Duden - Redewendungen
Mann
Mann Gottes! (ugs.): ärgerliche oder warnende Anrede: Mann Gottes, wollen Sie denn Ihr Leben aufs Spiel setzen? Aber Mann Gottes! Haben Sie es dann nötig, Beton zu mischen ...? (Grass, Blechtrommel 414).-Diese Fügung tritt häufig im Alten Testament auf (z. B. 5 Moses 33, 1), wo sie den an Gott glaubenden und Gott wohlgefälligen Menschen bezeichnet. Heute drückt man damit in der Umgangssprache meist Mißbilligung aus.
————————
Mann über Bord! (Seemannsspr.): Notruf, wenn jmd. vom Schiff ins Wasser gefallen ist.
————————
Manns genug sein, etwas zu tun: genug Mut und Kraft haben, etwas zu tun: Ich bin Manns genug, mit diesen Leuten fertig zu werden. ... einer zarten Person wie mir das Fell zu gerben, war er Manns genug (Maass, Gouffé 172). Man wird es uns aufs Wort glauben, daß sein Gegenspieler Manns genug war, ihm die Antwort nicht schuldig zu bleiben ... (Th. Mann, Zauberberg 725).
————————
[mein lieber] Mann! (ugs.): Ausruf des Erstaunens, der Drohung o. ä.: Mein lieber Mann, mach das nicht noch einmal! Warga ... stürzt auf Schocker zu und knallt dem rechts und links eine hinter die Ohren. »Mein lieber Mann«, sagt Charli (Ossowski, Flatter 27).
————————
[nicht] der Mann sein, etwas zu tun: [nicht] fähig sein, etwas zu tun: Ich bin nicht der Mann, eine Waffe auf einen Menschen zu richten. Glaub mir, du bist nicht der Mann, diese Belastungen zu ertragen.
————————
[wohl] einen kleinen Mann im Ohr haben (ugs.): [anscheinend] nicht ganz normal sein: Deine Schwester hat wohl einen kleinen Mann im Ohr - sie erzählt überall, wir hätten im Lotto gewonnen! Ob Sie hier geschlafen haben, frage ich! Jawohl, Herr Oberst. Sie haben wohl 'n kleinen Mann im Ohr. Wie kommen Sie dazu? (Kuby, Sieg 390).
————————
alle Mann [hoch] (ugs.): alle zusammen: Nachts um drei sind wir dann alle Mann hoch auf das Kriegerdenkmal geklettert. Alle Mann ins Wohnzimmer, es gibt Kaffee! Außerdem habt Ihr, alle Mann, mitgesoffen (Grass, Hundejahre 283).
————————
das haut den stärksten Mann aus dem Anzug! (ugs.): das ist unglaublich, unfaßbar!: Daß der Polizeichef selbst der Anführer der Diebesbande war, das haut doch den stärksten Mann aus dem Anzug!
————————
den starken/großen Mann markieren/mimen (ugs.): so tun, als ob man besonders stark/bedeutend/einflußreich sei: Du brauchst hier gar nicht den großen Mann zu mimen, wir wissen, was mit dir los ist. Wenn ich mich 17 Monate lang zum Affen gemacht habe, brauche ich im letzten Monat nicht den starken Mann zu markieren (Spiegel 9, 1977, 52).
————————
den toten Mann machen (ugs.): sich in der Rückenlage ohne Bewegung im Wasser treiben lassen: Schaut mal her, ich kann den toten Mann machen!
————————
den wilden Mann spielen/machen (ugs.): unbeherrscht [ohne Berechtigung] wütend sein, toben: Wenn dein Freund den wilden Mann machen will, dann soll er das woanders tun. Als ihm seine Verlobte ... Vorwürfe machte, spielte er den wilden Mann und mußte von der Polizei eingesperrt werden (MM 13. 3. 1978, 16).
-Der »wilde Mann« erscheint in Volkssagen und alten Dichtungen als ein ungebärdiger Waldriese; darauf spielt die vorliegende Wendung an.
————————
der Mann auf der Straße: der den Durchschnitt der Bevölkerung repräsentierende Bürger: Der Mann auf der Straße interessiert sich mehr für das, was er in der Lohntüte hat, als für abstrakte Gesellschaftstheorien. Für den »Mann auf der Straße« war dieser Wandel, bewußt oder unbewußt, mit dem Raumflug von Oberst Glenn verknüpft ... (Dönhoff, Ära 197).
————————
der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt/(scherzh.:) zuerst.
