Duden - Redewendungen
Hals
Hals über Kopf (ugs.): überstürzt, kopflos: Als er erfuhr, daß seine frühere Frau im selben Hotel abgestiegen sei, reiste er Hals über Kopf ab. Die Pläne mußten Hals über Kopf geändert werden. Als Dreizehnjährige brennt die rothaarige Chantal Hals über Kopf durch (Hörzu 15, 1976, 130).- »Hals über Kopf« ist eine jüngere Nebenform von »über Hals und Kopf« und bedeutet eigentlich »mit Hals und Kopf zuerst, sich überschlagend, überstürzt«.
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aus vollem Hals[e]: ganz laut, lauthals: Er lachte aus vollem Hals, als er die Parkmanöver seiner Frau sah. Peter geht sehr weit auf den Anger hinauf, dort setzt er sich hin und singt aus vollem Halse (Waggerl, Brot 129).
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bis an den/über den/zum Hals in Schulden stecken (ugs.): stark verschuldet sein: Er hatte alles Geld verjubelt und steckte bis an den Hals in Schulden.
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bis zum Hals; bis über den Hals (ugs.): völlig, ganz und gar: Er hat sich bis über den Hals verschuldet. Sie war damals bis zum Hals in Schwierigkeiten geraten.
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da stehe ich jetzt mit meinem [un]gewaschenen Hals (ugs.): [etwas Erwartetes ist nicht eingetreten, und] ich bin ratlos: Das Fest war vorbereitet, aber plötzlich wollte niemand mehr kommen - da stand ich nun mit meinem gewaschenen Hals.
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den Hals aus der Schlinge ziehen: sich im letzten Augenblick aus einer gefährlichen Lage befreien: Bisher war es dem Meisterspion noch immer gelungen, den Hals aus der Schlinge zu ziehen.
-Vgl. die Wendung »jmdm./jmdn. den Hals kosten«.
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den Hals in die Schlinge stecken (selten): sich in Gefahr begeben: Er hatte keine Lust, den Hals in die Schlinge zu stecken.
-Vgl. die Wendung »jmdm./jmdn. den Hals kosten«.
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den Hals nicht vollkriegen/nicht voll genug kriegen (ugs.): nicht genug bekommen, nicht zufriedenzustellen sein: Die meisten Menschen können den Hals nicht voll genug kriegen. Erst packt sie sich den Koffer bis zum Platzen, und denn kannse ihn nicht tragen ... aber den Hals nicht voll kriegen! (Kant, Impressum 100).
-Diese und die Wendung »jmdm. den Hals stopfen« schließen sich an »Hals« in der veralteten Bedeutung »Gurgel, Schlund« an.
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den/seinen Hals riskieren/(seltener:) wagen (ugs.): sein Leben aufs Spiel setzen: Er hatte oft genug bei den Einsätzen seinen Hals riskiert.
-Vgl. die Wendung »jmdm./jmdn. den Hals kosten«.
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einen langen Hals machen (ugs.): neugierige Blicke werfen: Die Mädchen machten einen langen Hals, als die Frau des Präsidenten die Aula betrat.
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einen langen Hals machen (ugs.): sich [neugierig] recken, um etwas besser sehen zu können: Die Nachbarn am Gartenzaun machten lange Hälse, als seine Frau im neuen Bikini auf die Terrasse kam.
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es geht um den Hals (selten): das Leben, die Existenz steht auf dem Spiel: Die Passagiere ahnten nicht, daß es um den Hals ging.
-Vgl. die Wendung »jmdm./jmdn. den Hals kosten«.
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es wird nicht gleich den Hals kosten (ugs.): es wird schon nicht so schlimm werden: Es ist besser, wenn du dem Meister sagst, daß durch deine Schuld das Lager heißgelaufen ist. Es wird nicht gleich den Hals kosten.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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etwas in den falschen/unrechten/verkehrten Hals bekommen/kriegen (ugs.): etwas falsch auffassen, mißverstehen und darüber verärgert sein: Ganz offenkundig hatte der Botschafter die Bemerkung des Staatspräsidenten in den verkehrten Hals bekommen. Die (= Minister) zeigten keine große Begeisterung, ... weil sie das Gefühl hatten, das Auswärtige Amt könne die Reise und ihren Zweck in den falschen Hals bekommen (Zeit 12. 6. 1964, 24).
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jmdm. auf dem Hals liegen/hocken (ugs.): jmdm. zur Last fallen: Er war ein asozialer Bursche, der seinen Eltern noch mit fünfundzwanzig auf dem Hals hockte.
-Vgl. die Wendung »jmdn., etwas am/auf dem Hals haben«.
