Duden - Redewendungen
Bein
Beine bekommen/kriegen (ugs.): verschwinden, gestohlen werden: Wenn du in der Badeanstalt nicht aufpaßt, bekommen deine Sachen Beine. In der nächsten Zeit drückten wir uns ... immer an den Weihnachtsbaumverkaufsständen herum. Baum auf Baum bekam Beine ... aber wir hatten noch immer keinen (Schnurre, Bart 53).————————
auf den Beinen sein (ugs.): in Bewegung, unterwegs sein: Als Vertreter ist er viel auf den Beinen. Sein Vater, der Tischlermeister, hatte geschwollene Füße, weil er den ganzen Tag über auf den Beinen hatte sein müssen (Grass, Hundejahre 378). Ganz Constantinopel war auf den Beinen, um dem vergötterten General zuzujubeln (Thieß, Reich 589).
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auf einem Bein kann man nicht stehen! (ugs.; scherzh.): Aufforderung, ein zweites Glas zu trinken.
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auf schwachen Beinen stehen: nicht sicher, nicht gut begründet sein: Seine Argumente stehen auf schwachen Beinen. Die Wirtschaftspolitik der Regierung steht auf schwachen Beinen. Das zeigt doch jedem Einsichtigen, das heißt jedem, der keine Zeitung liest, auf welch jämmerlich schwachen Beinen die Anklage steht (Brecht, Groschen 250).
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das Bein heben: (vom männlichen Hund gesagt) Wasser lassen: Fiffi muß an jeder Ecke das Bein heben.
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die Beine breit machen (ugs.): sich [als Frau] zum Geschlechtsverkehr bereit finden: Wenn er in Stimmung ist, hat sie natürlich sofort die Beine breit zu machen. Weil ich keine Lust mehr hatte, die Beine breit zu machen, bin ich kriminell geworden (Spiegel 44, 1989, 102).
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die Beine in die Hand/unter den Arm nehmen (ugs.): 1. sich beeilen: Wenn wir die Beine unter den Arm nehmen, schaffen wir vielleicht noch den Zug. 2. schnell weglaufen: Die Jungen klingelten Sturm und nahmen dann die Beine in die Hand.
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die Beine unter jmds. Tisch strecken (ugs.): von jmdm. finanziell abhängig sein, sich von jmdm. ernähren lassen: Mein Freund arbeitet nicht. Der streckt immer noch die Beine unter seines Vaters Tisch. Vier Jahre hat dieser Bursche die Beine unter seinen Tisch gestreckt, und dann ist er mit seiner Frau durchgebrannt.
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ein langes Bein machen (Fußball): den ballführenden Gegner durch einen Spreiz- oder Grätschschritt vom Ball zu trennen suchen: Der Bayernspieler machte ein langes Bein und klärte zur Ecke.
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ein/das Bein stehen lassen (Fußball): sein Bein so stellen, daß der [den Ball führende] Gegner darüber fällt: Es gab einen Freistoß, weil der Verteidiger das Bein hatte stehen lassen.
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etwas ans Bein binden (ugs.): etwas drangeben, einbüßen: Das ist ein ganz teures Lokal, da muß man für einen Abend mindestens 50 Mark ans Bein binden. Das Geld, das ich meinem Freund gepumpt habe, kann ich [mir] wohl ans Bein binden. Freiwillige VP-Helfer geehrt ... Sie haben viele Stunden Freizeit ans Bein gebunden, manche ... tun das schon seit ... Jahrzehnten (NNN 26. 9. 1987, 1).
-Die Wendung meint eigentlich, daß man etwas, was man sich ans Bein - früher auch: unters Knie - bindet, nicht bis zum Herzen dringen kann, daß man sich also etwas nicht zu Herzen gehen läßt und es leicht verschmerzt.