-Diese Redensart ist ein Zitat aus Schillers »Wilhelm Tell«, das zuweilen scherzhaft ins Gegenteil verkehrt wird.
————————
der erste Mann an der Spritze sein (ugs.): die Führung, Entscheidungsgewalt haben: Wenn es um die Gestaltung des Vereinsjubiläums geht, ist der Kassenwart der erste Mann an der Spritze.
-Die Wendung bezieht sich bildlich auf den Einsatz der Feuerwehr: Wer vorn an der Spritze steht, bestimmt, wo und wie gelöscht wird.
————————
der kleine Mann (ugs.): der wenig einflußreiche, finanziell nicht besonders gut gestellte Durchschnittsmensch: Am Ende muß doch wieder der kleine Mann die Zeche bezahlen. Der kleine Mann hat gar nichts davon, wenn der Goldpreis so günstig wie nie ist. Das Private mit dem Allgemeinen verbinden, das ist die Kunst des kleinen Mannes ... (Fries, Weg 160).
————————
der kluge Mann baut vor: wer klug ist, sichert sich ab, beugt vor.
-Diese Redensart ist ein Zitat aus Schillers »Wilhelm Tell«. Das Verb »vorbauen« wird hier im Sinne von »vorbeugen« gebraucht.
————————
der schwarze Mann (ugs.): Schreckgestalt für kleine Kinder: Wenn du nicht lieb bist, dann holt dich der schwarze Mann!
————————
ein Mann der Tat: jmd., der entschlossen handelt, nicht lange zaudert: So betrat Constantin die Bühne der Weltgeschichte. Ein Mann der Tat: hochgewachsen, schön, von hinreißender persönlicher Tapferkeit ... (Thieß, Reich 265). Wir sind für ihn die Bürohengste, die den ganzen Tag herumbummeln, während er der Mann der Tat ist, der den Außendienst betreut (Remarque, Obelisk 12).
————————
ein Mann des Todes sein: todgeweiht sein, bald sterben müssen: Wer unsere Bedingungen nicht erfüllt, ist ein Mann des Todes! Er war von seiner Krankheit schwer gezeichnet, ein Mann des Todes, und er wußte es.
————————
ein Mann von Welt: jmd., der gewandt im [gesellschaftlichen] Auftreten ist: Ein Mann von Welt würde keinen Sekt zum Kaviar bestellen. »Dir fehlen die Lackschuhe«, sagte ich, zu meinem Erstaunen irritiert über den selbstzufriedenen Mann von Welt (Remarque, Obelisk 291).
————————
ein Mann von Wort: jmd., auf den man sich verlassen kann: Er erwies sich als ein Mann von Wort, pünktlich um sechs brachte er uns die Dokumente. »Aber gehen Sie doch, Kluge - freilich, das sehe ich nun, daß Sie kein Mann von Wort sind ...« (Fallada, Jeder 151).
————————
ein Mann, ein Wort: was gesagt ist, das gilt.
————————
ein Mann, ein Wort; eine Frau, ein Wörterbuch (ugs.).
-Dies ist eine scherzhafte Erweiterung der vorangehenden Wendung; sie spielt auf die angebliche Geschwätzigkeit der Frauen an.
————————
ein gemachter Mann sein: Erfolg gehabt haben, in wirtschaftlich gesicherten Verhältnissen leben: Damals hatte er in der Unternehmungsführung die richtigen Ideen und die nötige Ausdauer, heute ist er ein gemachter Mann. Doch schon heute ist Gilbert O'Sullivan ein gemachter Mann. Seine Schlager ... klettern in allen Hitparaden steil nach oben (Hörzu 38, 1972, 127).
————————
ein toter Mann sein (ugs.): keine Zukunftsaussichten haben, erledigt sein: Wenn er bis morgen nicht an die Mafia gezahlt hat, wird er ein toter Mann sein.
————————
einem nackten Mann in die Tasche greifen (ugs.): etwas holen wollen, wo nichts zu holen ist: Du willst Geld von mir? Versuch mal, einem nackten Mann in die Tasche zu greifen!
————————
etwas an den Mann bringen (ugs.): 1. etwas verkaufen: Seit Tagen bemühte er sich, seinen alten VW an den Mann zu bringen. Noch schwerer als die Wohnungen sind offenbar die gewerblichen Räume an den Mann zu bringen (MM 1. 9. 1975, 13). 2. im Gespräch o. ä. etwas mitteilen, äußern, erzählen: Ständig versuchte der Friseur, seine alten Häschenwitze an den Mann zu bringen. Enttäuscht, daß er ... seinen Triumph nicht hatte an den Mann bringen können, kam er ... zurück (Maass, Gouffé 91).
