die Nase gekriegt. ... daß er in einem Hotel ... von einem erzürnten Ehemann eins auf die Nase bekam (Singer [Übers.], Feinde 23). 2. zurechtgewiesen werden: Er hat vom Abteilungsleiter eins auf die Nase bekommen. Der Spieß hatte vom Kompaniechef eins auf die Nase gekriegt.
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etwas vor der Nase haben (ugs.): etwas in unmittelbarer Nähe haben: In der neuen Wohnung haben wir das Stadtbad vor der Nase, da werde ich öfter schwimmen gehen können.
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immer mit der Nase vorneweg sein (ugs.): vorwitzig sein: Schaut euch unseren Jüngsten an - immer muß er mit der Nase vorneweg sein. Sie war reichlich verwöhnt und immer mit der Nase vorneweg.
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jmdm. auf der Nase herumtanzen (ugs.): mit jmdm. machen, was man will; jmds. Gutmütigkeit ausnutzen: Kein Wunder, daß die Kinder gern bei Opa sind; ihm können sie auf der Nase herumtanzen. Bosch rief hinter mir her: Glauben Sie vielleicht, unsere Firma läßt sich von Ihnen auf der Nase rumtanzen (v. d. Grün, Glatteis 242). Und das, ohne je den Versuch zu machen, dem Lehrer auf der Nase herumzutanzen (Hörzu, 44, 1972, 156).
-Ebenso wie in der vorangehenden Wendung wird auch hier die Nähe der Nase zu den Augen zu einem Bild genutzt. Wer jemandem »auf der Nase herumtanzt«, der tut unter den Augen des Betreffenden, was er will.
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jmdm. eine [lange] Nase drehen/machen (ugs.): jmdn. verspotten, auslachen: »Ich kann dieser ganzen dreckigen Welt eine Nase drehen!«, rief Justine (Roehler, Würde 57). Walter kam und erzählte, wie Edi, sein Bruder, einem Bärenswiler Herrn die Zunge ausgestreckt und die lange Nase gemacht habe (R. Walser, Gehülfe 120).
-Die Wendung bezieht sich auf die Spottgebärde, bei der man mit den gespreizten Händen die Nase verlängert.
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jmdm. eins auf die Nase geben (ugs.): 1. jmdn. verprügeln: Laß die Finger von meinem Motorrad, sonst geb' ich dir eins auf die Nase! 2. jmdn. zurechtweisen: Mit dem Rundschreiben wollte der Fraktionsvorstand vor allem den jüngeren Abgeordneten eins auf die Nase geben. ... und wenn er falsche Politik macht, mag ihm ein anderer was auf die Nase geben (Zweig, Grischa 291).
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jmdm. etwas an der Nase[nspitze] ansehen (ugs.): etwas an jmds. Miene ablesen: Jeder konnte dem Jungen an der Nase ansehen, daß er sich nicht sehr wohl fühlte. Ich kann dir dein schlechtes Gewissen an der Nasenspitze ansehen.
-Die Wendung bezieht sich darauf, daß das Aussehen der Nasenspitze (Blässe oder Rötung) auf den Gesundheits- oder Gemütszustand eines Menschen schließen läßt. »Nase« kann aber auch stellvertretend für den gesamten Gesichtausdruck stehen.
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jmdm. etwas auf die Nase binden (ugs.): jmdm. etwas erzählen [was nicht für ihn bestimmt ist]: Was ich Ihnen jetzt sage, das brauchen Sie nicht unbedingt meiner Frau auf die Nase zu binden. »Mußt du jedem auf die Nase binden, wer du bist?« (A. Zweig, Grischa 61). Du weißt nicht, wie mir zumute war, als du mich stehenließest, und ich werde mich hüten, es dir auf die Nase zu binden (Müthel, Baum 18).
-Diese Wendung spielt darauf an, daß sich die Nase in unmittelbarer Nähe der Augen befindet. Man kann also genau sehen, erkennen, was einem »auf die Nase gebunden« wurde.
