Duden - Redewendungen
Kind
Kind Gottes [in der Hutschachtel]! (ugs.): sei nicht so einfältig!: Du mußt ihm nicht alles glauben. Kind Gottes, der denkt doch gar nicht daran, dich zu heiraten.-Die Wendung geht von der christlichen Vorstellung aus, daß die Menschen die [einfältigen] Kinder Gottes sind. Der scherzhafte Zusatz »in der Hutschachtel« bezieht sich wohl auf das Körbchen eines Neugeborenen.
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Kinder und Kindeskinder: die gesamte Nachkommenschaft: Von diesem Ehrentag kannst du noch deinen Kindern und Kindeskindern erzählen.
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Kinder und Narren reden/sagen die Wahrheit: Kinder und einfältige Menschen sagen geradeheraus, ohne Rücksicht auf Konventionen und ohne [falsche] Höflichkeit, was sie denken.
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aus Kindern werden Leute: Kinder werden [oft schneller, als man es wahrnimmt] erwachsen: Nachbars Jüngster ist jetzt auch schon bei der Bundeswehr, und seine Schwester erwartet im Mai ihr zweites Baby - aus Kindern werden Leute.
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bei jmdm. lieb Kind sein (ugs.): in jmds. Gunst stehen: Keine drei Monate war er im Betrieb, da war er schon lieb Kind beim Chef. Sie waren lieb Kind bei den CIA-Amis, also ging alles in Ordnung mit ihnen (Zwerenz, Quadriga 299).
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damit das Kind einen Namen hat: damit etwas eine Bezeichnung bekommt; um etwas zu motivieren: Damit das Kind einen Namen hatte, nannte man es System 2000.
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das Kind beim [rechten/richtigen] Namen nennen: etwas ohne Beschönigung aussprechen: Keiner unter den Funktionären traute sich, das Kind beim rechten Namen zu nennen. Wenn er das Kind beim richtigen Namen nennen würde, gäbe es sicherlich einen Sturm der Entrüstung.
-Der Ursprung der Wendung ist unklar. Allgemein bekannt wurde sie durch Goethes Faust (I, 589): »Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?«
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das Kind im Manne: der Spieltrieb, die Freude am Spiel im erwachsenen Mann: Bei ihren Vätern zeigte sich das Kind im Manne, sie bauten am Strand eine Burg. Als er die Jungen beim Drachensteigen beobachtete, regte sich in ihm wieder das Kind im Manne. ... das Kind im Manne habe ich längst überwunden (Hildesheimer, Legenden 167).
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das Kind mit dem Bade ausschütten: zu radikal vorgehen, mit dem Schlechten zugleich auch das Gute verwerfen: Wegen dieser Zwischenfälle gleich ein allgemeines Demonstrationsverbot zu verhängen, das heißt doch das Kind mit dem Bade ausschütten. Kiesinger und Schröder sind klug genug, das Kind nicht mit dem Bad ausschütten zu wollen (MM 26. 8. 1971, 2).
-Gemeint ist, daß jemand so übereilt und unüberlegt handelt wie jemand, der das Badewasser ausschüttet, bevor er das Kind aus der Wanne genommen hat.
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das Kind muß [doch] einen Namen haben: etwas bedarf einer Motivierung, wird als Vorwand genannt: Wie wollen wir diese Aktionsgemeinschaft nennen? Das Kind muß doch einen Namen haben. ... sollten wir den weiteren Kurs einrichten, den wir, weil das Kind ja einen Namen haben muß, als Phase soundso benennen wollen (Plenzdorf, Legende 43).
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das ist nichts für kleine Kinder (ugs.): das ist nicht für dich bestimmt, das geht dich nichts an: Laß uns mal allein! Das ist nichts für kleine Kinder, was ich mit deinem Bruder besprechen will.
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dem Kind einen Namen geben: eine Sache motivieren, einer Sache eine Bezeichnung geben: Um dem Kind einen Namen zu geben, nannten sie es Energetik-Programm.
