Duden - Redewendungen
Herz
Herz, was begehrst/willst du mehr?: jetzt sind keine Wünsche mehr offen; es sollte völlige Zufriedenheit herrschen: Sonne, Meer und zwei Wochen Urlaub - Herz, was begehrst du mehr? Alle Superlative scheinen auf ihn zuzutreffen, Herz, was willst du mehr ... (Hörzu 40, 1982, 48).————————
alles, was das Herz begehrt: alles, was man sich wünscht: In dem neuen Kaufhaus findest du alles, was das Herz begehrt. Sie hatte nun alles, was ihr Herz begehrte, aber sie war nicht glücklich.
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aus seinem Herzen keine Mördergrube machen: offen aussprechen, was man denkt und fühlt: Die Spieler machten aus ihrem Herzen keine Mördergrube und nannten das Training Sklaventreiberei. Darin (= im Tagebuch) hatte ich aus meinem Herzen keine Mördergrube gemacht und meine geheimsten Gedanken ... niedergelegt (Niekisch, Leben 240).
-Die Wendung meint, daß man seine Gefühle und Gedanken nicht wie in einem Versteck verborgen halten soll, und knüpft an die Bibel an, wo »Mördergrube« für »Räuberhöhle, Schlupfwinkel für Räuber« steht: »Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht« (Matthäus 21, 13; vgl. auch Jeremias 7, 11).
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aus tiefstem Herzen (geh.): aufrichtig, voll und ganz: Er bedauerte den Zwischenfall aus tiefstem Herzen. Sie liebt ... diesen hochgemuten, sportgestählten Mann ... aus tiefstem Herzen (Brecht, Groschen 26).
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das Herz auf dem rechten Fleck haben: eine vernünftige, richtige Einstellung haben, ein [prima] Kerl sein: Der Stationsarzt war bei den Patienten sehr beliebt. Er hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Für diese Aufgabe brauchen wir jemanden, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Mir scheint, sie haben das Herz auf dem rechten Fleck (Ruark [Übers.], Honigsauger 230).
-Die Wendung erklärt sich wohl als Gegensatz zu »das Herz auf der Zunge haben« (= alles aussprechen, was einen bewegt; offenherzig, zu gesprächig sein) und zu »jmdm. rutscht das Herz in die Hosen« (= jmd. bekommt große Angst) und dergleichen.
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das Herz auf der Zunge haben/tragen (geh.): alles aussprechen, was einen bewegt; offenherzig, zu gesprächig sein: Es ist nicht gut, wenn ein Mensch sein Herz auf der Zunge hat. ... ich bin eine Frau von Takt, die ... ihr Herz nicht an jedem Wochentage auf der Zunge trägt (Th. Mann, Buddenbrooks 263).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl« aus (vgl. die Wendung »jmdm. sein Herz ausschütten« und die Redensart »wes das Herz voll ist, des geht der Mund über«).
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die Herzen [der Frauen] brechen (geh.): Frauen in sich verliebt machen und sie dann enttäuschen: Er war ein blendend aussehender Bursche, der sicherlich schon viele Herzen gebrochen hatte. Er war davon überzeugt, daß er auch die Herzen der prüden Spanierinnen brechen würde.
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ein Herz aus Stein haben: hartherzig, ohne Mitgefühl sein: Der müßte doch ein Herz aus Stein haben, dem das tragische Schicksal dieser Kinder gleichgültig wäre.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, des Mitfühlens« usw. aus. Wer ein »weiches Herz« hat, ist mitfühlend, wer ein »hartes Herz« hat, hat kein Mitgefühl.
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ein Herz für jmdn., für etwas haben (geh.): mitfühlend [und hilfsbereit] sein: Sie hatte ein Herz für die Tiere. Vor seiner Zeit lebte ein größerer Dichter, der wirklich ein Herz für die Armen gehabt hat (Thieß, Reich 36).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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ein Herz und eine Seele sein: unzertrennlich sein, eng befreundet sein: Früher waren sie ein Herz und eine Seele gewesen, doch jetzt bekämpften sie sich erbittert. Er zog ins Studentenheim, ich ging zu meinen Eltern zurück. Zwei Wochen später waren wir wieder ein Herz und eine Seele (Hörzu 39, 1973, 136).