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etwas auf die Beine stellen/bringen (ugs.): etwas in bewundernswerter, erstaunlicher Weise zustande bringen: Der Trainer hat in wenigen Monaten wieder eine Klassemannschaft auf die Beine gestellt. Ich weiß bis heute nicht, wie er diese Tankerflotte auf die Beine gestellt hat. Bedenke, unter welchen Umständen er handelt, was er alles gegen sich auf die Beine bringt (H. Mann, Unrat 93).
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etwas noch am Bein haben (ugs.): etwas noch bezahlen müssen, als Verpflichtung haben: Wir können in diesem Sommer nicht verreisen, wir haben noch die Kosten für die Renovierung am Bein.
-Vgl. die folgende Wendung.
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in die Beine gehen (ugs.): 1. die Beine schwerer machen, das [Auf]stehen und Gehen erschweren: Schon nach dem zweiten Glas Johannisbeerwein spürten wir, wie das Gebräu in die Beine ging. 2. einen Rhythmus haben, der zum Bewegen, zum Tanzen reizt: Die Band spielte einen Rock 'n' Roll, der allen in die Beine ging. ... wenn Swing oder Charleston den Gästen in die Beine gehen, ist das für ihn eine emotionale Bestätigung (Zivildienst 10, 1986, 33). Nicht mehr ganz fit ... bei der Musik? Hören Sie mal hin, geht das nicht in die Beine? (Hörzu 51, 1970, 53).
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jmdm. [lange] Beine machen (ugs.): 1. jmdn. fortjagen: Wenn ihr hier die Leute im Lokal anpöbelt, werde ich euch Beine machen. 2. jmdn. antreiben, sich schneller zu bewegen: Sie müssen den Männern lange Beine machen, die schlafen ja gleich ein beim Verladen. »Abführen den Mann«, schrie der Obergruppenführer. »Und macht ihm ein bißchen Beine, Kerls!« (Fallada, Jeder 240).
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jmdm. auf die Beine helfen/jmdn. [wieder] auf die Beine bringen (ugs.): jmdn. wieder aufrichten, ihm helfen, eine Schwäche o. dgl. zu überwinden: Wir brauchen mindestens 100000 Mark, um der Firma auf die Beine zu helfen. Mein Bekannter ist ein guter Arzt; der wird Sie schon wieder auf die Beine bringen. Europa ist kaum mehr auf die Beine zu helfen, sein Niedergang und sein Abstieg scheinen unaufhaltsam zu sein (Niekisch, Leben 148). Wir sind die einzigen, die eine Idee haben. Wir werden auch die Franzosen wieder auf die Beine bringen (Kuby, Sieg 336).
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jmdm. ein Bein stellen: 1. jmdn. mit Hilfe des Beines zu Fall bringen, sich jmdm. so in den Weg stellen, daß er stolpert oder fällt: Ich trete zur Seite, stelle ihm ein Bein, und er schlägt mit einem dumpfen Aufschlag aufs neue gegen den Obelisken (Remarque, Obelisk 315). Wenn ich erwischt werde, hau' ich ab, und du stellst denen, die mir nachlaufen, ein Bein (Roehler, Würde 55). 2. (ugs.) jmdm. durch eine bestimmte Handlung Schaden zufügen, jmdn. hereinlegen: Er versuchte, als sein Freund befördert werden sollte, ihm ein Bein zu stellen. Wenn Sie nicht aufpassen, stolpern Sie ... über ein Bein, das Ihnen ein ... Kollege gestellt hat (Erné, Fahrgäste 317).
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jmdm. in die Beine fahren: jmdn. zutiefst erschrecken: Die Nachricht vom Absturz der Maschine war uns in die Beine gefahren. Die Aufregung über den verunglückten Tag war ihr in die Beine gefahren (Ossowski, Liebe ist 66).
-In dieser Wendung steht »Bein« in der sonst weitgehend veralteten Bedeutung von »Gebein, Knochen«.
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jmdm., sich etwas ans Bein binden (ugs.): jmdm., sich etwas aufbürden: Jetzt will man ihr auch noch die Materialausgabe ans Bein binden. Ich habe nicht geahnt, was ich mir mit der Vereinsarbeit da ans Bein binde.
