Duden - Redewendungen
Hund
Hunde, die [viel] bellen, beißen nicht: wer laut schimpft, läßt es meist dabei bewenden; wer fürchterliche Drohungen ausstößt, macht sie gewöhnlich nicht wahr: Laß den Intendanten ruhig toben - Hunde, die viel bellen, beißen nicht!————————
auf dem Hund sein (ugs.): heruntergekommen sein, in Not sein: Es rührte sie nicht, daß ihr früherer Mann völlig auf dem Hund war. Es ist ja nicht schwer, Euer Gnaden, mutig zu sein, wenn man schon auf dem Hund ist (Frisch, Cruz 31).
-Vgl. die Wendung »auf den Hund kommen«.
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auf den Hund kommen (ugs.): herunterkommen: Unter seiner Leitung ist die Firma auf den Hund gekommen. Um es freiheraus zu sagen: Er war ziemlich auf den Hund gekommen (Bild 25. 6. 1964, 4).
-Die Herkunft der Wendung (vgl. auch »jmdn. auf den Hund bringen« und »auf dem Hund sein«) ist nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich nimmt sie darauf Bezug, daß der Hund als niedere, getretene und geprügelte Kreatur verachtet wird, und meint »auf ein erbärmliches Niveau kommen« (vgl. Zusammensetzungen wie Hundeleben »schlechtes Leben« und Hundelohn »niedriger Lohn«). Eine Beziehung zu dem alten Rechtsbrauch des Hundetragens (Missetäter mußten zur Strafe öffentlich einen Hund herumtragen) läßt sich nicht nachweisen. Fraglich ist auch, ob es sich um eine Abwandlung der alten Redensart »vom Pferd auf den Esel kommen« handelt, also um eine Fortführung der absteigenden Reihenfolge der Tiere.
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da liegt der Hund begraben (ugs.): das ist der entscheidende, schwierige Punkt, an dem alles scheitert: Ihr habt nicht das Geld, um das Schiff zu überholen und seetüchtig zu machen. Da liegt also der Hund begraben.
-Der Ursprung dieser Redensart ist trotz aller Deutungsversuche dunkel. Ins Reich der Fabel gehört die Deutung, die Redensart beziehe sich auf einen Hundegedenkstein (in dem Ort Winterstein in Thüringen) zu Ehren eines Hundes, der die Liebesbriefe seines Herrn überbrachte. Knüpft man dagegen an den alten Volksglauben an, daß verborgene Schätze von einem Hund (wohl eigentlich »schwarzer Hund« = Teufel) bewacht werden, dann bleibt unklar, warum der Wächter mit dem bewachten Schatz gleichgesetzt worden ist.
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da scheißt der Hund ins Feuerzeug (derb): so ein Pech, es ist kaum zu fassen: Er hat den Elfmeter verschossen - da scheißt der Hund ins Feuerzeug!
-Die Wendung bringt zum Ausdruck, daß etwas nicht vorstellbar, nicht zu begreifen ist.
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da wird der Hund in der Pfanne verrückt (ugs.): das ist erstaunlich, kaum zu fassen, unerhört: Da wird der Hund in der Pfanne verrückt! Wir haben fünf Richtige im Lotto. Was, du lebst jetzt auch in München? Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! In der zweiten Juni-Hälfte wurde vollends »der Hund in der Pfanne verrückt« (Quick 45, 1958, 61).
-Bei diesem Ausruf der Verwunderung, des Erstaunens handelt es sich wohl um eine scherzhafte Anspielung darauf, daß man jemandem als Streich Hundefleisch brät.
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das ist ein dicker Hund (ugs.): das ist eine Ungeheuerlichkeit, das ist unerhört, unglaublich: Das ist ein dicker Hund, daß der Bursche mit der Vereinskasse abgehauen ist. ... ein dicker Hund ist das. Was sich die Unternehmer heutzutage alles ausdenken (v. d. Grün, Glatteis 110).
