Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Weib
Weib Sn std. (8. Jh. ), mhd. wīp, wīb, ahd. wīb, as. wīf Stammwort. Aus g. * weiba- n. "Weib", auch in anord. víf (arch. ), ae. wīf, afr. wīf. Die Erklärung des etymologisch ganz unklaren Wortes hat davon auszugehen, daß das neutrale Genus ausreichend begründet werden muß. Deshalb kommt eine Täterbezeichnung o.ä. nicht in Frage. Desgleichen ist bei dem Nebeneinander der Bedeutungen "Ehefrau" und "erwachsene Frau", allenfalls noch "Frau, die schon Geschlechtsverkehr gehabt hat", jeweils in striktem Gegensatz zu "Jungfrau", eine Ausgangsbedeutung "Ehefrau" oder gar "Braut" ganz und gar unwahrscheinlich. Das Wort tritt im Gotischen nicht auf, ist im Nordischen poetisch (also ein Relikt) und steht in den westgermanischen Sprachen neben dem alten ig. * gwenā, g. * kwenō in gt. qino, anord. kona f. , ae. cwēn(e) f. , as. ahd. quena f. , das im Deutschen zurückgedrängt wird. Unter diesen Umständen sind die Verhältnisse des Altenglischen besonders interessant: Dort werden bei ausdrücklicher Bezeichnung der Geschlechter wǣpen-mann m. oder wǣpned-mann m. und wīf-mann m. (zu mann im Sinne von "Mensch") unterschieden. Ae. wǣpen bedeutet "Waffe", ist aber auch ein normales Hüllwort für das männliche Geschlechtsglied; und es wäre nicht ausgeschlossen, daß auch wīf auf eine unmittelbare oder verhüllende Bezeichnung für "Mutterleib" zurückginge. Immerhin läßt sich verweisen auf die baltisch-slavische Sippe von lit. vaĩkas m. "Kind, Tierjunges" (lit. vaikìnga "trächtig", lit. vaikúotis "Junge werfen"), akslav. člověkĭ m. "Mensch" (vermutlich zu akslav. čeljadĭ f. "Familie, Gesinde", also "Sproß, Nachkomme der Familie" ? ), die offenbar auf "Kind, Sproß" zurückführt, und solche Wörter gehen häufig mit "Mutterleib" zusammen. Formal ließen sich die Wörter unter dem Ansatz von ig. * weikw- miteinander verknüpfen; sonst könnten verschiedene Erweiterungen der gleichen Grundlage vorliegen. Die entsprechende Erklärung von Schmidt/Strunk (zu toch. A kip, toch. B kwipe "Scham") ist weniger wahrscheinlich, weil der Übergang zu speziell "weibliches Geschlechtsteil" nicht erklärbar ist und der Übergang von ig. * ghw- zu g. * w- (vor auslautendem Labial) nicht ausreichend zu sichern ist. Adjektive: weibisch, weiblich.   Ebenso nndl. wijf, ne. wife, nschw. viv.
Pedersen, H. SN 14 (1942), 252-254;
Lindquist, A. MASO 5 (1943), 81f.;
Krogmann, W. IF 64 (1959), 136-145;
Szemerényi (1977), 79-82;
Wittmann (1982), 120-131;
Maher (1986), 74f.;
Schmidt, K. T./Strunk, K. FS Meid (1989), 251-284;
Lockwood, W. B. Maal og Minne 1991, 25-28;
Röhrich 3 (1992), 1707f. west- und nordgermanisch
io.
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