Duden - Redewendungen
Licht
Licht am Ende des Tunnels sehen: in schwieriger Lage Anzeichen für eine Besserung entdecken: Die Genossen sahen Licht am Ende des Tunnels: Auf Kosten des Staates wird ihnen ein Teil ihrer Altschulden erstattet (Spiegel 44, 1983, 18).————————
Licht in etwas bringen: eine undurchsichtige Angelegenheit aufklären: Dem Kommissar gelang es nicht, Licht in die Betrugsaffäre zu bringen. Ich zweifle überhaupt daran, daß ihr jemals Licht in diese Angelegenheit bringen werdet (Dürrenmatt, Richter 61). Gegen unsägliche Schwierigkeiten ... hatte er halb und halb Licht in die schauerliche Affäre gebracht (Maass, Gouffé 299).
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ans Licht kommen: [in der Öffentlichkeit] bekanntwerden: Bei der neuen Untersuchung sind eine Reihe interessanter Fakten ans Licht gekommen. Da kamen Manuskriptseiten ans Licht, Tagebücher mit sehr despektierlichen Charakterisierungen meiner Lehrer ... (Niekisch, Leben 20).
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auf jmdn., auf etwas fällt ein schlechtes/ungünstiges o. ä. Licht: man bekommt einen schlechten/ungünstigen Eindruck von jmdm., von etwas: Durch die Zeugenaussagen fiel ein schlechtes Licht auf den Angeklagten.
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bei Licht[e]/bei Tag besehen/betrachtet (ugs.): genaugenommen: Bei Licht besehen, ist der Preisnachlaß gering. Bei Lichte besehen, sind ihm ja übrigens die mildernden Umstände nicht abzusprechen (Th. Mann, Buddenbrooks 259).
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bei etwas das Licht/(auch:) die Lampe [nicht] gehalten haben (ugs.): an etwas [nicht] beteiligt gewesen sein: Mich brauchst du für den Blödsinn nicht verantwortlich zu machen, den deine Schwester angestellt hat - ich habe dabei das Licht nicht gehalten.
-Die Wendung bezieht sich auf nächtliche Einbrüche o. ä., bei denen einer der Täter leuchtet, den anderen das Licht hält.
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das Licht der Welt erblicken (geh.): geboren werden: Er erblickte das Licht der Welt am 28. August 1749. Wer einmal das Licht der Welt erblickt hat, wird unvermeidlich eines Tages sterben müssen (Thieß, Reich 543). ... hier auch das ehrwürdige Städtchen, in dem ich ... das Licht der Welt erblickte (Th. Mann, Krull 10).
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das Licht scheuen: sich zu verbergen suchen: Die Hintermänner des Waffenhandels scheuen das Licht, sie treten fast nie an die Öffentlichkeit. Wenn du fliehen mußt ..., dann dauert es nicht lange, bis du abgerissen und grau wirst und das Licht scheust (Schnabel, Marmor 56).
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ein bezeichnendes Licht auf jmdn., auf etwas werfen: die [schlechten] Eigenschaften von jmdm., von etwas deutlich machen: Daß er sich einen Sportwagen kauft, während seine Mutter vom Sozialamt lebt, wirft ein bezeichnendes Licht auf ihn.
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ein schlechtes/ein schiefes/ein merkwürdiges/kein gutes Licht auf jmdn., auf etwas werfen: jmdn., etwas schlecht/merkwürdig erscheinen lassen: Das Verhalten des Gitarristen wirft ein schlechtes Licht auf die ganze Gruppe. Ich find' das gar nicht zum Lachen ... So was wirft bloß ein schlechtes Licht auf meine Station (Sebastian, Krankenhaus 51).
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etwas ans Licht bringen/ziehen/zerren: etwas [in der Öffentlichkeit] bekanntmachen/[der Öffentlichkeit] preisgeben: Die Boulevardpresse lebte wochenlang davon, immer neue Einzelheiten aus dem Privatleben der Angeklagten ans Licht zu zerren. ... als irgendeine Zeitung seine skandalöse Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Polizisten Hahlbohm ans Licht zog (Augstein, Spiegelungen 134).