-In dieser Wendung, die erst seit der ersten Hälfte des 20. Jh.s gebräuchlich ist, wird ein dicker Hund volkstümlich scherzhaft für alles Ungewöhnliche gesetzt.
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das/es ist, um junge Hunde zu kriegen; das ist zum Junge-Hunde-Kriegen (ugs.): das ist zum Verzweifeln: Wir haben wieder nichts gewonnen, nicht einmal drei Richtige. Das ist doch zum Junge-Hunde-Kriegen.
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die Hunde bellen, und/aber die Karawane zieht weiter: unbeirrt von Widerstand oder Kritik verfolgen wir den für richtig befundenen Kurs weiter: Der Bundeskanzler wies die Angriffe der Opposition mit den Worten »Die Hunde bellen, und die Karawane zieht weiter« zurück.
-Die Redensart ist wohl die Übersetzung eines türkischen (kurdischen) Sprichworts: »it ürür, kervan yürür«.
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ein krummer Hund (ugs.): ein Betrüger, ein unehrlicher Mensch: Der alten Frau hat er das letzte Geld abgeluchst, dieser krumme Hund. Ich sag', du hast die Augen nicht aufgemacht, du krummer Hund! (Döblin, Berlin 478).
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es regnet junge Hunde (ugs.): es regnet stark: Das Fest findet statt, auch wenn es junge Hunde regnet. Als die Raketenteile anrollten, regnete es junge Hunde (Spiegel 6, 1984, 65).
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es/das kann/muß einen Hund jammern (ugs.): es/das ist mitleiderregend, erbarmenswert: Er wird von ihnen behandelt, daß es einen Hund jammern kann. Und sehe ich von den üblichen Bettelbriefen ab, so bauscht sich der Vorhang vor einer Komödie von Eitelkeit, ... daß es einen Hund ... jammern kann (Tucholsky, Werke I, 211).
-Die Wendung drückt aus, daß etwas schon sehr schlimm sein muß, wenn selbst der (verachtete) Hund Mitgefühl zeigt.
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etwas vor die Hunde werfen (ugs.): etwas nichtachtend wegwerfen, vergeuden: Er hätte ein großer Künstler werden können, es ist ein Jammer, daß er seine Begabung vor die Hunde geworfen hat.
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hätt' der Hund nicht gekackt, hätt' er den Hasen gepackt (derb); wenn der Hund nicht gemußt/(derb:) geschissen hätte, hätte er den Hasen gekriegt (ugs.; scherzh.): Kommentar zu einer mit »wenn« eingeleiteten Entschuldigung, Erklärung, Ausrede: Wenn ich nicht gestolpert wäre, hätte ich den Wettlauf gewonnen. - Ja, und wenn der Hund nicht geschissen hätte, hätte er den Hasen gekriegt!
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jmdn. auf den Hund bringen (ugs.): jmdn. ruinieren: Die Nachtarbeit wird ihn noch auf den Hund bringen. Das Heroin hatte sie schnell auf den Hund gebracht.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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kommt man über den Hund, kommt man auch über den Schwanz: hat man erst einmal den [schwierigsten] Hauptteil geschafft, ist der Rest auch noch zu bewältigen: Wir haben das Grundstück, das Geld und die Baugenehmigung; jetzt werden wir auch noch einen guten Architekten finden - kommt man über den Hund, kommt man auch über den Schwanz.
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mit allen Hunden gehetzt sein (ugs.): sehr raffiniert sein, durch viele Erfahrungen alle Schliche kennen: Nimm dich vor ihm in acht! Er ist mit allen Hunden gehetzt. Wir haben hier in der Stadt keinen hervorragenden Anwalt, ... der mit allen Hunden gehetzt und in den bedenklichsten Sachen versiert wäre (Th. Mann, Buddenbrooks 358).
-Die Wendung stammt aus der Jagd. Sie bezog sich ursprünglich auf das Wild und meinte ein Tier, dem es immer wieder gelingt, den auf seine Fährte gehetzten Hunden zu entgehen.
