Duden - Redewendungen
Fuß
Füße bekommen: verschwinden, nicht mehr zu finden sein: In der Badeanstalt mußt du aufpassen, sonst bekommt dein Portemonnaie Füße.————————
[festen] Fuß fassen: heimisch werden, festen Boden unter die Füße bekommen: China ist es gelungen, auch in Afrika politisch Fuß zu fassen. Trotzdem gelang es den Panthers nicht, in den Ghettos der Stadt wirklich Fuß zu fassen (Wolfe [Übers.], Radical 90).
-Die Wendung meint eigentlich, einen festen Stand für die Füße erlangen, was z. B. eine wichtige Voraussetzung für einen Kampf ist.
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auf dem Fuß[e] folgen: sofort nach etwas geschehen, unmittelbar folgen: Die Strafe folgte auf dem Fuße.
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auf eigenen Füßen/Beinen stehen: wirtschaftlich unabhängig sein: Sein Onkel war daran interessiert, daß er endlich auf eigenen Füßen stand. Der »Widerstand« gehörte zu den ganz seltenen deutschen Zeitschriften, die von keiner Organisation ... subventioniert werden; er stand völlig auf eigenen Beinen (Niekisch, Leben 141).
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auf festen Füßen stehen: eine sichere Grundlage haben: Diese Theorie steht nicht auf festen Füßen.
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auf freiem Fuß sein; sich auf freiem Fuß befinden: in Freiheit sein, nicht inhaftiert sein: Wie verlautet, soll der Mörder noch auf freiem Fuß sein. Sie glaubten, ich befände mich auf freiem Fuß, da mein Begleiter in Zivil ging (Niekisch, Leben 84).
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auf großem Fuß leben: aufwendig leben: Er hatte nicht schlecht Lust, auch einmal auf großem Fuß zu leben.
-Die Wendung hat denselben Ursprung wie »auf freundschaftlichem/gespanntem/vertrautem Fuß stehen« (s. oben). Der Bezug auf die Größe der Schnabelschuhe in der mittelalterlichen Mode, dem man öfter begegnen kann, ist nichts als eine nette erfundene Geschichte.
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auf schwachen/schwankenden/tönernen/wackligen (ugs.) Füßen stehen: nicht sicher sein, keine sichere Grundlage haben: ... was ich erfuhr, bestärkte mich in der Ansicht, daß das Dritte Reich auf sehr schwachen Füßen stehe (Niekisch, Leben 302). Die Beweisführung des Staatsanwalts steht auf schwankenden Füßen. Der überstürzt abgeschlossene Pakt stand auf tönernen Füßen.
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die Füße unter jmds. Tisch strecken (ugs.): noch von jmdm. ernährt, unterhalten werden: Er ist schon über dreißig und streckt noch immer die Füße unter seines Vaters Tisch.
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gut/schlecht zu Fuß sein: gut/schlecht gehen können: Für ihr Alter ist sie noch gut zu Fuß. Ich sehe, Sie sind nicht gut zu Fuß, bitte lassen Sie mich noch etwas allein durch den Garten gehen (Zwerenz, Erde 9).
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immer [wieder] auf die Füße/Beine fallen (ugs.): aus allen Schwierigkeiten ohne Schaden hervorgehen: Er war schon ein toller Bursche, auch in Kriegsgefangenschaft fiel er immer wieder auf die Füße. Mit dem Jungen können Sie machen, was Sie wollen, der fällt immer auf die Beine (Döblin, Berlin 355).
-Die Wendung bezieht sich auf die Fähigkeit einer Katze, immer mit den Füßen zuerst auf den Boden zu kommen, selbst wenn sie herumgewirbelt und in die Luft geschleudert wird.
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jmdm. auf den Fuß/auf die Füße treten (ugs.): 1. jmdn. kränken, beleidigen: Wer ist dir denn auf die Füße getreten? 2. (veraltend) jmdn. zurechtweisen: Der Chefarzt hielt es für angebracht, der selbstgefälligen Operationsschwester einmal anständig auf den Fuß zu treten. Sie tritt auch gern mal jemandem auf die Füße. So machte sie Minister Ehmke ... darauf aufmerksam, daß sein Brief an sie ... überfrankiert war (Hörzu 47, 1971, 59).
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jmdm. den Fuß in/auf den Nacken setzen (geh.): jmdn. seine Macht fühlen lassen: Der Sultan hatte den Führern der Bergstämme den Fuß auf den Nacken gesetzt. ... indem er diesen Luxus ... hinaustrage und dort kühnlich aufrechterhalte, setzte der Mensch gleichsam den Elementen den Fuß auf den Nacken (Th. Mann, Zauberberg 495).