————————
jmdn. an den Mann bringen (ugs.; scherzh.): jmdn. verheiraten: Er würde viel darum geben, seine häßliche Tochter möglichst bald an den Mann zu bringen.
————————
jmdn. zum Mann[e] nehmen (geh.): [als Frau] jmdn. heiraten: Willst du meinen Sohn zum Manne nehmen? Sie dachte gar nicht daran, diesen Lackaffen zum Manne zu nehmen.
————————
jmds. Mann sein (ugs.): für jmds. Zwecke, Pläne genau der Richtige sein: Er ist schon zweimal um Kap Hoorn gesegelt? Das ist unser Mann! ... De Gaulle, der die Amerikaner das Bangen gelehrt hat - er ist ihr Mann (Zeit, 27. 3. 64, 1). Sehen Sie, wenn Sie mir das jetzt erzählen, dann sind Sie mein Mann (Fallada, Jeder 148).
————————
mit Mann und Maus untergehen: untergehen, ohne daß einer gerettet wird: Zwanzig Meilen südlich von Kap Hoorn war die Annabelle II mit Mann und Maus untergegangen. ... die berühmte »Lutine«-Glocke für den Frachter ... hat ihren Namen von der ... Korvette »Lutine«, die ... mit Mann und Maus unterging (BM 20. 1. 1976, 16).
-Die stabreimende Formel verbindet das Wichtigste (die Menschen) und das Geringste (die Mäuse) an Bord eines Schiffes; damit macht diese Wendung bildhaft deutlich, daß bei einem Schiffsuntergang die Gesamtheit der Lebewesen umkommt.
————————
seinen Mann ernähren: jmdm. genügend Geld einbringen: Mein Beruf ist zwar wenig aufregend, aber er ernährt seinen Mann. ... das Lokal geht gut und ernährt seinen Mann (Aberle, Stehkneipen 34). Die schöne Münchnerin gehört zu den Ansagerinnen, die ihre Arbeit ... nur als einen Job auf Zeit betrachten, der »seinen Mann« nicht auf ewig ernähren kann (Hörzu 9, 1973, 24).
————————
seinen Mann gefunden haben: einen ebenbürtigen Gegner gefunden haben: Was das Schachspielen betraf, so hatte der Apotheker in dem neuen Pfarrer seinen Mann gefunden.
————————
seinen Mann stellen/stehen: sich bewähren, tüchtig sein: Seit die junge Frau den Betrieb allein leitete, hatte sie schon einige Male ihren Mann stehen müssen. Auf diese Leute ist Verlaß, jeder einzelne stellt bei der Arbeit seinen Mann. »Nach dem Kriege wirst du auch schon deinen Mann gestanden und Schönes erlebt haben.« (Remarque, Obelisk 180).
————————
selbst ist der Mann: 1. Kommentar, wenn jmd. etwas selbst gemacht hat: Wer hat denn dieses Regal gebaut? - Selbst ist der Mann! 2. Aufforderung, etwas selbst zu tun: Für den tropfenden Wasserhahn brauchst du doch keinen Klempner; selbst ist der Mann!
————————
von Mann zu Mann: ohne Beschönigung; ernsthaft, offen und ehrlich: Ich glaube, mein Sohn, es ist an der Zeit, daß wir beide uns einmal von Mann zu Mann unterhalten. Sagen Sie mir offen, Herr Doktor - von Mann zu Mann -, wie stehen meine Chancen bei der Operation?
————————
wie ein Mann: geschlossen, [spontan] einmütig: Wie ein Mann standen die Spieler auf und verließen das Vereinslokal. Aber schon während seines kurzen Todeskampfes hatte alles Publikum sich wie ein Mann ... erhoben und brachte dem Helden ... den Salut seiner Hände dar (Th. Mann, Krull 435). Wie ein Mann erhob die Masse sich von den Sitzen - pfeifend, johlend, stampfend, Mützen und Tücher schwenkend (K. Mann, Wendepunkt 347).
————————
blau sein wie [zehn]tausend Mann.
ein alter Mann ist doch kein D-Zug.
den lieben Gott einen guten/frommen Mann sein lassen.
das Kind im Manne.
pro Mann und Nase.
wenn Not am Mann ist.
die Rache des kleinen Mannes.
voll wie [zehn]tausend Mann.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Mann