Duden - Redewendungen
Luft
Luft ablassen (ugs.): sich aussprechen: Bei seiner Freundin konnte er Luft ablassen. In diesen Tagen wird in Mannheim hin und wieder geschimpft und »Luft« abgelassen (Mannheim illustriert, 8, 1975, 4).————————
Luft für jmdn. sein (ugs.): von jmdm. nicht beachtet, absichtlich übersehen werden: Solche Leute waren grundsätzlich Luft für ihn. Ihr entging nicht, daß alles, was Christine sprach, nur für einen Zuhörer ... gedacht war ... Amery war anscheinend Luft für sie (Bieler, Mädchenkrieg 114). Es war das erste Mal, daß sie mit ihm gesprochen hatte, bisher war er Luft für sie gewesen (Ott, Haie 7).
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Luft holen: eine Pause machen, erst einmal verschnaufen: Kinder, laßt mich erst einmal Luft holen, bevor wir weiterspielen. Ich habe so ein Gefühl, ... als stünden uns Veränderungen bevor. Wir werden erst einmal Luft holen müssen (Gaiser, Jagd 47).
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[schnell/leicht] in die Luft gehen (ugs.): [schnell] böse, wütend werden; sich [leicht] aufregen: Du brauchst nicht gleich in die Luft zu gehen. Man wußte, daß er leicht in die Luft ging, und ließ ihn deshalb in Ruhe. ... als ich das Zeichen zum siebenten Mal quäken hörte, wäre ich am liebsten in die Luft gegangen (Johnson, Mutmaßungen 151).
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[wieder] Luft haben (ugs.): das Dringendste erledigt haben, wieder Zeit haben: Nach dem Schlußverkauf haben wir wieder Luft, dann kümmern wir uns um die liegengebliebenen Bestellungen.
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aus der Luft gegriffen sein (ugs.): frei erfunden, nicht stichhaltig sein: Alles, was dem Parteisekretär vorgeworfen wurde, erwies sich später als völlig aus der Luft gegriffen. ... auch Vorurteile sind ja oft nicht ganz aus der Luft gegriffen (Dönhoff, Ära 132).
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die Luft aus dem Glas lassen/machen (ugs.): das leergetrunkene Glas wieder füllen: Sag dem Wirt, er soll mir die Luft aus dem Glas machen.
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die Luft ist raus (ugs.): 1. es ist kein Schwung mehr da, eine Sache kommt nicht mehr voran: In der zweiten Halbzeit war die Luft raus, es fielen keine Tore mehr. Die Verliebtheiten dauerten meistens zwischen drei und sechs Wochen. Dann war irgendwie die Luft raus ... (Siems, Coming out 174). 2. in einer Kalkulation o. ä. gibt es keinen Spielraum mehr: Bei unseren Preisen ist die Luft raus, wir können die Konkurrenz auf keinen Fall unterbieten.
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die Luft ist rein/sauber (ugs.): es besteht keine Gefahr, entdeckt zu werden; der Weg ist frei, unbewacht: Wenn die Luft rein ist, pfeifst du zweimal kurz, einmal lang! ... da kann er dann unterkriechen, wenn ... die Luft nicht sauber ist (Döblin, Berlin 205).
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eine Luft zum Schneiden (ugs.): sehr schlechte Luft: Macht doch mal das Fenster auf, hier drin ist eine Luft zum Schneiden!
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es ist/herrscht dicke Luft (ugs.): es droht etwas Unangenehmes [ein Streit, Schelte o. ä.]: Im Büro herrschte dicke Luft. Mit dem Zeugnis traue ich mich nicht nach Hause; bei uns ist sowieso schon dicke Luft. Da wird dicke Luft sein, aber der Kollmann wird das schon machen (v. d. Grün, Glatteis 166).
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etwas in die Luft jagen (ugs.)/sprengen: etwas durch Sprengen zerstören, beseitigen: Auf dem Rückzug wurden alle drei Brücken in die Luft gejagt. Karl, hast du mal gesagt, man sollte den ganzen Betrieb in die Luft sprengen? (v. d. Grün, Glatteis 69).
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frische Luft in etwas bringen: neue Impulse für etwas geben, Schwung in etwas bringen: Wir brauchen eine Mitarbeiterin, die ein wenig frische Luft in unseren Betrieb bringt.
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frische Luft schnappen: ins Freie gehen, um frische Luft zu atmen: Nach dem Essen gehen wir ein bißchen frische Luft schnappen.
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gesiebte Luft atmen (ugs.; scherzh.): eine Gefängnisstrafe verbüßen: Wenn sie ihn bei dem Einbruch erwischen, dann kann er ein paar Wochen gesiebte Luft atmen!
-Die Wendung spielt auf die vergitterten Fenster des Gefängnisses an; die Luft kommt durch das Gitter wie durch ein Sieb.