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jmdm. etwas unter die Nase reiben (ugs.): jmdm. wegen etwas Vorhaltungen machen; jmdm. etwas Unangenehmes [unverblümt] sagen: Er konnte es sich nicht verkneifen, ihm seinen Fehler unter die Nase zu reiben. Die Chefin rieb ihm unter die Nase, daß er sie nicht informiert hatte. Immerzu braucht er mir das nun auch nicht unter die Nase zu reiben. Sie nahm ihre Tasche ... und ging (Loest, Pistole 163).
-Die Wendung bezieht sich darauf, daß man jemandem etwas, dessen Geruch er genau wahrnehmen soll, dicht unter die Nase hält und hin- und herbewegt.
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jmdm. etwas vor der Nase wegschnappen (ugs.): etwas [schnell] an sich bringen, bevor es ein anderer erlangen kann: So eine Gemeinheit - du hast mir das letzte Stück Kuchen vor der Nase weggeschnappt! ... jetzt wollte er ihm auch die Krone seines ganzen Planes vor der Nase wegschnappen, den nationalen Putsch (Feuchtwanger, Erfolg 712).
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jmdm. etwas vor der Nase zuschlagen (ugs.): etwas zuschlagen, während jmd. unmittelbar davor steht oder es gerade erreicht: Sie brüllte: »Hau ab!« und schlug ihm das Fenster vor der Nase zu. Ich entferne mich ... da ich nach Berlin reisen muß; dort jedoch schlägt mir mein Vater ... die Tür vor der Nase zu (Gregor-Dellin, Traumbuch 143).
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jmdm. in die Nase stechen (ugs.): jmdm. sehr gefallen, von jmdm. erstrebt, begehrt werden: Schon lange hatte ihr die Pelzjacke in die Nase gestochen, jetzt ging sie in den Laden und kaufte sie. Wenn ihm das Rennen so sehr in die Nase sticht, dann soll er doch allein zum Nürburgring fahren.
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jmdm. jmdn. vor die Nase setzen (ugs.): jmdm. jmdn. überordnen, zum Vorgesetzten machen: Seit zwanzig Jahren rackert er sich für die Firma ab, und jetzt setzen sie ihm so einen Schnösel von der Universität vor die Nase. Man setzt uns die Russen vor die Nase (Mehnert, Sowjetmensch 259).
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jmdm. paßt/gefällt jmds. Nase nicht (ugs.): jmd. kann jmdn. nicht leiden: Nur weil dem Chef meine Nase nicht gefällt, hat er mich bei der Beförderung übergangen. Mit Samthandschuhen erwürgen, die Ernährung rationieren, und denjenigen, deren Nase uns nicht paßt, so wenig geben, daß sie verrecken (Kuby, Sieg 342).
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jmdm. vor der Nase wegfahren (ugs.): abfahren, kurz bevor jmd. das Fahrzeug erreicht: Der blöde Bus ist mir vor der Nase weggefahren, sonst wäre ich nicht zu spät gekommen.
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jmdn. an der Nase herumführen (ugs.): jmdn. täuschen, irreführen: Zehn Jahre lang hatte der Fälscher die Polizei an der Nase herumgeführt, dann wurde er durch Zufall erwischt. Er habe sich maßlos darüber aufgeregt, wie die Belegschaft von der Firma an der Nase herumgeführt worden sei (Chotjewitz, Friede 282).
-Die Wendung bezieht sich wohl darauf, daß früher Tierbändiger oder Schausteller ihre Bären (oder andere Tiere) an einem Nasenring führten, um sie völlig in der Gewalt zu haben.
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jmdn. mit der Nase auf etwas stoßen (ugs.): jmdn. deutlich auf etwas hinweisen: Du brauchst die Zollbeamten ja nicht unbedingt mit der Nase darauf zu stoßen, daß wir im Kofferraum noch mehr Wein haben.
