Duden - Redewendungen
Gesicht
das Gesicht verlieren: etwas von seiner Geltung einbüßen, sein Ansehen verlieren: Selbst in der politischen Haft verlor er nicht sein Gesicht. Washington zögerte und lief Gefahr, bei Israelis wie Arabern das Gesicht zu verlieren (Spiegel 25, 1967, 22). Man kann Rücksicht darauf nehmen, daß Moskau sein Gesicht nicht verliert, wenn es nachgeben muß (Bild 1. 4. 1964, 1).-Die Wendung ist aus engl. »loose [one's] face« entlehnt.
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das Gesicht wahren: so tun, als ob alles in Ordnung sei: Er war krampfhaft darum bemüht, das Gesicht zu wahren. Ebenso ... ist es besser, wenn ... Mißstände möglichst schnell beseitigt werden, als wenn man weiterhin den Tod junger Soldaten riskiert, nur um das »Gesicht« zu wahren (MM 5./6. 11. 1966, 2). Aber sie wußte auch, daß sie mehr als je das Gesicht wahren und die Ohren offenhalten müssen (Benrath, Konstanze 122).
-Die Wendung ist aus engl. »save [one's] face« entlehnt.
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den Tatsachen ins Gesicht/Auge sehen: die Lage realistisch sehen: Es hat gar keinen Sinn, uns etwas vorzumachen. Wir müssen den Tatsachen ins Gesicht sehen. Es ist besser, wenn die Regierung den Tatsachen ins Auge sieht.
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der Wahrheit ins Gesicht schlagen: ganz und gar falsch, erlogen sein: Die Erklärung der Regierung über das Vorgehen der Truppen schlägt der Wahrheit ins Gesicht.
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ein Gesicht machen wie eine Gans, wenn's donnert (ugs.): ein verdutztes Gesicht machen: Die Wirtin machte ein Gesicht wie eine Gans, wenn's donnert, als der Mann nackend im Lokal erschien.
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ein Gesicht machen, als hätten einem die Hühner das Brot weggefressen (ugs.): verdutzt, ratlos aussehen: Sie machte ein Gesicht, als hätten ihr die Hühner das Brot weggefressen - in ihrer Handtasche befanden sich weder Brieftasche noch Hausschlüssel!
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ein Gesicht wie drei/sieben/zehn/vierzehn Tage Regenwetter machen: verdrießlich dreinschauen: Er machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, als er hörte, daß sein Wagen abgeschleppt worden sei. Was ist mit dir denn los? Du machst ja ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.
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ein anderes Gesicht bekommen: in einem anderen Licht erscheinen, anders aussehen: Durch die Anwesenheit hoher Funktionäre bekommt die Veranstaltung gleich ein anderes Gesicht. Wenn eine Frau moderiert, bekommt die Sendung ein anderes Gesicht. Es bedarf keiner großen Prophetie, vorherzusagen, daß unsere ... Lehrbücher in wenigen Jahren ... ein ganz anderes »Gesicht« bekommen (Medizin II, 65).
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ein langes Gesicht/lange Gesichter machen: enttäuscht dreinblicken: Als sie das Päckchen öffnete, machte sie ein langes Gesicht. Die Spieler machten lange Gesichter, als sie nach dem Halbzeitpfiff in die Kabinen gingen. Er sei, sagte er, seit längerer Zeit nicht mehr so ganz gesund, der Arzt wenigstens mache ein langes Gesicht (Dürrenmatt, Richter 17).
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ein schiefes Gesicht machen/ziehen: mißvergnügt dreinschauen: Mach doch nicht so ein schiefes Gesicht, man muß auch verlieren können!
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jmdm. aus dem Gesicht kommen (veraltend): keine Verbindung mehr mit jmdm. haben: Nach seinem Eintritt in den diplomatischen Dienst waren sie sich ganz aus dem Gesicht gekommen.
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jmdm. etwas ins Gesicht sagen: jmdm. etwas ohne Scheu, ohne Schonung sagen: Ich habe ihm glatt ins Gesicht gesagt, was ich von ihm denke. Du hast nicht das geringste Recht, mir solche Dinge ins Gesicht zu sagen (Baldwin [Übers.], Welt 262). Gleich werde ich gehen und es ihr ins Gesicht hineinsagen, was für eine Rabenmutter sie ist (R. Walser, Gehülfe 120).
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jmdm. im Gesicht geschrieben stehen: in jmds. Gesichtszügen deutlich erkennbar sein: Die Lüge stand ihr im Gesicht geschrieben. Dem Angeklagten stand im Gesicht geschrieben, daß er die Unwahrheit sagte. Der Beamte ... war ein großer, massiger Mann, dem die Brutalität im Gesicht geschrieben stand (Niekisch, Leben 343).