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jmdm. bis zum Hals stehen (ugs.): in jmdm. Widerwillen, Abneigung gegen etwas, was zu lange dauert, was immer wiederkehrt, hervorrufen: Den meisten Rekruten stand der Kantinenfraß bis zum Hals. Mir steht diese Stadt auch schon bis zum Hals, und ich will meine Ruhe (Seghers, Transit 254).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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jmdm. den Hals abdrehen/abschneiden/brechen/umdrehen (ugs.): jmdn. zugrunde richten, ruinieren: Er spielte sich als Herrscher über das Urlaubszentrum auf und wollte dem Bootsverleiher den Hals umdrehen. Ulrich hatte den Impuls, Walter den Hals abzudrehen (Musil, Mann 1536).
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jmdm. den Hals stopfen (ugs.): jmdn. zufriedenstellen: Da die Wahlen bevorstanden, schien es ratsam, den Bergleuten den Hals zu stopfen.
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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jmdm. etwas an den Hals hängen (ugs.): jmdm. etwas aufbürden, jmdn. mit etwas belasten: Er ahnte nicht, daß ihm sein Nachbar einen Prozeß an den Hals hängen wollte. Man ertrug einen Mann, ... dem heute eine sich selbst ernst nehmende Kirche sicher ein Lehrzuchtverfahren an den Hals hängen würde (Thielicke, Ich glaube 226).
-Vgl. die vorangehende Wendung.
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jmdm. etwas in den Hals werfen (ugs.; selten): jmdm. etwas im Übermaß zukommen lassen: Um andere Papiere zu bekommen, mußte er ihm die Hälfte des Geldes in den Hals werfen.
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jmdm. im Hals steckenbleiben (ugs.): jmdm. nicht über die Lippen kommen, von jmdm. nicht geäußert werden können: Die Worte bleiben ihm im Halse stecken. Als sie den Brief in seiner Hand sah, blieb ihr die Lüge im Hals stecken.
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jmdm. jmdn. auf den Hals hetzen/schicken (ugs.): jmdn., der unerwünscht ist, zu jmdm. schicken: Um ihn vollends zu ruinieren, hetzte er ihm die Gläubiger auf den Hals. Ihm jetzt auch noch ihre Eltern auf den Hals zu schicken. Das war geschmacklos (Fries, Weg 179).
-Die Wendung rührt wohl aus der Sprache der Jäger her und meint eigentlich »die Meute auf das Wild hetzen, das Wild verfolgen«.
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jmdm. mit etwas vom Hals bleiben (ugs.): jmdn. mit etwas verschonen, nicht belästigen: Ach, bleiben Sie mir doch mit diesen alten Geschichten vom Hals!
-Vgl. die Wendung »jmdn., etwas am/auf dem Hals haben«.
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jmdm. zum Hals heraushängen/herauswachsen (ugs.): in jmdm. Widerwillen, Abneigung gegen etwas, was zu lange dauert, immer wiederkehrt, hervorrufen: Dieses eintönige Essen hängt mir schon zum Hals heraus. Die Hälfte aller Zuschriften befaßt sich mit Ehe, Liebe und so'm Zeug ... Das wächst mir, ehrlich gesagt, allmählich zum Hals heraus! (Hörzu 37, 1972, 8).
-Gemeint ist, daß etwas jmdn. so anekelt, daß er es wie eine Speise herauswürgt und erbricht.
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jmdm./jmdn. den Hals kosten (selten): jmds. Verderben sein, jmdn. ruinieren: Diese Äußerungen in Gegenwart des Polizeichefs hätten ihn den Hals kosten können. Zu seinem nicht geringen Schrecken intrigierte Antonia diesmal gegen ihre beste Freundin, ... ein Unternehmen, das bisher noch jedem den Hals gekostet hatte (Thieß, Reich 596).
-Die Wendung bezieht sich auf das Gehängtwerden, die Todesstrafe durch den Strang, daher auch die Wendungen »den Hals wagen/riskieren«, »es geht um den Hals« und »sich um den Hals reden«.
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jmdn., etwas am/auf dem Hals haben (ugs.): für jmdn., für etwas verantwortlich sein; sehr viel Mühe, Ärger mit jmdm., mit etwas haben; mit jmdm., mit etwas belastet sein: Seit mehr als drei Jahren hatte sie nun schon ihre pflegebedürftige Schwiegermutter am Hals. ... er hatte Verfahren wegen unberechtigter Führung akademischer Titel ... am Hals (Spiegel 49, 1966, 44).