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jmdn. vor die Nase gesetzt bekommen/kriegen (ugs.): jmdn. zum Vorgesetzten bekommen: Es fuchste den Inspektor sehr, daß er ausgerechnet seinen jüngeren Kollegen vor die Nase gesetzt bekam. In Bochum war es auch, wo ... Mager einen neuen, bis dahin unbekannten Mann vor die Nase gesetzt bekam (Kicker 82, 1981, 20).
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mit langer Nase abziehen müssen (ugs.): das Nachsehen haben: Er hatte sich sehr um den Posten bemüht, mußte aber wieder einmal mit langer Nase abziehen.
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pro [Mann und] Nase (ugs.): pro Person: Er bestellte zwei Bier und zwei Buletten pro Nase. Zur Kasse, die Herrschaften, das macht sechs achtzig pro Mann und Nase!
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seine Nase in etwas [hinein]stecken/überall hineinstecken (ugs.): sich neugierig um etwas/um alles kümmern [was einen nichts angeht]: Du sollst deine Nase nicht in Dinge stecken, von denen du nichts verstehst. Und man ist gegen die Presse, weil angeblich die Ordnung sich viel besser aufrechterhalten ließe, wenn die Journalisten nicht ihre Nase überall hineinsteckten (Dönhoff, Ära 62). ... wir haben uns darauf geeinigt, daß nur Idioten sich vornehmen, ihre Nasen niemals in die Angelegenheiten anderer Leute zu stecken (Becker, Irreführung 31).
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seine/die Nase in ein Buch stecken (ugs.): ein Buch lesen, aus einem Buch lernen: Es würde ihm gar nichts schaden, wenn er seine Nase mal wieder in ein Buch steckte. Man kann nicht verlangen, daß Vierzehnjährige die Nase nur in die Schulbücher stecken (Hörzu 25, 1973, 88).
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sich an die eigene Nase fassen (ugs.): sich um die eigenen Fehler und Schwächen kümmern: Hier ist keiner im Saal, der sich in Sachen Umweltschutz nicht an die eigene Nase fassen müßte.
-Diese Wendung geht vielleicht auf einen alten normannischen Rechtsbrauch zurück. Wer einen anderen beleidigt hatte, der mußte sich beim öffentlichen Widerruf der Beleidigung mit der Hand an die Nase fassen.
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sich die Nase begießen (ugs.): reichlich Alkohol trinken: Ist das eine Freude, dich wiederzusehen - heute abend sollten wir uns zusammen die Nase begießen! Was endlich ist von einem Verteidigungsminister zu halten, von dem ich ... lesen konnte, daß er sich in der entscheidenden Nacht der Kuba-Krise ... die Nase begossen ... hat? (Augstein, Spiegelungen 134).
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sich eine goldene Nase verdienen (ugs.): sehr viel Geld verdienen: Sein Bruder hat sich mit Computersoftware eine goldene Nase verdient.
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sich etwas unter die Nase schieben/stecken (ugs.): etwas in den Mund stecken, essen: Sie hatte Hunger und wollte sich erst mal eine Stulle unter die Nase schieben. Steck dir eine Zigarette unter die Nase, und setz dich da drüben hin!
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vor jmds. Nase: in unmittelbarer Nähe vor jmdm.: Die Begonie steht vor deiner Nase, du brauchst nur die Hand auszustrecken. ... wirklich verblüfft aber war er über das volle Päckchen Zigarren, das da einer vor seiner Nase aus der Tasche herausziehen konnte (Plievier, Stalingrad 264). Trotz dieser lobenswerten Vorsicht ahnte er nichts von dem Passagiertausch vor seiner Nase (Seghers, Transit 150).
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Mund und Nase aufreißen/aufsperren.
seine Nase in alle Töpfe stecken.
sich den Wind um die Nase wehen lassen.
jmdm. jedes Wort [einzeln] aus der Nase ziehen müssen.
sich jedes Wort [einzeln] aus der Nase ziehen lassen.
jmdm. die Würmer [einzeln] aus der Nase ziehen.
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