-Die Verbindung »Herz (= Sitz der Empfindungen, Gemüt; Gefühl) und Seele« steht in dieser Wendung verstärkend für die Gesamtheit der Empfindungen und geistigen Kräfte.
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ein Kind/jmdn. unter dem Herzen tragen (geh.): schwanger/mit jmdm. schwanger sein: Schon bald konnte sie ihrem Gatten sagen, daß sie ein Kind unter dem Herzen trage. Mutter trug unseren jüngsten Bruder noch unter dem Herzen, als wir unsere Heimat verlassen mußten. Wie hatte sie vergessen können, daß sie ein Kind unter dem Herzen trug! (Bild u. Funk 48, 1966, 64).
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es nicht übers Herz bringen, etwas zu tun: zu etwas nicht fähig sein: Er brachte es nicht übers Herz, ihr die Wahrheit zu sagen. Keiner brachte es übers Herz, das Kaninchen zu schlachten. Wir müßten ihn längst entlassen haben, bringen es aber nicht übers Herz (Grzimek, Serengeti 130).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, der Entschlußkraft usw.« aus (vgl. die Wendung »nicht das Herz haben, etwas zu tun«).
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etwas auf dem Herzen haben: ein Anliegen haben: Na, was hast du denn auf dem Herzen? Das Mädchen traute sich nicht zu sagen, was es auf dem Herzen hatte. Wunderlich merkte sofort, daß der Kleine etwas auf dem Herzen hatte (Apitz, Wölfe 87).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen« aus.
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jmd. lacht/hüpft das Herz im Leibe: jmd. ist über etwas sehr erfreut: Dem Trainer lachte das Herz im Leibe, als er sah, wie selbstbewußt die jungen Spieler auftrumpften. Da lacht mir doch das Herz im Leibe, wenn ich so einen guten Tropfen vor mir sehe.
-Gemeint ist, daß das Herz als Sitz der Empfindungen auch Freude und Heiterkeit anzeigt.
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jmdm. am Herzen liegen: jmds. innerstes Anliegen sein: Den Stadtvätern lag der Bau eines Freizeitzentrums am Herzen. Die Mosaikbilder und Bronzetüren des Domes von Monreale ... lägen ihm mehr am Herzen als die Erfüllung seiner ehelichen ... Pflichten (Benrath, Konstanze 16).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, Gemüt« aus; vgl. die Wendung »etwas ist jmds. Herzenssache« (= ist jmds. innerstes Anliegen).
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jmdm. ans Herz gehen/greifen/rühren (geh.): jmdm. nahegehen: Der Abschied von den Kindern ging ihr ans Herz. Der Pfarrer hoffte, daß seine Worte den Leuten ans Herz rühren würden. Dem jungen Jaakob Jizchak griff dieses Lächeln stärker ans Herz als alles, was er bisher an ihm wahrgenommen hatte (Buber, Gog 43).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, Gemüt« aus.
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jmdm. ans Herz gewachsen sein: jmdm. sehr lieb geworden sein: Schon nach kurzer Zeit war ihnen das Kind, das sie adoptiert hatten, ans Herz gewachsen. Onkel Alucos Spezialgebiet war die Vogelkunde. Es gab unglaublich viele Vögel, die ihm ans Herz gewachsen waren (Schnurre, Bart 123).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen« aus (vgl. die Wendung »jmdm. am Herzen liegen«).
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jmdm. aus dem Herzen gesprochen sein: jmds. Meinung, Ansicht genau entsprechen: Du hast mir aus dem Herzen gesprochen, als du auf die Mißstände in der Vereinsführung hingewiesen hast. Der Leitartikel in der heutigen Ausgabe ist mir aus dem Herzen gesprochen.
-Die Wendung meint, daß jemand das ausspricht, was man selbst empfindet und denkt, und geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen und Gedanken« aus.