-Wie die Wendungen »einen Klotz am Bein haben« und »jmdm., sich einen Klotz ans Bein binden« nehmen auch diese Wendungen darauf Bezug, daß dem Vieh auf nicht eingezäunter Weide die Vorderbeine zusammengebunden werden und ein Holzklotz an die Beine gebunden wird, um es in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken. Auch Gefangene schmiedete man früher an einen Klotz, um ihnen die Bewegungsfreiheit zu nehmen.
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jmdn. auf die Beine bringen (ugs.): jmdn. zur Teilnahme an einer Veranstaltung o. ä. veranlassen: Wie bringen wir die Massen auf die Beine? Immerhin werden wir für die Demo noch ein paar hundert Leute auf die Beine bringen können.
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jüngere Beine haben (ugs.): besser als ein Älterer laufen oder stehen können: Kannst du das nicht erledigen? Du hast doch jüngere Beine.
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kein Bein auf die Erde kriegen (ugs.): nicht zum Zuge kommen: Gegen den Pokalverteidiger kriegt unsere Mannschaft kein Bein auf die Erde. Bei den Landtagswahlen haben die Radikalen kein Bein auf die Erde gekriegt. Chemie würde heute verlieren, gegen den technisch hervorragenden Club bekäme Chemie kein Bein auf die Erde (Loest, Pistole 200).
-Die Wendung stammt wahrscheinlich aus der Ringersprache und meint eigentlich, daß jemand ständig ausgehoben und geworfen wird.
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kein Bein! (ugs.): überhaupt nicht, keine Spur: Ich kann gar nicht singen, kein Bein!
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mit beiden Beinen/Füßen [fest] auf der Erde/im Leben stehen: die Dinge realistisch sehen, lebenstüchtig sein: Wenn man Erfolg haben will, muß man mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen. Der Intuitionstyp ... steht oft nicht mit beiden Beinen auf der Erde (Ruthe, Partnerwahl 157). Sie blieb mit beiden Beinen auf der Erde und verpulverte ihr Geld nicht sinnlos (Hörzu 14, 1972, 112).
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mit einem Bein im Gefängnis stehen (ugs.): in Gefahr sein, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen: Die Sache ist mir zu gefährlich, da steht man ja mit einem Bein im Gefängnis.
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mit einem Bein im Grabe stehen (ugs.): dem Tod sehr nahe sein: Du siehst aus, als würdest du schon mit einem Bein im Grabe stehen.
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mit einem Bein in etwas stehen (ugs.): etwas fast oder sehr wahrscheinlich erreicht haben: Nach dem hohen Auswärtssieg stehen die Kölner mit einem Bein im Halbfinale. Sie hatte sich gründlich geirrt, als sie glaubte, schon mit einem Bein in der Direktionsetage zu stehen. Er steht bereits mit einem Bein in der Nationalliga A (Nordschweiz 74, 29. 3. 1985, 24).
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schwach auf den Beinen sein: 1. durch Krankheit o. ä. geschwächt sein: Die Infektion ist überwunden, aber sie ist immer noch recht schwach auf den Beinen. Sie hatte vor, nach Sonthofen zu kommen, kam aber nicht weit. Sie war noch recht schwach auf den Beinen (Brecht, Geschichten 154). 2. (ugs.) nicht bewiesen, ungesichert sein: Die grundlegende These des Aufsatzes ist ziemlich schwach auf den Beinen.
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sich auf die Beine machen (ugs.): [schnell] weggehen: Wenn wir zu Hause sein wollen, bevor es dunkel wird, müssen wir uns auf die Beine machen.
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sich die Beine abstehen (ugs.): lange stehen und warten: Ich habe mir nach den Eintrittskarten die Beine abgestanden.
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sich die Beine aus dem Leib rennen (ugs.): mit aller Kraft [bis zur Erschöpfung] rennen: Jeden Morgen sind wir deinetwegen zu spät dran, jeden Morgen müssen wir uns die Beine aus dem Leib rennen, um die Bahn noch zu erreichen!
