Duden - Redewendungen
Mund
Mund und Nase aufreißen/aufsperren (ugs.): sehr überrascht sein: Die anderen werden Mund und Nase aufsperren, wenn wir ihnen das neue Boot zeigen.————————
an jmds. Mund hängen: jmdm. gebannt zuhören: Selbst die älteren Kinder hingen an Großvaters Mund, wenn er aus dem großen alten Buch vorlas.
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den Mund [zu] voll nehmen (ugs.): [zu]viel versprechen, angeben: Die Regierung hat wieder einmal den Mund zu voll genommen, die Wähler sind mit Recht enttäuscht. Er nimmt gern den Mund ein bißchen voll, das darf man nicht so ernst nehmen. Anfänglich nahmen sie den Mund zu voll und versicherten, bis zum letzten Augenblick ihren Mann stehen ... zu wollen (Niekisch, Leben 370).
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den Mund/(derb:) das Maul auf dem rechten Fleck haben (ugs.): schlagfertig, beredt sein: Ein guter Conférencier muß den Mund auf dem rechten Fleck haben.
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den Mund/(derb:) das Maul aufreißen/voll nehmen (ugs.): aufschneiden, prahlen, großtun: Das haben wir gern, erst das Maul aufreißen und dann nichts leisten! An Ihrer Stelle würde ich den Mund nicht so voll nehmen.
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den Mund/(derb:) das Maul aufsperren (ugs.): sehr erstaunt sein: Die Nachbarn sperrten das Maul auf, als sie mit ihrem neuen Mercedes vorfuhr.
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den Mund (das Maul, die Fresse o. ä.) aufmachen/auftun: etwas sagen, reden: Niemand traute sich, den Mund aufzumachen, als der junge Mann aus dem Lokal gewiesen wurde. Ich schlage Sie jetzt windelweich, wenn Sie nicht sofort den Mund aufmachen (v. d. Grün, Glatteis 42). Sie tut in der Klasse kaum den Mund auf, hat in Mathematik völlig versagt und ist deshalb sitzengeblieben (Hörzu 17, 1971, 137).
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den Mund (das Maul, die Fresse o. ä.) halten (ugs.): schweigen, still sein; nichts verraten: Kannst du nicht endlich einmal die Fresse halten! »Ach, halten Sie doch Ihren Mund«, sagte da eine müde und etwas schleppende Stimme (Schnurre, Bart 148). »Wieviel zahlt er euch, daß ihr den Mund haltet?« (Fallada, Kleiner Mann 213).
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den Mund (die Klappe, die Fresse, die Schnauze, das Maul o. ä.) nicht aufbekommen/aufkriegen (ugs.): sich nicht trauen, etwas zu sagen: Wer hier den Mund nicht aufbekommt, wird untergebuttert. Warum hat er gestern die Fresse nicht aufbekommen, als alle auf ihm herumgehackt haben?
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du hast wohl deinen Mund zu Hause gelassen (ugs.; scherzh.): du bist aber sehr schweigsam.
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einen großen Mund (eine große Klappe, ein großes Maul o. ä.) haben/führen (ugs.): vorlaut sein, angeben: Einen großen Mund hatte sie schon immer, jetzt soll sie mal zeigen, was sie wirklich kann. Er hat zwar eine große Klappe, aber er ist sonst ein ganz netter Kerl.
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einen schiefen Mund/(derb:) ein schiefes Maul ziehen: ein unzufriedenes, beleidigtes Gesicht machen: Du brauchst gar nicht erst ein schiefes Maul zu ziehen. Ihre Tochter zog einen schiefen Mund, weil sie nicht zur Party durfte.
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etwas [nicht] in den Mund nehmen (ugs.): etwas [nicht] aussprechen: Solche Ausdrücke nimmt man nicht in den Mund. Es fällt auf, daß Stoltenberg das magische Wort aus der »Mannheimer Erklärung« seiner Partei nicht in den Mund nahm (Welt 15. 8. 1975, 1).
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etwas ständig/dauernd/viel im Munde führen: über etwas oft reden, ein Wort häufig gebrauchen: Sie führten die Freiheit ständig im Munde, sagten aber nicht, was sie damit meinen. Wenn du solche Begriffe dauernd im Munde führst, denkst du bald nicht mehr über ihre Bedeutung nach.
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in aller Munde sein: sehr bekannt, schnell verbreitet, im Gespräch sein: Das neue Kellertheater war bald in aller Munde. Doch nach wenigen Jahrhunderten war ihr Name in aller Munde, ihr Wort war eine Lehre geworden (Thieß, Reich 196). Die Sportler, die nach gründlicher Vorbereitung und härtestem Training den Wasalauf gewinnen, sind in aller Munde (Gast, Bretter 15).
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jmdm. den Mund wäßrig machen (ugs.): jmdm. Appetit, Lust auf etwas machen: Nachdem du uns so den Mund wäßrig gemacht hast, mußt du uns schon ganz besonderes Essen servieren. Die Lieben zu Hause lebten auf Karten, und die Briefe ihrer Söhne und Männer machten ihnen den Mund wässerig (Kuby, Sieg 247).
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jmdm. den Mund öffnen: jmdn. zum Reden bringen: Weder durch Drohungen noch mit Geld konnten sie ihm den Mund öffnen.