-Die Wendung nimmt auf das schon in der Bibel belegte Ritual Bezug, daß der Sieger zum Zeichen des Sieges und der völligen Unterwerfung dem Besiegten den Fuß auf den Nacken setzte.
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jmdm. den Kram/Krempel/Laden vor die Füße werfen/schmeißen (ugs.): eine Arbeit nicht weiterführen: Wenn Sie dauernd herummeckern, werfe ich Ihnen den Krempel vor die Füße.
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jmdm. etwas zu Füßen legen (geh.): jmdm. etwas aus Verehrung überreichen, schenken: Er hatte versprochen, ihr eine Welt zu Füßen zu legen. Ein Bewunderer Ihrer Schönheit erlaubt sich, Ihnen diese Rosen zu Füßen zu legen (Remarque, Obelisk 68). ... ich war bereit, ihr alles zu opfern und zu Füßen zu legen, ohne doch im mindesten in sie verliebt zu sein (Hesse, Steppenwolf 110).
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jmdm. vor die Füße laufen (ugs.): jmdm. zufällig begegnen: Als ich gestern in der Stadt war, lief mir plötzlich mein alter Schulfreund Willi vor die Füße.
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jmdm. zu Füßen liegen: jmdn. sehr verehren: In der Stummfilmzeit haben ihr Millionen zu Füßen gelegen. Vor allem die weiblichen Studenten lagen ihm zu Füßen. Ich hätte reich und angesehen sein können, ... der König von Rumänien hätte mir damals zu Füßen gelegen (Brand, Gangster 11).
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jmdn. auf freiem Fuß [be]lassen: jmdn. nicht inhaftieren: Die Polizei entschloß sich, die beiden kleinen Ganoven auf freien Fuß zu belassen.
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jmdn. auf freien Fuß setzen: jmdn. freilassen: Erst nach vierzehn Jahren wurden die Teilnehmer an dem Putsch auf freien Fuß gesetzt. Die Polizei mußte den Ganoven wieder auf freien Fuß setzen. Gegen eine Kaution von 64000 Mark wurde Akers wieder auf freien Fuß gesetzt (DM 5, 1966, 4).
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jmdn., etwas mit Füßen treten: jmdn., etwas mißachten: Die Generäle haben die Verfassung mit Füßen getreten. Sie hat ihr Glück mit Füßen getreten. Nur hier, in ihrem eigenen Land, werden sie (= Feininger, Hofer, Nolde u. Klee) beschimpft und mit Füßen getreten (Erh. Kästner, Zeltbuch 11).
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kalte Füße bekommen/kriegen (ugs.): ein Vorhaben aufgeben, weil man Bedenken hat, weil man Angst bekommen hat: Was ist los, hast du kalte Füße bekommen? ... da bekam der 19jährige kalte Füße. Er ging noch am gleichen Abend zur Polizei und schilderte den Sachverhalt (MM 5. 2. 1974, 15). Doch plötzlich bekamen die Verantwortlichen »kalte Füße« - und der Altcharmeur ließ den Taktstock unberührt (Hörzu 49, 1973, 12).
-Die Wendung nimmt darauf Bezug, daß man gewöhnlich nach Hause geht, wenn man kalte Füße bekommt. Man wartet nicht länger, setzt einen Spaziergang o. dgl. nicht fort, um sich nicht zu erkälten.
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mit beiden Füßen [fest] auf der Erde/im Leben stehen: die Dinge realistisch sehen; lebenstüchtig sein: Die Vereine müssen mit beiden Füßen [fest] auf der Erde stehen, um mit den schwindenden Zuschauerzahlen fertig zu werden. Ich bin nun einmal ein Typ, der mit beiden Füßen auf der Erde steht (Frisch, Homo 66).
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mit einem Fuß im Gefängnis stehen (ugs.): in Gefahr sein, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen: Schon als Jugendlicher stand er ständig mit einem Fuß im Gefängnis.
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mit einem Fuß im Grabe stehen: dem Tod sehr nahe sein: Der Altbauer stand schon mit einem Fuß im Grabe. Ich stehe mit einem Fuß im Grabe, mir bleibt nur eine kurze Frist (Th. Mann, Buddenbrooks 514).