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jmdm. bleibt das Herz stehen: jmd. erschrickt sehr: Mir blieb das Herz stehen, als ich die Kinder am Rand des Wasserfalls spielen sah.
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jmdm. blutet das Herz (geh.): jmdm. tut etwas sehr leid, jmd. ist über etwas sehr traurig: Ihm blutete das Herz, als er sah, wie die Soldaten mit den wertvollen alten Büchern umgingen. ... eine Äußerung, die der gleiche Verfasser schrieb, dem das Herz blutete, als er nicht für sein blindes Kind sorgen konnte (Nigg, Wiederkehr 76).
-Die Wendung will übertreibend zum Ausdruck bringen, daß jemand starken seelischen Schmerz empfindet, sehr leidet.
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jmdm. das Herz abdrücken (geh.): jmdn. sehr bedrücken: Der tüchtigen Ex-Briefträgerin Eva Kluge hätte es das Herz abgedrückt, wenn sie gehört hätte, wie sehr sie und ihr ehemaliger Liebling Karlemann in der Leute Munde waren (Fallada, Jeder 159). Wenn ihm die Wehmut das Herz abzudrücken droht, gibt er sich versonnen (MM 22. 6. 1966, 3).
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jmdm. das Herz brechen (geh.): jmdn. so sehr bedrücken, daß er daran zugrunde geht: Es hätte ihr fast das Herz gebrochen, als er die Verlobung auflöste. Ach, Jungfer Lisbeth, es will mir das Herz brechen, daß ich Euch so - so tief im Leid finde (Hesse, Narziß 309). ... obgleich es Meg ... das Herz brechen wird, wenn ich ihr erzähle, daß ihre ganze Arbeit ... in einer einzigen Nacht ausgelöscht worden ist (Ruark [Übers.], Honigsauger, 453).
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jmdm. das Herz schwermachen (geh.): jmdn. sehr traurig machen, tief bekümmern: Der Gedanke, daß sie sich bald trennen mußten, machte ihr das Herz schwer. Warum willst du dir und mir das Herz schwermachen, indem du dich an alles erinnerst? (Fallada, Herr 54).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, Gemüt« aus.
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jmdm. das Herz stehlen (geh.; veraltend): jmdn. in sich verliebt machen, jmds. Liebe gewinnen: Sie mußte sich eingestehen, daß der Fremde ihr Herz gestohlen hatte.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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jmdm. das Herz zerreißen/(seltener:) zerschneiden: (geh.): jmdn. sehr bekümmern, tiefes Mitgefühl in jmdm. wecken: Es zerreißt mir das Herz, wenn ich diese der Hölle des Krieges entronnenen Kinder sehe. Der Gedanke an die Trennung zerriß ihr das Herz. Die Sehnsucht zerriß Matthias Zurbriggens Herz (Trenker, Helden 72).
-Die Wendung will übertreibend zum Ausdruck bringen, daß jemand starken seelischen Schmerz empfindet, sehr leidet.
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jmdm. dreht sich das Herz im Leibe [her]um: jmd. ist über etwas sehr bekümmert, ist voller Mitgefühl: Als die Kameraleute auf die verstörten Flüchtlinge trafen, drehte sich ihnen das Herz im Leibe herum. Mir dreht sich das Herz im Leibe herum, wenn ich an das Schicksal dieser behinderten Kinder denke.
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jmdm. fliegen alle/die Herzen zu (geh.): jmd. ist sehr beliebt, nimmt die Menschen für sich ein: Dem jungen Arzt flogen sofort die Herzen der Eingeborenen zu. Alle Herzen flogen der Chansonsängerin aus Frankreich zu.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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jmdm. geht das Herz auf (geh.): jmd. hat ein erhebendes Gefühl, wird in eine feierliche Stimmung versetzt: Als sie den Papst auf den Balkon treten sah, ging ihr das Herz auf. Dem Wanderer ging immer das Herz auf, sooft er diesen Strom zu Gesichte bekam (Schröder, Wanderer 75).
