Duden - Redewendungen
Haut
[für jmdn., für etwas] seine Haut/(selten auch:) sein Fell zu Markte tragen (ugs.): für jmdn., für etwas einstehen und sich dadurch in Gefahr begeben: Er dachte gar nicht daran, für diese Bonzen seine Haut zu Markte zu tragen. Dann hat das Volk die Sache ausgefochten und seine Haut zu Markte getragen (Th. Mann, Buddenbrooks 134).-Die Wendung geht von der Vorstellung aus, daß die Haut im Kampf Hieben, Stichen usw. zuerst ausgesetzt ist. Jemand, der seine Haut für etwas einsetzt, hergibt (= zu Markte trägt), ist also bereit, Verwundungen hinzunehmen und sein Leben zu riskieren. Vgl. dazu die Wendungen »sich seiner Haut wehren« und »mit heiler Haut davonkommen« sowie die heute nicht mehr übliche Wendung »mit der Haut bezahlen« (= sein Leben für etwas lassen).
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aus der Haut fahren (ugs.): wütend werden: Es ist, um aus der Haut zu fahren (Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren), wenn man sieht, was für Pfuscharbeit heute in den Reparaturwerkstätten gemacht wird. Nur wegen einer Angewohnheit der Massai könnte Michael aus der Haut fahren: sie spucken (Grzimek, Serengeti 276).
-Gemeint ist, daß jmd. außer sich gerät, vor Wut seine äußere Hülle (die Haut) verläßt.
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aus heiler Haut (ugs.; landsch.): unversehens, ohne erkennbare Ursache: Aus heiler Haut begann er zu toben und beschimpfte sie alle als Erbschleicher. Sie wundern sich verdammt, wenn bald der neue Regierer ... aus heiler Haut ... den Storch vom Haus herunterknallt, der seit fünf oder sechs Generationen als Weihvogel oben horstet (Zweig, Grischa 309).
-Gemeint ist, daß etwas (z. B. als Geschwür) aus der Haut kommt, ohne daß eine Verletzung die Ursache ist.
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jmdm. ist [nicht] wohl in seiner Haut (ugs.): jmd. ist [un]zufrieden, fühlt sich [un]behaglich: Den beiden jungen Engländern war nicht wohl in ihrer Haut, wenn sie an den Abstieg durch die Steilwand dachten. Seit dem 17. Juni 1953 war ihnen nie ganz wohl gewesen in ihrer Haut (Dönhoff, Ära 90).
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jmdm. unter die Haut gehen/dringen: jmdn. sehr berühren, innerlich aufwühlen: Der Film über die Flüchtlinge ging allen unter die Haut. Dem dringt nichts unter die Haut! Wenn ich neben ihm stehe, dann ist mir's immer, als lehnte ich an einem Eisberg (Sebastian, Krankenhaus 53). Natürlich geht es einem unter die Haut, wenn ein Freund ... verunglückt (Hörzu 34, 1976, 16).
-Diese Wendung ist aus engl. »get under someone's skin« entlehnt.
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mit Haut und Haar[en] (ugs.): ganz, völlig: Er hatte sich mit Haut und Haaren der Soziologie verschrieben. Kein Wunder, daß seine Nerven beben, ... handelt es sich doch um die fortgeschrittene Paralyse eines Organismus, ... in dem er selbst mit Haut und Haaren eine Zelle ist (Plievier, Stalingrad 146).
-Die Formel ist verallgemeinert aus Verbindungen wie »ein Tier mit Haut und Haaren fressen, verschlingen« o. ä.
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mit heiler Haut davonkommen: etwas unverletzt, ungestraft überstehen: Wir können froh sein, daß wir mit heiler Haut davongekommen sind. ... der Besitzer des Blättchens, ein dunkler Ehrenmann, kam eben und eben mit heiler Haut davon (Maass, Gouffé 107).
-Vgl. die Wendung »seine Haut zu Markte tragen«.
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nicht aus seiner Haut [heraus]können (ugs.): sich nicht ändern können, seine Eigenart nicht verleugnen können: Ich habe meinem Nachbarn nun doch wieder die Campingausrüstung gepumpt, obwohl er sie mir im letzten Jahr dreckig und speckig zurückgegeben hat. Na ja, ich kann nun mal nicht aus meiner Haut heraus. Ich bin träge, viel zu labil und gutmütig. Aber ich kann nicht aus meiner Haut (Hörzu 25/1971, 12). Er konnte nicht aus seiner Haut, wußte aber, wie er seine Schwäche zu steuern hatte (Loest, Pistole 133).
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nicht in jmds. Haut stecken mögen (ugs.): nicht an jmds. Stelle, in jmds. Lage sein mögen: Angeblich soll sie Geld unterschlagen haben. Na, ich möchte jetzt nicht in ihrer Haut stecken. »Ja, ich möchte nicht in der Haut des Burschen stecken!« (Weber, Einzug 423).
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nur noch/nichts als Haut und Knochen sein (ugs.): völlig abgemagert sein: Er war nur noch Haut und Knochen, als er nach dreijähriger Haft zurückkehrte. Der Mann ist völlig ausgebrannt - es ist nur noch Haut und Knochen, was sich draußen zwischen den Schutthaufen noch bewegt (Plievier, Stalingrad 302).
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seine Haut so teuer wie möglich verkaufen: sich mit allen Mitteln, nach Kräften wehren: Die Mannschaft steht am Tabellenende und wird versuchen, gegen den deutschen Meister ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
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seine [eigene] Haut retten: sich selbst retten, in Sicherheit bringen: Nach dem gescheiterten Putsch dachten die Generäle nur noch daran, ihre Haut zu retten.
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sich auf die faule Haut legen/auf der faulen Haut liegen (ugs.): nichts tun, faulenzen: Das haben wir gerne, der Herr Künstler frißt sich hier durch und legt sich auf die faule Haut (Jaeger, Freudenhaus 59). Die meisten Spieler wollten nicht länger auf der faulen Haut liegen und freuten sich auf den Trainingsbeginn.
-Vgl. die Wendung »auf der Bärenhaut liegen« ( Bärenhaut).
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sich in seiner Haut [nicht] wohl fühlen (ugs.): [un]zufrieden sein, sich in seiner Lage [un]behaglich fühlen: Man sah dem Mädchen sofort an, daß es sich in seiner Haut nicht wohl fühlte. Nur gut rasiert fühlt man sich wohl in seiner Haut (Quick 48, 1958, 28).
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sich seiner Haut wehren (ugs.): sich verteidigen, sich energisch zur Wehr setzen: Ich werde mich morgen in der Debatte schon meiner Haut wehren. Man lernte dort früh, sich seiner Haut zu wehren (Erné, Fahrgäste 119). Schließlich war die Madeleine auch kein heuriger Hase und würde sich ihrer Haut schon wehren (Fallada, Herr 16).
-Vgl. die Wendung »seine Haut zu Markte tragen«.
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sich etwas nicht aus der Haut schneiden können.
Zu den Wendungen »jmdm. die Haut gerben«, »jmdm. die Haut über die Ohren ziehen«, »jmds. Haut versaufen« u. a., in denen heute gewöhnlich »Fell« gebraucht wird, vgl. das Stichwort »Fell«.
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