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sich die Beine in den Leib/in den Bauch stehen (ugs.): sehr lange stehen und warten: Drei Stunden habe ich mir nach den Eintrittskarten die Beine in den Bauch gestanden. Im Heidelberger Kunstverein kann sich ... der geneigte Besucher die Beine in den Bauch stehen (MM 21./22. 7. 1979, 68). So thront sie nun ... auf dem mobilen Untersatz und braucht sich nicht mehr die Beine in den Bauch zu stehen (Hörzu 27, 1976, 15).
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sich die Beine nach etwas ablaufen (ugs.): viele Gänge machen, um etwas zu finden, zu erledigen: Nach diesem Berechtigungsschein habe ich mir die Beine abgelaufen.
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sich die Beine vertreten (ugs.): nach langem Sitzen etwas spazierengehen: Ich habe mir im Garten ein bißchen die Beine vertreten. Moosbrugger stand auf, vertrat sich die Beine und gähnte (Musil, Mann 1480). Wir vertraten uns vor der Riesenflugzeughalle zunächst einmal die Beine und stellten fest, daß die Luft hier auch nicht besser war als in Manhattan (Cotton, Silver-Jet 29).
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sich kein Bein ausreißen (ugs.): sich nicht sonderlich anstrengen: Keiner der Spieler hat sich heute ein Bein ausgerissen. ... schließlich hat son Beamter ooch bloß zwee Beene, und für die paar Pimperlinge, die die verdienen, reißen sie sich ooch keen Bein aus (Döblin, Berlin 315). Nach Eds Meinung kann ihm überhaupt nur bei Dreharbeiten etwas passieren. Denn zu Haus, im Londoner Vorort Hampton Court, reißt er sich kein Bein aus (Hörzu 29, 1971, 27).
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sich nicht mehr/kaum noch auf den Beinen halten können: vor Müdigkeit, Schwäche o. ä. nicht mehr/kaum noch stehen od. gehen können: Der alte Mann konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, aber niemand bot ihm einen Stuhl an.
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von einem Bein aufs andere treten: als Ausdruck ungeduldigen Wartens oder von Nervosität ständig das Standbein wechseln: Siehst du den Mann mit dem Blumenstrauß, der dauernd von einem Bein aufs andre tritt? Der wird bald gemerkt haben, daß meine Schwester ihn versetzt hat!
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wieder auf den Beinen sein (ugs.): wieder gesund sein: Die Operation ist glatt verlaufen, in ein paar Tagen sind Sie wieder auf den Beinen. Wenn sich die Lage weiter stabilisiert, ist unsere Wirtschaft bald wieder auf den Beinen. Sobald ich wieder auf den Beinen bin, muß ich zum Zahnarzt (Frisch, Homo 244).
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wieder auf die Beine kommen (ugs.): wieder gesund werden, gesunden: Laß den Kopf nicht hängen, du kommst schon wieder auf die Beine. Unser Export muß erst wieder auf die Beine kommen.
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alles, was Beine hat.
mit dem linken Bein zuerst aufgestanden sein.
keiner Fliege ein Bein ausreißen können.
Stein und Bein frieren.
auf eigenen Beinen/Füßen stehen.
immer [wieder] auf die Beine/Füße fallen.
einen Klotz am Bein haben.
jmdm. ein Klotz am Bein sein.
jmdm., sich einen Klotz ans Bein binden.
jmdm. Knüppel/einen Knüppel zwischen die Beine werfen.
was man nicht im Kopf hat, [das] muß man in den Beinen haben.
und wenn du dich auf den Kopf stellst und mit den Beinen wackelst.
Lügen haben kurze Beine.
jmdm. durch Mark und Bein dringen/gehen.
Pudding in den Beinen haben.
Stein und Bein schwören.
der [Klapper]storch beißt jmdn. ins Bein.
den Weg zwischen die Beine nehmen.
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