Duden - Redewendungen
Bart
[so] einen Bart haben (ugs.): altbekannt sein: Dieser Witz hat aber wirklich so einen Bart! Sehn Sie, diese Masche hat doch schon 'nen Bart (Bamm, Weltlaterne 73). Immer nur nackte Frauen - das hat ja schon so'n Bart! (Hörzu 39, 1971, 59).-Die Wendung, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufkam, beruht darauf, daß der Vollbart, als er im Wechsel der Bartmode außer Gebrauch kam und nur noch von alten Männern getragen wurde, zum Sinnbild des Alten und Rückständigen wurde.
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bei seinem Barte/beim Barte des Propheten schwören (ugs.): feierlich beteuern: Er schwor bei seinem Barte, daß er den Mann noch nie gesehen hatte. ... hier kann unbedenklich beim Barte des Propheten geschworen werden (Bergengruen, Rittmeisterin 211).
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beim Barte des Propheten! (ugs.): Beteuerungsformel: Beim Barte des Propheten, ich habe den Wagen für fünfhundert Mark gekauft.
-Mit dem Propheten ist wahrscheinlich Mohammed gemeint. Mohammedanischer Brauch war es, beim Schwören den Bart zu berühren.
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einen Bart mit Dauerwellen haben (ugs.; scherzh.): längst bekannt, völlig überholt sein: Was der Redner uns da auftischt, hat einen Bart mit Dauerwellen. Deine angeblich so neuen Ideen haben alle einen Bart mit Dauerwellen.
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etwas in seinen Bart brummen/murmeln (ugs.): etwas leise und undeutlich sagen, vor sich hin reden: Was murmelst du in deinen Bart? Du willst nicht mehr mitmachen? Aber vielleicht hat er doch manches in seinen Bart hineingebrummt, hm, wer weiß? (Andres, Liebesschaukel 34).
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jetzt ist der Bart [aber] ab! (ugs.): nun ist Schluß!; nun ist's aber genug!: Eine Stunde lang habe ich mir das Gequatsche angehört, jetzt ist der Bart [aber] ab!
-Der Ursprung der Redensart ist nicht sicher geklärt. Sie kann Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommen sein, als auf den Vollbart Wilhelms I. und Friedrichs III. der Schnurrbart Wilhelms II. folgte; sie kann aber auch ursprünglich den abgebrochenen Bart des Schlüssels gemeint haben.
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jmdn. um den Bart gehen/streichen: jmdm. schmeicheln: Seine Frau versteht es, ihm um den Bart zu gehen. Sieh dir mal an, wie der dem Chef um den Bart geht. Denn Macht wurde ja von oben verliehen, nicht „unten“ gesucht und erworben, indem man dem Volk um den Bart ging (Dönhoff, Ära 42).
-Die Wendung meint eigentlich »mit der Hand um den Bart gehen«, den Bart (als Manneswürde) liebevoll streicheln.
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sich den Bart kratzen (ugs.): sich rasieren: Lieber einmal im Jahr gebären, als sich Tag für Tag den Bart kratzen zu müssen.
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streiten/das ist ein Streit um des Kaisers Bart (ugs.): um etwas Belangloses streiten/das ist überflüssiger Streit um Nichtigkeiten: Die beiden streiten mal wieder um des Kaisers Bart. Ob der Treibstoff ausgereicht oder nicht ausgereicht hätte, das ist doch ein Streit um des Kaisers Bart.
-Des »Kaisers Bart« ist vermutlich entstellt und umgedeutet aus »Geiß[en]haar« (= Ziegenhaar), vgl. die lateinische Redensart »de lana caprina rixari«, eigentlich »um Ziegenwolle, d. h. um nichts, streiten«. Die Wendung wurde dann auf die Streitereien von Gelehrten bezogen, in denen es darum ging, ob bestimmte deutsche Kaiser einen Bart getragen hatten oder nicht, vgl. auch die Scherzfrage, ob Kaiser Barbarossas roter Bart inzwischen weiß geworden sei.
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jmdm. Honig um den Bart schmieren.
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