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jmdm. den Mund/(derb:) das Maul stopfen: jmdn. zum Schweigen bringen: Du mußt dem Schwätzer endlich das Maul stopfen. Den meisten Leuten kann man mit Geld den Mund stopfen.
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jmdm. den Mund/(derb:) das Maul verbieten: jmdm. untersagen, sich zu äußern: Ich lasse mir von euch nicht den Mund verbieten. Du solltest dem frechen Kerl das Maul verbieten! Der Mann quengelte so lange über das Wetter, bis ihm Sellmann kurzerhand den Mund verbot (Bieler, Mädchenkrieg 130).
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jmdm. etwas in den Mund legen: jmdn. auf eine bestimmte Aussage hinlenken: Sooft er mir eine Wendung in den Mund legen wollte, mit der ich nicht völlig einverstanden war, protestierte ich (Niekisch, Leben 297). Frühere Geständnisse, er habe Doris erwürgt, damit sie ihn nicht verraten könne, seien ihm von den Kriminalbeamten in den Mund gelegt ... worden (Welt 12. 11. 1965, 13).
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jmdm. nach dem Mund[e] reden: jmdm. immer zustimmen, das sagen, was der andere gern hören will: Ich kann Leute nicht leiden, die mir immer nach dem Mund reden. Mochte Naphta diese Dinge vorgebracht haben, weil er daran glaubte, oder weil er sie witzig fand, oder gar um seinem Zuhörer nach dem Munde zu reden (Th. Mann, Zauberberg 613). Diese entscheiden ... darüber, ob sie wünschen, daß es eine Zeitung für Deutschland gibt, die ihren Lesern nicht nach dem Munde redet (FAZ, 16. 6. 1961, 46).
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jmdm. über den Mund fahren (ugs.): jmdm. das Wort abschneiden; jmdm. scharf antworten: Von so einem Grünschnabel läßt du dir über den Mund fahren? »Du hältst dich da raus!« fuhr sie ihm über den Mund. Bernadette ist wieder ganz bei sich, ein Schulmädel, das einem andern Schulmädel über den Mund fährt (Werfel, Bernadette 58). Seine Enkelkinder hatten immer den Drang, zu ihm zu fahren, ... sie spielten ihm manchen Streich, fuhren ihm über den Mund (Weber, Einzug 142).
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mit dem Mund vorneweg sein (ugs.): vorlaut sein: Das ist typisch für deine Tochter, immer ist sie mit dem Mund vorneweg.
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nicht auf den Mund gefallen sein (ugs.): schlagfertig sein, gut reden können: Donnerwetter, die Chefin ist nicht auf den Mund gefallen! Was ist los mit dir, du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen? Ach, aber auch der Widersacher war nicht auf den Mund gefallen; er wußte das englische Halleluja durch schlimme, glänzende Einwände zu stören (Mann, Zauberberg 724).
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reinen Mund halten (ugs.): nichts verraten: Das Wichtigste ist: reinen Mund halten! Sein Freund hatte reinen Mund gehalten, auf ihn war Verlaß.
-Die Wendung meinte ursprünglich, daß der Mund nicht durch Sünde (z. B. Verrat) befleckt wird, also »rein« bleibt.
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sich den Mund fusselig/fußlig reden (ugs.): durch Reden [vergeblich] versuchen, jmdn. zu etwas zu bewegen, jmdm. etwas einzuprägen: Da redet man sich den Mund fusselig, und hinterher machen doch alle, was sie wollen. Der Schaffner hatte keine Lust, sich noch lange den Mund fusselig zu reden.
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sich den Mund/(derb:) das Maul verbrennen: sich durch unbedachtes Reden schaden: Ihre Offenheit ist bewundernswert, aber wenn sie nicht aufpaßt, wird sie sich den Mund verbrennen. Nach dem dritten Schnaps mit dem Vorgesetzten hat sich schon mancher den Mund verbrannt.
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sich den Mund/(derb:) das Maul wischen können: leer ausgehen: Das liebe Patenkind hat von deiner Mutter ein Fahrrad bekommen, aber unsere Kinder können sich wieder einmal den Mund wischen.
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von Mund zu Mund gehen: durch Weitererzählen [schnell] verbreitet werden: Die Neuigkeit ging von Mund zu Mund, bald wußten alle Bescheid. In der Stadt ging der Name »Artistenklause« bei vielen nächtlichen Gesprächen von Mund zu Mund (Jaeger, Freudenhaus 86).
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wie aus einem Munde: gleichzeitig, alle zugleich sprechend: Als man die Kinder fragte, ob sie Angst hätten, antworteten sie wie aus einem Munde: »Nein!« Wie aus einem Munde riefen die beiden Briten: »Um keinen Preis der Welt! ...« (Menzel, Herren 115).
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sich etwas am/vom Munde absparen.
Ausdrücke im Munde führen.
aus berufenem Munde.
jmdm. die Bissen in den Mund/im Mund zählen.
kein Blatt vor den Mund nehmen.
jmdm. Brei um den Mund schmieren.
von der Hand in den Mund leben.
wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
jmdm. Honig um den Mund schmieren.
mit einem goldenen/silbernen Löffel im Mund geboren sein.
Morgenstund[e] hat Gold im Mund[e].
jmdm. läuft das Wasser im Mund zusammen.
jmdm. das Wort im Mund herumdrehen.
jmdm. das Wort aus dem Mund nehmen.
Vgl. auch die Stichwörter »Fresse, Klappe, Maul, Schnauze«.
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