-Gemeint ist, daß sich jemandes Herz (= Gemüt, Seele) öffnet, daß es weit wird, um alles in sich aufzunehmen.
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jmdm. ist/wird das Herz schwer (geh.): jmd. ist/wird sehr traurig: Das Herz war ihr schwer, wenn sie an ihre beiden Söhne an der Front dachte. ... begreifen Sie, daß einem das Herz davon schwer werden kann? (Bergengruen, Rittmeisterin 194).
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jmdm. ist/wird leicht/schwer o. ä. ums Herz (geh.): jmd. hat ein Gefühl der Erleichterung, der Bedrückung o. ä.: Ihr wurde schwer ums Herz, wenn sie an die eingeschlossenen Bergleute dachte. Dem Trainer wurde warm ums Herz (= er empfand Freude, war glücklich und zufrieden), als er sah, wie sich die Spieler einsetzten. Als im nächtlichen Olympiastadion die Fahnen am Mast hochgingen und die Nationalhymne erklang, wurde ihr weit ums Herz (= fühlte sie sich erhoben, fiel alles Bedrückende von ihr ab). Die Frau redete, wie ihr ums Herz war (= was sie empfand und dachte). Ob wohl Professor Sartorik ahnt, wie unsereinem ums Herz ist ...? (Sebastian, Krankenhaus 53).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen« aus.
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jmdm. jmdn., etwas ans Herz legen: jmdn. bitten, sich um jmdn. oder etwas besonders zu kümmern: Sie legte uns die Pflege der Tiere besonders ans Herz. Ich ... legte ihnen ans Herz, eng mit der sozialdemokratischen Parteileitung in Fühlung zu bleiben (Niekisch, Leben 39).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, Gemüt« aus (vgl. die vorangehende Wendung).
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jmdm. rutscht/(seltener:) fällt/sinkt das Herz in die Hose[n] (ugs.): jmd. bekommt große Angst: Wenn ich an die Fahrprüfung denke, rutscht mir gleich das Herz in die Hose. ... als wir in Jaffa anlangten ..., sank mir das Herz wieder in die Hosen (Hilsenrath, Nazi 326).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, auch des Muts; Gefühl, Neigung, Mut« aus. Mit »in die Hose rutschen« wird volkstümlich das Sinken des Muts ausgedrückt, wobei wohl die Vorstellung mitspielt, daß Angst auf die Eingeweide schlägt und zur unfreiwilligen Entleerung des Darms führen kann (vgl. die Wendungen »sich in die Hosen machen« und »die Hosen voll haben«). Vereinzelt kommen auch die Varianten »jmdm. fällt das Herz in die Kniekehlen« bzw. »in die Schuhe« vor.
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jmdm. schlägt das Herz bis zum Hals: jmd. ist sehr aufgeregt: Ihr schlug das Herz bis zum Hals, als sie das Aufnahmestudio betrat. Als ich das Abbild zum ersten Mal in die Hände nahm, schlug mir das Herz bis zum Halse (Erh. Kästner, Zeltbuch 115).
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jmdm. sein Herz ausschütten (geh.): sich jmdm. anvertrauen, ihm seine Not oder Sorgen schildern: Sie hatte keinen Menschen, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Sie sind für mich wie ein Jugendfreund, dem man sogar sein Herz ausschütten kann (Thieß, Legende 132).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, Gemüt; Gefühl« aus. Im Herzen ist alles das, was einen Menschen bewegt (vgl. dazu die Redensart »wes das Herz voll ist, des geht der Mund über«).
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jmdm. sein Herz schenken/(seltener auch:) sein Herz verschenken (geh.): in tiefer Zuneigung sich jmdm. ganz zu eigen geben: Er ahnte nicht, daß seine Tochter schon längst ihr Herz verschenkt hatte. Hier war ihm zu lieben erlaubt, ... sein Herz einem bewunderten, älteren, klügeren Freunde zu schenken (Hesse, Narziß 40).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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jmdm. zu Herzen gehen (geh.): jmdn. im Innersten berühren: Das, was die Lehrerin ihnen zum Abschied sagte, ging ihnen zu Herzen. Ich neige im allgemeinen nicht zu Sentimentalitäten, aber mir ist dieser Bericht zu Herzen gegangen (Maass, Gouffé 302).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gemüt, Gefühl« aus.
