Duden - Redewendungen
Naht
aus den/aus allen Nähten platzen (ugs.): zu dick, zu umfangreich werden: 1. Wenn sie den Kleinen so oft füttert, wird er bald aus allen Nähten platzen. Der Kraftprotz platzt ja mal wieder aus allen Nähten (Schnurre, Ich 115). Wo sich die Szenen noch fast beliebig weiter bereichern lassen, übt man sich oft in Sparsamkeit und Transparenz, und das ist gut so in einem Stück, das aus den Nähten platzen will (MM 27. 12. 1975, 40). 2. zu voll werden, den Inhalt nicht mehr fassen können: Die Taucherausrüstung bleibt hier, der Koffer platzt sowieso schon aus allen Nähten. Seit 1900 stagnieren die Gemeinden unter 2000 Einwohnern, während die großen Wohnzentren aus den Nähten platzen (FAZ 16. 6. 1961, 5).————————
eine Naht drauf haben (ugs.; veraltend): eine sehr hohe Geschwindigkeit haben: Der alte Citroën hatte vielleicht eine Naht drauf - die Zuschauer haben nur so gestaunt!
-Die Herkunft dieser Wendung ist unklar. Vielleicht ist von den schnellen Stichen (der Nähmaschine) beim Anfertigen einer Naht auszugehen oder aber von der Länge einer Naht, von »Naht« im Sinne von »[langer] Streifen«; vgl. die ähnliche Bedeutungsentfaltung von »Stremel«.
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eine [tüchtige] Naht beziehen/bekommen (ugs.; veraltend): Prügel erhalten: Damals hatte er eine tüchtige Naht bezogen. Er wird von seinem Vater eine Naht bekommen, wenn der erfährt, was sein Sohn angestellt hat.
-Die Herkunft dieser Wendung ist unklar. Vielleicht steht hier »Naht« für »Strieme«.
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eine gute Naht saufen (ugs.; veraltend): viel Alkohol trinken: Man wußte, daß der Hufschmied eine gute Naht saufen konnte.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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etwas auf der Naht haben (landsch.): reich sein: Halt dich ran, Junge, das Mädchen hat was auf der Naht!
-Die Herkunft der Wendung ist unklar. Vielleicht bezieht sie sich darauf, daß man in früheren Zeiten - besonders auf Reisen - Geld in die Kleidung einzunähen pflegte, um es vor Dieben zu schützen.
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jmdm. auf den Nähten knien (ugs.; veraltend): jmdn. heftig bedrängen: Der Kohlenhändler kniete ihnen schon seit Wochen auf den Nähten, weil sie die letzte Rechnung noch nicht bezahlt hatten.
-Hier ist mit den »Nähten« die Kleidung gemeint, die der Betroffene trägt. Die Vorstellung des Bedrängtseins wird durch das Bild engster körperlicher Nähe ausgedrückt; vgl. die Wendung »jmdm. auf die Pelle rücken«.
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