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mit etwas keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken [können]/vom Ofen locken [können] (ugs.): mit etwas kein Interesse bei jmdm. erwecken: Mit Heimatfilmen locken die Kinos keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Fünf Mark in der Stunde willst du der Putzfrau geben? Damit kannst du heute keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken. Was er macht, lockt heute keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor (Hörzu 25, 1973, 10).
-Die Wendung geht davon aus, daß Hunde früher oft in der warmen Fußhöhlung des Ofens lagen. Um sie hervorzulocken, mußte man schon einen besonderen Leckerbissen anbieten.
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scheiß [doch] der Hund drauf! (derb): das ist jetzt ganz egal: Na gut, ich hab' das Geld verloren - scheiß doch der Hund drauf!
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unter dem/unter allem Hund sein (ugs.): sehr schlecht sein: Das Fernsehprogramm war gestern wieder mal unter allem Hund. Wir mußten abreisen, weil das Essen in der Pension unter dem Hund war.
-Die Wendung geht davon aus, daß der Hund als niedere, getretene und geprügelte Kreatur verachtet wird.
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viele Hunde sind des Hasen Tod: gegen eine Übermacht kann der einzelne nichts mehr ausrichten: Zwei Verteidiger konnte er umspielen, aber viele Hunde sind des Hasen Tod: Am dritten blieb er schließlich hängen.
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von dem nimmt kein Hund ein Stück/einen Bissen Brot (ugs.): er ist von allen verachtet: Das Rauschgift hat ihn völlig kaputtgemacht. Von dem nimmt heute kein Hund ein Stück Brot mehr.
-Die Redensart nimmt darauf Bezug, daß der Hund (wegen seiner Unterwürfigkeit) als niedere, getretene und geprügelte Kreatur angesehen wird. Noch nicht einmal der verachtete Hund nimmt also von dem Betreffenden etwas an.
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vor die Hunde gehen (ugs.): zugrunde gehen: Wir müssen ganz schnell aus dem Stollen verschwinden, ich habe keine Lust, hier vor die Hunde zu gehen. In einer Stadt wie New York kann man schnell vor die Hunde gehen. Einer für alle und alle für einen muß es heißen, sonst gehen wir allesamt vor die Hunde (Löns, Wehrwolf 51).
-Die Wendung stammt wahrscheinlich aus der Jagd und meinte das Wild, das den Hunden zum Opfer fällt.
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wissen, wo der Hund begraben liegt (ugs.): den entscheidenden Punkt kennen, der [unüberwindliche] Schwierigkeiten bereitet: Ich weiß, wo der Hund begraben liegt - unsere Tochter hat schlicht und einfach Liebeskummer! Der junge Architekt hatte wohl begriffen, wo der Hund begraben lag (Frisch, Stiller 267).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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wo die Hunde mit dem Schwanz bellen: an einem ganz entlegenen Ort: Sie leben jetzt fernab von jeder Zivilisation, in einem kleinen Dorf, wo die Hunde mit dem Schwanz bellen.
-Die Abgelegenheit (älter auch das Nichteintreten: »wenn die Hunde mit dem Schwanz bellen« = niemals) wird scherzhaft durch etwas ausgedrückt, was unmöglich ist.
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jmdn. wie einen Hund behandeln.
bekannt sein wie ein bunter/scheckiger Hund.
frieren wie ein junger Hund.
da liegt der Knüppel beim Hund.
leben wie ein Hund.
wie Hund und Katze leben/sich [mit jmdm.] stehen/sich vertragen.
den letzten beißen die Hunde.
müde wie ein Hund sein.
wie ein geprügelter Hund.
wie Rothschild sein Hund.
jetzt geht's rund, erst die Oma, dann den Hund.
schlafende Hunde wecken.
schmecken wie Hund.
bei diesem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür.
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