Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Weide
Weide1 Sf "Baum" std. (9. Jh. ), mhd. wīde, ahd. wīda, mndd. wide, mndl. wijd, wijt Stammwort. Aus g. * wīþja/ō m./f. "Weide", auch in anord. víđir m. , ae. wīþig m. ; vielleicht ist eine ältere Form * wīþw-, da die außergermanischen Sprachen mehrfach auf einen solchen Lautstand weisen. Die Weide heißt ersichtlich nach ihren biegsamen, zum Flechten gut geeigneten Zweigen; letztlich liegt den Bezeichnungen ig. * weiə- "winden, flechten" zugrunde (l. viēre usw. ). In welchem Umfang für die einzelsprachlichen Bezeichnungen aber gemeinsame Vorformen oder parallele Bezeichnungen vorauszusetzen sind, läßt sich kaum sagen. Vergleichbar sind (*wiət-u-): gr. ītéa, apreuß. witwan n. , lett. vîtuõls (lit. žilvìtis m. "Grauweide"), ähnlich russ. vetlá. Ferner als "Weidenzweig, Rute", auch "Ranken u.ä. " ai. vetasá- m. "Rotang", avest. vaētaii- "Weidengerte", l. vītis "Ranke, Rebe", kymr. gwden "Weidenzweig", lit. vytìs "Rute, Gerte", akslav. větvĭ "Zweig, Rute".   Ebenso ne. withy, nschw. vide, nisl. víđir; "Weiderich", "Wiede".
Frings, Th. SSAWL 108,V (1963). west- und nordgermanisch iz.
Weide2 Sf "Grasland" std. (9. Jh. ), mhd. weid(e), ahd. weida, as. weiđa Stammwort. Herkunft unklar; Zusammenhang mit der unter "Weidmann" dargestellten Sippe nicht wahrscheinlich. Semantisch entspricht am ehesten avest. vāstarm "Hirt", avest. vāstra- n. "Weide", die aber lautlich abweichen. Vgl. noch die Bedeutung "Speise" in hd. (dial. ) Weidedarm "Mastdarm" und jägersprachliches Weidloch "After". Verb: weiden.
   Ebenso nndl. weide. deutsch d.
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