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jmdm. ins Gesicht lachen: jmdn. herausfordernd, höhnisch lachend ansehen: Als er ihr erklärte, er werde sich scheiden lassen, lachte sie ihm nur ins Gesicht.
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jmdm. ins Gesicht lügen: jmdn. frech anlügen: Lügt mir doch dieser Bursche ins Gesicht, er habe den Betrieb nicht verlassen.
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jmdm. ins Gesicht springen/(derb:) mit dem nackten Hintern/Arsch ins Gesicht springen: auf jmdn. losgehen, über ihn herfallen, ihn scharf zurechtweisen: Ich spring dir gleich mit dem nackten Arsch ins Gesicht, wenn du das noch einmal machst. Sie sprang ihm vor Wut fast ins Gesicht, als er ihr sagte, daß sie eine alte Schlampe sei. Sie werden uns gleich ins Gesicht springen, wenn wir ... auf den rechtsfreien Raum hinweisen, der in der Staatskanzlei des ehemaligen Ministerpräsidenten ... geduldet wurde (Spiegel 50, 1987, 43).
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jmdm. nicht ins Gesicht sehen/blicken können: jmdm. gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, jmds. Blick nicht ertragen können: Weil sie ihm nicht ins Gesicht sehen konnte, machte sie sich am Schreibtisch zu schaffen. Er kann mir seit dem Vorfall nicht mehr ins Gesicht sehen. ... hab keinen Mut. Was soll ich ihr nur sagen. Ich kann ihr nicht ins Gesicht sehen (Döblin, Berlin 56).
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jmdm. wie aus dem Gesicht geschnitten sein: jmdm. sehr ähnlich sein: Sie ist ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Die anderen Herren behaupteten jedenfalls, daß der Armeenachrichtenführer ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ... wäre (Plievier, Stalingrad 305).
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jmdm. zu Gesicht kommen: von jmdm. gesehen, bemerkt werden: Er war dem Präfekten schon einige Tage nicht mehr zu Gesicht gekommen. Wenn dir dieses Schreiben zu Gesicht kommt, sag mir doch bitte Bescheid! Und selbst wenn wir annehmen, daß dies Heft einem zu Gesicht kommt, ... was passiert dann? (Nossack, Begegnung 251).
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jmdm. zu Gesicht stehen: zu jmdm. passen: Das neue Kostüm stand ihr ganz reizend zu Gesicht. Es steht Ihnen gar nicht zu Gesicht, worin Sie sich da versuchen (Th. Mann, Zauberberg 457). Sie wußten, wie affig ihnen der geborgte Zylinder zu Gesicht stand (Kant, Impressum 178).
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jmdn. aus dem Gesicht verlieren (veraltend): die Verbindung mit jmdm. verlieren: Später ... verlor ich den Clemens etwas aus dem Gesicht (Zuckmayer, Fastnachtsbeichte 79).
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jmdn., etwas zu Gesicht bekommen/kriegen: jmdn., etwas sehen: Der Wähler hat seinen Abgeordneten noch nie zu Gesicht bekommen. Wenn ich mal eine hübsche alte Karte zu Gesicht bekomme, werde ich sie kaufen. Pastor Wunderlich bedauert, Bonaparte niemals zu Gesicht bekommen zu haben (Th. Mann, Buddenbrooks 20).
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sein wahres Gesicht zeigen: sein Wesen, seinen Charakter offen zeigen, sich nicht mehr verstellen: Als er erfuhr, daß er in dem Testament nicht bedacht worden sei, zeigte er sein wahres Gesicht. Er war überrascht, als sie plötzlich ihr wahres Gesicht zeigte. Das wird Ihnen leid tun, jetzt haben Sie Ihr wahres Gesicht gezeigt! (Müthel, Baum 45).
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sich eine ins Gesicht stecken (ugs.): eine Zigarette rauchen, zu rauchen beginnen: Einen Moment, bitte, ich muß mir erst eine ins Gesicht stecken. Steckst du dir schon wieder eine ins Gesicht?
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jmdm. den Handschuh ins Gesicht schleudern/werfen.
jmdm. die Larve vom Gesicht reißen.
jmdm. die Maske vom Gesicht reißen.
[für jmdn.] ein Schlag ins Gesicht sein.
jmdm. den Schleier vom Gesicht reißen.
jmdm. den Spiegel vor das Gesicht halten.
das zweite Gesicht.
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