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etwas in einem milderen Licht sehen: etwas nicht [mehr] für so schlimm ansehen: Wenn der Richter die näheren Umstände erfährt, dürfte er das Vorgehen des Angeklagten in einem milderen Licht sehen.
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etwas in einem schiefen Licht sehen: etwas falsch und zu ungünstig einschätzen: Die Öffentlichkeit hat diesen Schauspieler bislang in einem eher schiefen Licht gesehen.
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etwas in rosigem/in rosa[rotem] Licht sehen: etwas [unkritisch] sehr positiv beurteilen: Zur Überraschung der Fachleute sieht der Wirtschaftsminister die Konjunkturentwicklung im rosigsten Licht.
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etwas in rosigem/in rosa[rotem]/im rosigsten Licht darstellen/schildern o. ä.: etwas sehr positiv darstellen: Der Autor schildert die Zukunft der Menschheit in rosigem Licht.
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grünes Licht geben: die Erlaubnis geben, etwas zu beginnen, etwas in Angriff zu nehmen: Wenn die Zentrale grünes Licht gibt, fangen wir nächste Woche mit dem Umbau an. ... nach einer zweiten Inspektion gab auch sie (= die Luftfahrtbehörde) grünes Licht (MM 1. 9. 1975, 10). Dann folgte die Fraktion mit Zweidrittelmehrheit dem Beispiel Arndts und gab grünes Licht für die abschließenden Verhandlungen (Spiegel 50, 1966, 39).
-Die Wendung bezieht sich auf Lichtsignale wie z. B. bei der Verkehrsregelung durch Ampeln, deren grünes Licht »freie Fahrt« bedeutet.
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hier/in dieser Stadt o. ä. gehen die Lichter aus: hier/in dieser Stadt o. ä. ist die [wirtschaftliche] Situation so schlecht, daß die [meisten] Menschen abwandern: Wenn die Eisenhütte in der Nachbarstadt die Produktion einstellt, dann gehen auch hier bei uns bald die Lichter aus.
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in [ein] falsches/schiefes/schlechtes/ungünstiges o. ä. Licht geraten/kommen: einen falschen/schlechten/ungünstigen o. ä. Eindruck machen: Als die Akten überprüft wurden, geriet die Baugesellschaft mehr und mehr in ein ungünstiges Licht. Wir müssen vermeiden, daß die Protestaktion in ein falsches Licht gerät.
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in einem guten/günstigen o. ä. Licht stehen/erscheinen: einen guten/günstigen o. ä. Eindruck machen: Durch ihre großzügige Spende steht sie in einem viel günstigeren Licht. Dieser Umstand wird dazu beitragen, unseren Bahnhof in einem freundlicheren Lichte erscheinen zu lassen (Sieburg, Blick 174). ... dies wird euch zweifellos ... auch die etwas eigenmächtige Verlängerung meines Aufenthaltes dahier in milderem Licht erscheinen lassen (Th. Mann, Krull 391).
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in einem schiefen Licht erscheinen: einen ungünstigen Eindruck machen: Durch die Unehrlichkeit eines einzelnen erscheint plötzlich eine ganze Branche in einem schiefen Licht.
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jmdm. das Licht auspusten/ausblasen (ugs.): jmdn. töten: Zwei Bandenmitglieder hatten versucht, dem Anführer das Licht auszupusten. Ich ... zielte ... nur aufs Herz, machte ihnen den Garaus, blies ihnen das Licht aus (Bieler, Bonifaz 64).
-Vgl. die Wendung »jmdm. das Lebenslicht ausblasen«.
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jmdm. ein Licht aufstecken (ugs.): 1. jmdn. aufklären: Langsam sollte ihm jemand mal ein Licht aufstecken. Ich will dir mal ein Licht aufstecken, was alles im Leben passiert (Hausmann, Salut 151). 2. jmdn. zurechtweisen: Wenn er noch einmal so unverschämt zu dir ist, werde ich ihm ein Licht aufstecken!
-Diese Wendung bezieht sich auf das Aufstecken einer neuen Kerze auf den Leuchter; das Licht ist - wie in vielen ähnlichen Wendungen - Ausdruck für »Erleuchtung«.