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mit jmdm. auf freundschaftlichem/gespanntem/vertrautem o. ä. Fuß stehen: mit jmdm. ein freundschaftliches, gespanntes, vertrautes o. ä. Verhältnis haben: Er stand mit allen Mitarbeitern im Labor auf freundschaftlichem Fuß. Die Mutter litt darunter, daß ihre beiden Töchter auf gespanntem Fuß standen. Seltsame Männer in schmutzigen Regenmänteln ... stehen mit diesen Tauben auf einem ganz besonders vertrauten Fuße (Sieburg, Blick 181).
-Die Wendung knüpft an die früher übliche Verwendung von »Fuß« im Sinne von »Stand, Zustand; Grundlage; Maß« an, an die sich auch Zusammensetzungen wie »Kriegsfuß, Duzfuß, Zinsfuß« anschließen. Für diese Verwendungsweise ist vom Verblassen der konkreten Bedeutung »Fuß« in Verbindung mit bestimmten Verben auszugehen.
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seinen Fuß irgendwohin setzen: sich irgendwohin begeben: Er schwor, nie mehr einen Fuß über die Schwelle dieses Hauses zu setzen. Italia war eben dabei, dem Apotheker zu schwören, daß sie keinen Fuß in die Unterpräfektur setzen würde (H. Mann, Stadt 238).
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sich auf eigene Füße stellen: sich selbständig, unabhängig machen: Sie war jetzt Ende Zwanzig und wollte sich endlich auf eigene Füße stellen.
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sich die Füße nach etwas ablaufen/wund laufen (ugs.): viele Gänge machen, um etwas zu bekommen, zu erreichen: Er war völlig fertig, denn er hatte sich den ganzen Tag nach dieser blöden Bescheinigung die Füße abgelaufen.
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sich die Füße vertreten (ugs.): sich Bewegung verschaffen: Nach dieser Marathonsitzung möchte ich mir erst etwas die Füße vertreten. Manche der Burschen ... schlenderten, um sich die Füße zu vertreten, zu zweien und dreien die Trampelpfade (Gaiser, Jagd 34). So lasse ich denn das Bier, auf das ich mich gespitzt hatte, und wir vertreten uns die Füße (Nossack, Begegnung 418).
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sich kalte Füße holen (ugs.): einen Mißerfolg haben: Noch mit jedem deiner ehrgeizigen Projekte hast du dir letzten Endes kalte Füße geholt.
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sich selbst auf den Füßen stehen (ugs.): sich selbst behindern: Er gehört zu den unglücklichen Menschen, die nie Erfolg haben, weil sie sich immer selbst auf den Füßen stehen.
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stehenden Fußes (geh.): sofort: Als er seine erste Frau erblickte, verließ er stehenden Fußes das Fest. Es war kein Zweifel, daß Beaujean in seinem Haß ... stehenden Fußes ans Innenministerium ... Bericht erstattet hätte (Maass, Gouffé 230). ... des Äußersten gewärtig, begab ich mich stehenden Fußes in meines Vaters Zimmer (Th. Mann, Krull 70).
-Dieser Ausdruck (wohl eine Lehnübersetzung von lat. »stante pede«) stammt aus der alten Rechtssprache. Gegen ein Urteil mußte man stehenden Fußes vor den Gerichtsschranken Einspruch einlegen, sonst wurde das Urteil rechtskräftig.
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zu Fuß: 1. durch Gehen: Wir sind zu Fuß gekommen, weil das Auto kaputt ist. Bei den ungünstigen Bahnverbindungen kann man auch gleich zu Fuß gehen. Ich schloß den Wagen ab und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Tesch (Bieler, Bonifaz 226). 2. (ugs.): mit der Hand zugereicht: Wo ist denn jetzt wieder die Vorlegezange? - Ach geben Sie mir das Brot doch einfach zu Fuß!
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mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden sein.
jmdm. den [ganzen] Bettel vor die Füße werfen/schmeißen.
festen Boden unter die Füße bekommen/kriegen.
jmdm. den Boden unter den Füßen wegziehen.
den Boden unter den Füßen verlieren.
jmdm. brennt der Boden unter den Füßen.
jmdm. wird der Boden unter den Füßen zu heiß.
festen Boden/Grund unter den Füßen haben. Boden, Grund.
Gewehr bei Fuß stehen.
Hand und Fuß haben.
mit Händen und Füßen reden.
sich mit Händen und Füßen gegen etwas wehren/sträuben.
jmdm. den Handschuh vor die Füße werfen.
ein Koloß auf tönernen Füßen.
von Kopf bis Fuß.
was man nicht im Kopf hat, muß man in den Füßen haben.
wie eingeschlafene Füße schmecken.
den Staub von den Füßen schütteln.
jmdm. wankt der Boden unter den Füßen.
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