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jmdm./jmdn. ins Herz schneiden (geh.): jmdn. sehr bekümmern, tiefes Mitgefühl in jmdm. wecken: Der Anblick der verstümmelten Menschen schnitt ihm ins Herz. Aber dann konnte sie auch mit einem Mal ... etwas weltlich Liebloses andeuten, das ihn ins Herz schnitt (Musil, Mann 1295).
-Die Wendung drückt eigentlich aus, daß jemand einen schneidenden Schmerz in der Herzgegend, in seinem Innern empfindet.
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jmdn. ins Herz treffen (geh.): jmdn. mit etwas zutiefst verletzen, sehr kränken: Die Ablehnung seines Gesuchs hatte ihn tief ins Herz getroffen. Er wollte ja diese verstockte junge Frau wohl nur ins Herz treffen, um ihr einen Dienst zu erweisen (Musil, Mann 1354).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, Gemüt; Gefühl« aus.
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jmdn. ins/in sein Herz schließen: jmdn. liebgewinnen, sehr gern haben: Er hoffte, daß seine zweite Frau die Kinder bald ins Herz schließen würde. Die Gemeinde hatte den neuen Pfarrer schnell ins Herz geschlossen. Wenn Jockum erst einmal jemand ins Herz geschlossen hat, dann ist sein Vertrauen grenzenlos (Tikkanen, Mann 73).
-Die Wendung geht von dem Bild des Herzens als Schrein aus, in den man jemanden einschließt und ganz mit seiner Liebe und Zuneigung umgibt.
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jmdn., etwas auf Herz und Nieren prüfen (ugs.): jmdn., etwas gründlich prüfen: Er hatte nicht damit gerechnet, daß der Professor ihn auf Herz und Nieren prüfen würde. Wie konnte es passieren, daß eine Crew, die gewissermaßen auf Herz und Nieren geprüft wurde, ... mit Gangstern gemeinsame Sache macht? (Cotton, Silver-Jet 102).
-Die Formel »Herz und Nieren« steht in dieser Wendung für das Innere des Menschen. Volkstümlich ist die Wendung durch die Bibel geworden: »Laß der Gottlosen Bosheit ein Ende werden und fördere die Gerechten; denn du, gerechter Gott, prüfst Herzen und Nieren« (Psalm 7, 10; vgl. auch Jeremias 11, 20).
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jmds. Herz gehört einer Sache (geh.): jmd. ist einer Sache ganz hingegeben: Die Arbeit in dem Architektenbüro machte ihr Spaß, aber ihr Herz gehörte noch immer ganz der Malerei. Sein ganzes Herz gehörte seiner Rosenzucht.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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jmds. Herz hängt an jmdm., an etwas (geh.): jmd. hat jmdn., etwas sehr gern [und will sich nicht von jmdm., von etwas trennen]: Er war überrascht, daß sein Herz noch immer an dieser Stadt hing. ... er litt unter ... der Erkenntnis, wie sehr sein Herz, das doch nur Gott und seinem Amt gehören sollte, an diesem Freunde hing (Hesse, Narziß 403).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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jmds. Herz schlägt höher (geh.): jmd. ist erwartungsvoll, voller freudiger Erregung: Die Herzen der jugendlichen Besucher schlugen höher, als die Popgruppe aus England angesagt wurde. Die Härte seiner Erlasse konnte wohl in Rom alle frommen Herzen höher schlagen lassen (Thieß, Reich 498).
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jmds. Herz/alle Herzen im Sturm erobern (geh.): jmds. Sympathie/alle Sympathien schnell gewinnen: Der sympathische Showmaster hatte alle Herzen im Sturm erobert. Der Schilehrer hatte ihr Herz im Sturm erobert.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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leichten Herzens (geh.): leicht, ohne daß es jmdm. schwerfällt: Leichten Herzens gab er ihm seine Ersparnisse.
