Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Horn
Horn Sn std. (8. Jh. ), mhd. horn, ahd. horn, as. horn Stammwort. Aus g. * hurna- n. "Horn", auch in gt. haurn, anord. horn, ae. horn m. , afr. horn. Außergermanisch entspricht am genauesten (als u-Stamm) l. cornū "Horn, Spitze" (al. cornum), kelt. kárnon "Horn, Trompete" (Hesych), weiter dazu (mit morphologisch unklarem -g-) ai. śṛṅga- n. "Horn" (vermutlich verschiedene Weiterbildungen zu einem zugrundeliegenden n-Stamm). Auszugehen ist wohl von einem alten (ig. ) * (a)ḱer- "Spitze", zu dem auch ein altes Wort für "Kopf" (= "das an der Spitze") gehört (s. unter "Hirn"). Hörner aufsetzen: Ein Bezeichnungsmotiv für den betrogenen Ehemann ist der Vergleich mit einem verschnittenen Tier und die Bezeichnung als "gehörnt, hörnertragend u.ä. ". Die antike Bezeichnung (gr. kerasphóros usw. ) geht vielleicht auf das Wissen zurück, daß kastrierte Hirsche ihr Geweih nicht abwerfen (Aristoteles; Plinius Naturalis historia 8, 50/117). Zumindest in Deutschland ist das Bild neu interpretiert worden durch den Bezug auf die Hörner der Kapaune: Den Hähnen wurden bei der Kastrierung Kamm und Sporen abgeschnitten, damit sie nicht durch übermäßiges Wachstum das Tier behinderten und damit die Kapaune leichter von den Hähnen unterschieden werden konnten. Steckte man die abgeschnittenen Sporen in die Schnittwunde des Kamms, so wuchsen sie an und erreichten eine größere Länge als die normalen Sporen. Auf diese Praxis bezieht sich mit Sicherheit der Ausdruck Hörner aufsetzen (also eigentlich "zum Kapaun machen"). Zu allen Zeiten ist diese "sexuelle Abartigkeit" in der Bezeichnung aber vermischt worden mit ihrem Gegenteil, der Geilheit (z.B. im Griechischen durch die Vermischung mit dem Bild des geilen Bocks). Adjektive: hornig, "hürnen". Ebenso nndl. hoorn, ne. horn, nschw. horn, nisl. horn. Zur griechischen Verwandtschaft s. "Rhinozeros" und "Karat", zur lateinischen "Kornett"; "hürnen", "Rind".
✎ Seebold (1981), 161-165;
Nussbaum (1986);
Strunk, K. BGDSL-T 114 (1992), 204f.;
Relleke (1980), 41f., 57-64 (zum Musikinstrument);
Blok, A. in Nixdorf, H., Hauschild, Th. (Hrsg. ): Europäische Ethnologie (Berlin 1982), 165-183 (zu Hörner aufsetzen);
Kröll, H. FS Meier (1980), 293-308. indogermanisch iz.
Horn Sn std. (8. Jh. ), mhd. horn, ahd. horn, as. horn Stammwort. Aus g. * hurna- n. "Horn", auch in gt. haurn, anord. horn, ae. horn m. , afr. horn. Außergermanisch entspricht am genauesten (als u-Stamm) l. cornū "Horn, Spitze" (al. cornum), kelt. kárnon "Horn, Trompete" (Hesych), weiter dazu (mit morphologisch unklarem -g-) ai. śṛṅga- n. "Horn" (vermutlich verschiedene Weiterbildungen zu einem zugrundeliegenden n-Stamm). Auszugehen ist wohl von einem alten (ig. ) * (a)ḱer- "Spitze", zu dem auch ein altes Wort für "Kopf" (= "das an der Spitze") gehört (s. unter "Hirn"). Hörner aufsetzen: Ein Bezeichnungsmotiv für den betrogenen Ehemann ist der Vergleich mit einem verschnittenen Tier und die Bezeichnung als "gehörnt, hörnertragend u.ä. ". Die antike Bezeichnung (gr. kerasphóros usw. ) geht vielleicht auf das Wissen zurück, daß kastrierte Hirsche ihr Geweih nicht abwerfen (Aristoteles; Plinius Naturalis historia 8, 50/117). Zumindest in Deutschland ist das Bild neu interpretiert worden durch den Bezug auf die Hörner der Kapaune: Den Hähnen wurden bei der Kastrierung Kamm und Sporen abgeschnitten, damit sie nicht durch übermäßiges Wachstum das Tier behinderten und damit die Kapaune leichter von den Hähnen unterschieden werden konnten. Steckte man die abgeschnittenen Sporen in die Schnittwunde des Kamms, so wuchsen sie an und erreichten eine größere Länge als die normalen Sporen. Auf diese Praxis bezieht sich mit Sicherheit der Ausdruck Hörner aufsetzen (also eigentlich "zum Kapaun machen"). Zu allen Zeiten ist diese "sexuelle Abartigkeit" in der Bezeichnung aber vermischt worden mit ihrem Gegenteil, der Geilheit (z.B. im Griechischen durch die Vermischung mit dem Bild des geilen Bocks). Adjektive: hornig, "hürnen". Ebenso nndl. hoorn, ne. horn, nschw. horn, nisl. horn. Zur griechischen Verwandtschaft s. "Rhinozeros" und "Karat", zur lateinischen "Kornett"; "hürnen", "Rind".
✎ Seebold (1981), 161-165;
Nussbaum (1986);
Strunk, K. BGDSL-T 114 (1992), 204f.;
Relleke (1980), 41f., 57-64 (zum Musikinstrument);
Blok, A. in Nixdorf, H., Hauschild, Th. (Hrsg. ): Europäische Ethnologie (Berlin 1982), 165-183 (zu Hörner aufsetzen);
Kröll, H. FS Meier (1980), 293-308. indogermanisch iz.