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ein Kind der Liebe (verhüllend): ein uneheliches Kind: Die Kleine ist ein Kind der Liebe; ihren Vater hat sie nie gesehen.
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ein Kind des Todes sein: dem Tod ausgeliefert sein: Sie drohten ihm, er würde ein Kind des Todes sein, wenn er über seine Beobachtungen mit jemandem spräche.
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ein totgeborenes Kind sein (ugs.): keine Aussicht auf Erfolg haben, aussichtslos sein: Er konnte das Geld nicht auftreiben, denn auch der Kiosk auf dem Bahnsteig war ein totgeborenes Kind.
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jmdm. ein Kind in den Bauch reden (ugs.): jmdm. etwas einreden: Ich lasse mir doch nicht von dir ein Kind in den Bauch reden! Der Autofahrer wollte dem Polizisten ein Kind in den Bauch reden.
-Die Wendung bedeutet eigentlich »jemandem weismachen wollen, daß er ein Kind erwartet«.
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jmdm. ein Kind machen (ugs.): eine Frau schwängern: Erst unserer Tochter ein Kind machen und sie dann nicht heiraten wollen - das haben wir gerne!
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kein Kind von Traurigkeit sein (ugs.): ein fröhliches, unbekümmertes Naturell haben, nicht sauertöpfisch oder überängstlich sein: Die Ministerin ist nie ein Kind von Traurigkeit gewesen und hat auch bei Feiern im größeren Kreis kräftig auf den Putz gehauen. Ich bin gar kein Kind von Traurigkeit. Aber Kneipen hasse ich (Hörzu 16, 1973, 137).
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mit Kind und Kegel (scherzh.): mit der ganzen Familie: Mit Kind und Kegel rückten seine Schwiegereltern am ersten Weihnachtsfeiertag an. Ein Ausflug! Mit Kind und Kegel, eingepackten Brotzeiten - und ganz ohne Politik (Kühn, Zeit 113).
-Die Formel meint eigentlich »mit ehelichen und unehelichen Kindern«. »Kegel« ist ein veralteter Ausdruck für »uneheliches Kind«.
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sich bei jmdm. lieb Kind machen (ugs.): sich bei jmdm. einschmeicheln: Die Kollegen fanden es widerlich, wie er sich lieb Kind beim Chef machte. Liegt es nicht ... sehr nahe ..., daß es im Grunde leicht und ungefährlich ist zu leben, wenn man sich nur einigermaßen ... bei seinem Regisseur lieb Kind macht? (Thielicke, Ich glaube 41).
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wie sage ich's meinem Kinde? (ugs.): wie bringe ich jmdm. etwas am geschicktesten bei?: Ich würde gerne an der Feier teilnehmen, aber wie sage ich's meinem Kinde? Ihr kennt ja meine Frau.
-Die Wendung meint eigentlich »wie kläre ich mein Kind geschlechtlich auf?«
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wir werden das Kind schon schaukeln (ugs.): wir werden die Sache schon richtig erledigen; das schaffen wir schon: Du kannst ruhig in Urlaub fahren, wir werden das Kind schon schaukeln. Es sieht nicht besonders gut aus, Karl, aber wir werden das Kind schon schaukeln (v. d. Grün, Glatteis 154).
-Gemeint ist eigentlich, daß der Ehemann oder andere Anwesende das Kind in der Wiege schaukeln und versorgen werden, so daß die Mutter beruhigt die Wohnung verlassen kann.
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du bist wohl als Kind zu heiß gebadet worden.
gebranntes Kind scheut das Feuer.
den Brunnen zudecken, wenn das Kind hereingefallen ist.
dastehen wie das Kind beim Dreck.
wes Geistes Kind jmd. ist.
ein Kind unter dem Herzen tragen.
zu etwas kommen wie die Jungfrau zum Kind.
kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.
jmdn. an Kindes Statt annehmen.
unschuldig sein wie ein neugeborenes Kind.
Weib und Kind.
jmdm. zureden wie einem kranken Kind.
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