-Die Wendung bezieht sich darauf, daß das Joch, das Tragjoch bei Menschen und das Zugjoch bei Tieren, auf dem Hals (Nacken) sitzt; vgl. die Bildung »aufhalsen«.
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jmdn., etwas auf den Hals bekommen (ugs.): mit jmdm., mit einer Sache in unerwünschter Weise zu tun bekommen; etwas aufgebürdet bekommen: Wenn ihr so einen Radau macht, bekommen wir die Nachbarn auf den Hals. Er bekam, obwohl er dagegen protestierte, auch noch die Betreuung der Lehrlinge auf den Hals.
-Vgl. die Wendung »jmdn., etwas am/auf dem Hals haben«.
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sich den Hals ausschreien (ugs.): sehr laut schreien: Die Zuschauer schrien sich nach dem Lokalmatador den Hals aus. Ich habe mir den Hals ausgeschrien, aber du hast mich in dem Sturm nicht gehört.
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sich den Hals nach jmdm., nach etwas verrenken (ugs.): erwartungsvoll oder neugierig nach jmdm., nach etwas Ausschau halten: Die Männer verrenkten sich nach dem leichtbekleideten Starlet den Hals. »Was bist denn du für einer? ...« fuhr sie ihn in einer Lautstärke an, daß ... die Gäste sich die Hälse nach ihr verrenkten (Kühn, Zeit 292).
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sich jmdm. an den Hals werfen/schmeißen (ugs.): sich jmdm. aufdrängen: Sie hatte sich dem ersten besten an den Hals geworfen. In diesem Augenblick fürchteten die Staatsmänner ... Deutschland könne sich in seiner Verzweiflung dem bolschewistischen Rußland an den Hals werfen (Niekisch, Leben 37).
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sich jmdn., etwas auf den Hals laden (ugs.): für jmdn., mit dem man viel Arbeit und Mühe hat, die Verantwortung übernehmen; sich etwas aufbürden: Die jungen Mitarbeiter neigten dazu, sich zuviel Verpflichtungen auf den Hals zu laden. Ich packte den Photoapparat aus dem Koffer, die große, ungelenke Maschinerie, mit der ich mir ... diese gräßliche Piroschka auf den Hals geladen hatte (Hartung, Piroschka 103).
-Vgl. die Wendung »jmdn., etwas am/auf dem Hals haben«.
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sich jmdn., etwas vom Hals halten (ugs.): sich mit jmdm., auf etwas nicht einlassen: Ich habe mir diese ehrenamtliche Tätigkeit leider nicht vom Hals halten können. ... genau dasselbe will ich ja auch - mir Kowalski vom Hals halten (Kirst, 08/15, 350).
-Vgl. die Wendung »jmdn., etwas am/auf dem Hals haben«.
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sich jmdn., etwas vom Hals schaffen (ugs.): jmdn., etwas loswerden: Ich werde mir die Angelegenheit schnell vom Hals schaffen. Er wollte sich den Burschen, der ihn nur ausnutzte, wieder vom Hals schaffen. Na, hören Sie mal, Sie haben sich schließlich die Leiche vom Hals geschafft, da werden Sie doch mit dem Handkoffer fertig werden (Seghers, Transit 24).
-Vgl. die Wendung »jmdn., etwas auf dem Hals haben«.
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sich um den/um seinen Hals reden (selten): durch unvorsichtige Äußerungen sein Leben riskieren: Der Wein hatte ihn berauscht, und er drohte sich um den Hals zu reden.
-Vgl. die Wendung »jmdm./jmdn. den Hals kosten«.
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barfuß bis an den Hals.
jmdm. bleibt der Bissen im Hals stecken.
einer Flasche den Hals brechen.
einen Frosch im Hals haben.
jmdm. schlägt das Herz bis zum Hals.
sich die Kehle aus dem Hals schreien.
einen Kloß im Hals haben.
sich die Krätze/die Schwindsucht an den Hals ärgern. Krätze, Schwindsucht.
sich die Lunge aus dem Hals schreien.
sich die Lunge aus dem Hals husten.
sich die Lunge aus dem Hals rennen.
jmdm. die Pest/den Tod an den Hals wünschen. Pest, Tod.
aus dem Hals riechen/stinken wie die Kuh aus dem Arschloch.
jmdm. steht die Scheiße bis zum Hals.
jmdm. die Schlinge um den Hals legen.
sich den Teufel auf den Hals laden.
jmdm. steht das Wasser bis zum Hals.
jmdm. hängt die Zunge zum Hals[e] heraus.
sich die Zunge aus dem Hals rennen.
Vgl. auch die Stichwörter »Genick, Gurgel, Kehle, Kragen, Rachen«.
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