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jmdm. geht ein Licht/ein Talglicht/eine Stallaterne auf (ugs.): jmd. versteht, durchschaut plötzlich etwas: Als ich die alten Dokumente durchsah, ging mir ein Licht auf. Da ging Frick mit einemmal ein Licht auf. Wer eigentlich am Telefon sei, fragte er (Niekisch, Leben 109).
-Auch diese Wendung ist wohl auf die Bibel zurückzuführen, auf »Licht« im Sinne von »Erleuchtung, Erkenntnis« (vgl. z. B. Matth. 4, 16).
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jmdm. im Licht stehen: jmdn. [in seinem Fortkommen] behindern, jmdm. schaden: Sein ganzes Leben lang stand ihm sein älterer Bruder im Licht. Was sie auch tat, sie stand sich meistens selbst im Licht dabei.
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jmdn. hinters Licht führen: jmdn. täuschen: Der Polizist ließ sich nicht hinters Licht führen und zog den Führerschein vorläufig ein. Wenn ich die Einkommensteuer in dieser Sache nicht hinters Licht führe, ... seh' ich keine Möglichkeit (Ruark [Übers.], Honigsauger 479). Aber du hast mich hintergangen und hinter das Licht geführt, so daß ich ... Lea für Rahel hielt (Th. Mann, Joseph 313).
-Die Wendung bedeutete ursprünglich »jmdn. ins Dunkle (= hinter das Licht) führen«, wo man nicht sieht, was vorgeht.
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jmdn., etwas ins rechte Licht rücken/setzen/stellen: jmdn., etwas möglichst vorteilhaft erscheinen lassen: Meine Tante ist unschlagbar, wenn es darum geht, sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Bei der abschließenden Besprechung versuchte der Abteilungsleiter, sein Verhalten ins rechte Licht zu setzen.
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kein großes Licht sein (ugs.): nicht sehr klug sein: Der neue Abteilungsleiter scheint kein großes Licht zu sein.
-Bereits in der Bibel wird das Licht in vielen Fällen als Bild für »Erkenntnis, Erleuchtung des Geistes [durch Gott]« gebraucht. Die vorliegende Wendung könnte sich negativ auf Matth. 5, 14 beziehen, wo es heißt, daß Jesus seine Jünger als »das Licht der Welt« bezeichnet, sie also als auserwählte Verbreiter seiner Heilsbotschaft (Erkenntnis) einsetzt.
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sein Licht [nicht] unter den Scheffel stellen: seine Leistungen, Verdienste [nicht] aus Bescheidenheit verbergen: Im Geschäftsleben sollte man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, wenn man Erfolg haben will. Sie ist eine ... ganz große Künstlerin ... Oh, aber sie liebt es, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen (Seidel, Sterne 40).
-Der Scheffel ist ein schaufelartiges Gefäß, das früher als Getreidemaß verwendet wurde. Ein Licht, das man unter den Scheffel stellt, ist abgeschirmt, es leuchtet nicht weit. Hierauf bezieht sich die Bibelstelle Matth. 5, 15 ff., in der es heißt, daß man sein Licht nicht unter den Scheffel, sondern auf einen Leuchter stellen soll, damit es von allen gesehen werden kann. Matthäus bezieht dieses Bild auf die guten Taten eines Menschen, heute wird die Wendung auch auf besondere Fähigkeiten bezogen.
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sein Licht leuchten lassen (ugs.): sein Wissen, sein Können zeigen: Bei der abschließenden Diskussion konnte der Historiker sein Licht leuchten lassen. »Nun, Jeanne Abadie!« nickt die Lehrerin ... Jeanne Abadie läßt flink ihr Licht leuchten (Werfel, Bernadette 24).
-Die Wendung geht auf die Bibelstelle Matth. 5, 15 f. zurück. Dort heißt es, man solle sein Licht nicht unter den Scheffel stellen (vgl. die folgende Wendung), sondern es vor den Leuten leuchten lassen, damit sie sehen, welche guten Werke man getan hat. Man bezieht die Wendung heute mehr auf die Fähigkeiten eines Menschen als auf seine guten Taten.
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wo [viel] Licht ist, ist auch [viel] Schatten: was sehr angenehm und schön ist, hat oft auch eine sehr unangenehme und häßliche Seite.
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um jmdn. herumfliegen/herumschwirren wie die Motten ums Licht.
es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen.
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