-Vgl. die Wendung »jmdm. ist/wird leicht/schwer o. ä. ums Herz«.
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man kann einem Menschen nicht ins Herz sehen: man kann nie genau wissen, was ein anderer denkt, fühlt: Ich kann mir auch nicht erklären, warum er so schroff reagiert hat; man kann einem Menschen nicht ins Herz sehen.
-Diese Redensart geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen und Gedanken« aus.
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mit halbem Herzen (geh.): mit wenig Interesse, ohne rechte Anteilnahme: Wenn du es nur mit halbem Herzen tust, dann laß es lieber bleiben. Schon seit Anfang des Monats waren viele der Redakteure nur noch mit halbem Herzen bei der gewohnten Arbeit (Leonhard, Revolution 270).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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nach jmds. Herzen sein: jmdm. zusagen, ganz seinen Vorstellungen entsprechen: Die Musik war so recht nach dem Herzen der jugendlichen Zuhörer. Mallorca ist sehr schön, nur der Touristenrummel dort war nicht nach meinem Herzen.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen (und Gedanken)« aus.
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nicht das Herz haben, etwas zu tun (geh.): es nicht über sich bringen, etwas zu tun: Er hatte nicht das Herz, das Mädchen anzusprechen. Er hatte nicht das Herz, die Hoffnungen des kleinen Emil mit seinen Zweifeln zu zerschrämmen (Strittmatter, Wundertäter 302).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, auch des Muts; Gefühl, Mut« aus (vgl. die Wendungen »sich ein Herz fassen« und »jmdm. rutscht das Herz in die Hosen«).
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schweren/blutenden Herzens (geh.): tief bekümmert, nur sehr ungern: Er trennte sich von dem Bild nur schweren Herzens. Blutenden Herzens ließ sie ihr Kind bei den Nachbarsleuten zurück. ... der eine hat sich schweren Herzens entschlossen, ausnahmsweise doch zu fliegen (Grzimek, Serengeti 123).
-Vgl. die Wendungen »jmdm. ist/wird leicht/schwer o. ä. ums Herz« und »jmdm. blutet das Herz«.
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sein Herz [an jmdn.] verlieren (geh.): sich in jmdn. verlieben: Er hatte sein Herz in Rom verloren, wo er zwei Semester studiert hatte. Ariadne sah den Todgeweihten, und des Minos Tochter verlor ihr Herz an ihn (Ceram, Götter 82).
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sein Herz an jmdn., an etwas hängen (geh.): jmdm., einer Sache seine ganze Aufmerksamkeit, Liebe zuwenden: Er hatte sein Herz an den Plan gehängt, dieses Gebiet in einen Naturpark umzuwandeln. Auch eine solche Szene müßte das Stück wiedergeben, ... in der gezeigt wird, wie Elisabeth ... ihr Herz noch einmal an ein Kind hängt (Kaschnitz, Wohin 182).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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sein Herz für jmdn., für etwas entdecken (geh.): unvermutet Interesse für jmdn., für etwas zeigen, sich für etwas begeistern: Während eines Urlaubs auf Rhodos hatte er sein Herz für die Archäologie entdeckt. Seitdem seine Chefin ihr Herz für ihn entdeckte, braucht Vertreter Hugo keine Klinken mehr zu putzen ... (Hörzu 1, 1979, 56).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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sein Herz in die Hand/in beide Hände nehmen (geh.): seinen ganzen Mut zusammennehmen: Endlich nahm er sein Herz in die Hand und lehnte sich gegen die ständigen Demütigungen auf. Ich bin zwar nur ein ohnmächtiger kleiner Oberbuchhalter ... habe aber mein Herz in beide Hände genommen (Dürrenmatt, Grieche 43).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, des Muts, der Entschlußkraft usw.; Gefühl, Mut, Entschlußkraft« aus (vgl. die Wendungen »etwas nicht übers Herz bringen« und »sich ein Herz fassen«, »nicht das Herz haben, etwas zu tun«).
