Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
melden
melden Vsw std. (9. Jh. , meldari "Verräter" 8. Jh. ), mhd. melden, ahd. meldēn, meldōn, as. meldon Stammwort. Aus wg. * meld-ō- Vsw . "anzeigen, verraten, anklagen", auch in ae. meldian, afr. urmeldia. Ableitung zu wg. * meldō f. "Anzeige, Verrat" in ae. meld, ahd. melda. Die etymologischen Zusammenhänge sind heftig umstritten: Die eine Richtung schließt (seit Benveniste) an lit. me l̃sti "bitten, beten" (lit. maldà "Bitte") und eine einfachere Form ig. * mel- "bitten, rituelle Worte an die Gottheit richten" an, die andere (Fraenkel) verbindet das germanische Wort mit Wörtern für "lügen" auf einer Grundlage (ig. ) * mel- in air. mellaid "betrügt", lit. mãlas "Lüge", čech. mýlit "täuschen, irreführen", gr. méleos "vergeblich", vielleicht auch gr. blasphēméō "ich schmähe, lästere, verleumde", avest. mairiia- "betrügerisch", toch. A smale "Lüge". Heth. mald- "rezitieren, geloben" kann zu beiden gehören. Semantisch steht die germanische Sippe dem zweiten näher, doch besteht das Problem darin, daß das germanische Wort auch neutral "anzeigen, berichten" bedeuten kann, während das Vergleichsmaterial auf "Lüge" u.ä. festgelegt ist. Von hier aus gesehen ist der wahrscheinlichste Ausgangspunkt (ig. ) * melə- "kommen, erscheinen", kausativ "zeigen" in gr. blṓskō, Aorist moleĩn "gehen, kommen", serb. iz-mòlīti "vorzeigen", slov. molíti "hinstrecken, hinhalten". Dann wäre wg. * meldō (< ig. * melə-dh-ā) "das Zeigen, die Anzeige". Weitere Verknüpfungen sind möglich (z.B. von "Erscheinung" zu "Erdichtung" und damit Anschluß der oben als zweite genannten Gruppe), aber semantisch nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen. Abstraktum: Meldung; Nomen agentis: Melder; Präfigierung: vermelden. Ebenso nndl. melden.
✎ Benveniste, E. BSL 33 (1932), 133-135;
Fraenkel, E. REI 1 (1938), 420ff.;
Fraenkel 1 (1962), 430, 431-435;
Tischler (1983ff.) Lieferung 5/6 (1990), 109f.;
Fennel, B. A., Pugh, St. M. Welt der Slaven 35 (1990), 155-161. westgermanisch gw.
melden Vsw std. (9. Jh. , meldari "Verräter" 8. Jh. ), mhd. melden, ahd. meldēn, meldōn, as. meldon Stammwort. Aus wg. * meld-ō- Vsw . "anzeigen, verraten, anklagen", auch in ae. meldian, afr. urmeldia. Ableitung zu wg. * meldō f. "Anzeige, Verrat" in ae. meld, ahd. melda. Die etymologischen Zusammenhänge sind heftig umstritten: Die eine Richtung schließt (seit Benveniste) an lit. me l̃sti "bitten, beten" (lit. maldà "Bitte") und eine einfachere Form ig. * mel- "bitten, rituelle Worte an die Gottheit richten" an, die andere (Fraenkel) verbindet das germanische Wort mit Wörtern für "lügen" auf einer Grundlage (ig. ) * mel- in air. mellaid "betrügt", lit. mãlas "Lüge", čech. mýlit "täuschen, irreführen", gr. méleos "vergeblich", vielleicht auch gr. blasphēméō "ich schmähe, lästere, verleumde", avest. mairiia- "betrügerisch", toch. A smale "Lüge". Heth. mald- "rezitieren, geloben" kann zu beiden gehören. Semantisch steht die germanische Sippe dem zweiten näher, doch besteht das Problem darin, daß das germanische Wort auch neutral "anzeigen, berichten" bedeuten kann, während das Vergleichsmaterial auf "Lüge" u.ä. festgelegt ist. Von hier aus gesehen ist der wahrscheinlichste Ausgangspunkt (ig. ) * melə- "kommen, erscheinen", kausativ "zeigen" in gr. blṓskō, Aorist moleĩn "gehen, kommen", serb. iz-mòlīti "vorzeigen", slov. molíti "hinstrecken, hinhalten". Dann wäre wg. * meldō (< ig. * melə-dh-ā) "das Zeigen, die Anzeige". Weitere Verknüpfungen sind möglich (z.B. von "Erscheinung" zu "Erdichtung" und damit Anschluß der oben als zweite genannten Gruppe), aber semantisch nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen. Abstraktum: Meldung; Nomen agentis: Melder; Präfigierung: vermelden. Ebenso nndl. melden.
✎ Benveniste, E. BSL 33 (1932), 133-135;
Fraenkel, E. REI 1 (1938), 420ff.;
Fraenkel 1 (1962), 430, 431-435;
Tischler (1983ff.) Lieferung 5/6 (1990), 109f.;
Fennel, B. A., Pugh, St. M. Welt der Slaven 35 (1990), 155-161. westgermanisch gw.