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halt die Luft an! (ugs.): hör auf!, sei still!: Jetzt halt endlich die Luft an, du bist nicht der einzige, der Probleme hat! Der Regisseur schrie ständig: »Freddy, halt die Luft an!« (Hörzu 13, 1976, 28). Jetzt tu mir einen Gefallen ... und halt endlich die Luft an damit (Plenzdorf, Leiden 96).
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in der Luft hängen (ugs.): ohne Rückhalt, im ungewissen sein: Die Firma hat auf meine Bewerbung noch nicht geantwortet; zur Zeit hänge ich in der Luft.
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in der Luft liegen (ugs.): unmittelbar bevorstehen, schon fast zu spüren sein: Die Zuschauer waren begeistert - eine Sensation lag in der Luft! Was lag in der Luft? - Zanksucht, kriselnde Gereiztheit (Th. Mann, Zauberberg 948). ... gleich mußte irgendwas Aufregendes passieren; es lag in der Luft, man merkte es deutlich (Schnurre, Bart 8).
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in die Luft fliegen/gehen (ugs.): explodieren: Gestern ist in Italien eine Sprengstoffabrik in die Luft geflogen. Als ... er den Befehl erhalten hatte, seine Munitionsvorräte in die Luft gehen zu lassen, hatte er nur die Hälfte ... verschossen (Plievier, Stalingrad 204).
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in die Luft gucken (ugs.): leer ausgehen: Der Anführer verschwand mit der Beute, und die beiden Komplizen guckten in die Luft.
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jmdm. bleibt die Luft weg (ugs.): jmd. ist sehr überrascht, erschreckt: Wenn der Chef sieht, wie schön wir aufgeräumt haben, bleibt ihm glatt die Luft weg. Mir blieb die Luft weg, als ich plötzlich meinen Deutschlehrer vor mir sah. ... sie zuckt zusammen, und ihr bleibt die Luft weg (Fallada, Mann 140).
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jmdm. die Luft abdrehen/abdrücken (ugs.)/abschnüren: jmdn. [wirtschaftlich] zugrunde richten: Die beiden Supermärkte haben den kleinen Händlern die Luft abgedreht. Die Bundesanwälte waren dabei gewesen, ihm die Luft abzuschnüren (Cotton, Silver-Jet 135).
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jmdm. geht die Luft aus (ugs.): jmdm. gehen die [wirtschaftlichen, finanziellen] Mittel aus: Bei einem Gebot von 150000 DM ging den meisten Interessenten für das Gemälde die Luft aus. Der alte Herr hat nach dem Krieg keine Chance mehr, den letzten Privatverlagen geht langsam die Luft aus (Zwerenz, Kopf 58).
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jmdm. nicht die Luft [zum Atmen] gönnen (ugs.): sehr neidisch auf jmdn. sein: Dein Onkel hat uns ja nicht einmal die Luft zum Atmen gegönnt.
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jmdn. an die [frische] Luft befördern/setzen (ugs.): jmdn. hinauswerfen: Und weshalb hat man Sie in ihrer alten Firma an die Luft gesetzt? ... dann hast du Beschuldigungen ausgesprochen, die nicht beweisbar sind. Dafür können sie dich an die frische Luft setzen (v. d. Grün, Glatteis 33). Das betrunkene Weib hatte man inzwischen an die Luft gesetzt (Nossack, Begegnung 206).
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jmdn. wie Luft behandeln (ugs.): jmdn. nicht beachten, absichtlich übersehen: Seine früheren Freunde behandelten ihn jetzt wie Luft. Er machte in Männerbündlerei. Die Studentinnen behandelte er wie Luft (Niekisch, Leben 252).
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jmdn., etwas in der Luft zerreißen (ugs.): jmdn., etwas vernichtend kritisieren: Die Chefin zerriß ihn in der Luft. Die Kritiker zerrissen mich förmlich in der Luft (Quick 45, 1958, 54).
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mit jmdm. die gleiche Luft atmen: in derselben Umgebung wie jmd. leben, arbeiten u. ä.: Seit zwanzig Jahren hatten sie die gleiche Luft geatmet, sie verstanden sich längst ohne große Worte.
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seinem Ärger/Kummer o. ä. Luft machen: seinen Ärger/Kummer o. ä. mitteilen, sich aussprechen, sich beschweren: Die Passagiere machten ihrem Unmut lautstark Luft. Barry mußte sich ... beherrschen, um nicht aufzuspringen und seiner Empörung Luft zu machen (Cotton, Silver-Jet 73).
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sich in Luft auflösen (ugs.): spurlos verschwinden: Nach dem Essen werden wir noch einmal nach dem Brief suchen, er kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Es war wie verhext, meine Autoschlüssel hatten sich in Luft aufgelöst.
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von Luft und Liebe leben: wenig essen, ohne viel Nahrung auskommen: Ist das dein ganzes Mittagessen? Du lebst wohl von Luft und Liebe?
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heiße Luft.
seinem Herzen Luft machen.
ein Loch in die Luft schießen.
ein Loch/Löcher in die Luft gucken/starren.
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