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seinem Herzen Luft machen (ugs.): sich von seinem Ärger befreien; das, was einen ärgert und bedrückt, aussprechen: Der Schaffner hatte für die Späße der Betrunkenen kein Verständnis und machte seinem Herzen vor allen Fahrgästen Luft.
-Die Wendung meint, daß man sein Herz (= Sitz der Empfindungen) erleichtert, eigentlich daß man den Druck beseitigt, der einem das Atmen schwermacht.
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seinem Herzen einen Stoß geben: seinen inneren Widerstand überwinden und sich rasch zu etwas entschließen: Nun gib schon deinem Herzen einen Stoß, und leih mir dein Boot! Sie gab ihrem Herzen einen Stoß und schrieb einen Brief an ihre Mutter.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, der Entschlußkraft usw.« aus.
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sich ein Herz fassen/nehmen: seinen ganzen Mut zusammennehmen: Nun faß dir doch endlich einmal ein Herz, und verabrede dich mit ihr! Pak nahm sich ein Herz und redete den Priester an (Baum, Bali 261).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, auch des Muts; Gefühl, Mut« aus (vgl. die Wendungen »nicht das Herz haben, etwas zu tun« und »jmdm. rutscht das Herz in die Hosen«).
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sich etwas vom Herzen reden (geh.): über etwas, was einen bedrückt, mit einem anderen sprechen: Sie war froh darüber, daß sie sich endlich alles vom Herzen reden konnte. Ich redete mir meinen Kummer vom Herzen, und er hörte zu.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, auch der Sorgen« aus.
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sich etwas zu Herzen nehmen: 1. etwas beherzigen: Er nahm sich die Worte seines alten Professors zu Herzen. Ich habe mir deinen Rat zu Herzen genommen. Ich hoffe ... Lothar nimmt sich die Devise des Königsringes ganz besonders zu Herzen (Benrath, Konstanze 148). 2. etwas schwernehmen: Du mußt dir nicht alles so sehr zu Herzen nehmen. Nehmen Sie sich diesen Unsinn nur nicht zu Herzen, Madame (Langgässer, Siegel 461).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen, auch der Gedanken; Gemüt; Gefühl« aus.
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sich in die Herzen [der Menschen] stehlen (geh.): die Sympathien vieler gewinnen: Mit ihrer anmutig vorgetragenen Kür stahl sich die junge Eisläuferin in die Herzen der Zuschauer.
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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von Herzen gern: sehr gern: Von Herzen gern werde ich Ihrer Einladung folgen.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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von [ganzem] Herzen (geh.): 1. sehr herzlich: Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute. Er dankte den Leuten von ganzem Herzen für ihre Hilfe. Er bat ihn von ganzem Herzen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. 2. aus voller Überzeugung: Er stimmte von ganzem Herzen seinen Vorschlägen zu. Aber alle wußten, daß dieses Schreien und Händeklatschen nicht von Herzen kam und nichts bedeutete (Feuchtwanger, Erfolg 494).
-Die Wendung geht von »Herz« im Sinne von »Sitz der Empfindungen; Gefühl, Neigung« aus.
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wes das Herz voll ist, des geht der Mund über: wenn jmd. von etwas besonders begeistert ist, besonders bewegt ist, dann muß er einfach darüber sprechen: Zwei geschlagene Stunden hat er mir von seiner neuen Freundin vorgeschwärmt; wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
-Diese alte Redensart ist allgemein bekannt, weil sie Luther in seiner Bibelübersetzung (Matthäus 12, 34) verwendet. Vgl. die Redewendung »jmdm. sein Herz ausschütten«.
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arm am Beutel, krank am Herzen.
mit jeder Faser/mit allen Fasern seines, ihres usw. Herzens.
Hand aufs Herz.
die linke Hand kommt vom Herzen.
jmdm. fällt eine Last/Zentnerlast vom Herzen.
jmdm. fällt ein Stein/ein Steinbruch vom Herzen.
jmdm. einen Stich ins Herz geben.
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