Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
heil
heil (regional beschränkt) Adj std. (8. Jh. ), mhd. heil, ahd. heil, as. hēl Stammwort. Aus g. * haila- Adj. "heil, ganz, gesund", auch in gt. hails, anord. heill, ae. hāl, afr. hāl. Diesem am nächsten stehen akslav. cělŭ "gesund, ganz, unversehrt", apreuß. kailūstiskun (Akk. ) "Gesundheit" und vielleicht die Hesych-Glosse gr. koĩly. tò kalón ("das Gute" ? ). Anzusetzen wäre dann ig. (eur. ) * koilu- "gesund" (o.ä. ). Das Substantiv Heil ist nicht eine einfache Substantivierung und unter Umständen etymologisch gar nicht verwandt: Das Neutrum anord. heill, ae. hǣl, afr. hēl, as. hēl, ahd. heil "Vorzeichen" geht auf einen s-Stamm g. * hailaz n. zurück; daneben existierte ein gleichlautendes Femininum im Altnordischen und Altenglischen mit der Bedeutung "Heil, Segen, Glück". Die beiden haben sich nachträglich vermischt. Außergermanisch vergleicht sich mit diesem zunächst kymr. coel "Zeichen, Vorzeichen, Schicksal", auch "Glaube, Vertrauen", dann osk. kaila "Tempel" und vielleicht mit andersartiger Erweiterung (oder unregelmäßiger Lautveränderung ? ) l. caerimōnia "religiöse Handlung". Vgl. auch akslav. cělovati "begrüßen, (die Reliquien) küssen". Die Grundbedeutung wäre dann am ehesten "Zeichen" (zu ai. keta- "Zeichen"; "-heit", "heiter"), die Grundform wäre ig. * kai-, lautlich also mit der Vorform des Adjektivs nicht ohne weiteres zu vereinbaren. Ebenso nndl. heel, ne. whole, hale, nschw. hel, nisl. heill.
✎ Muller, J. W. TNTL 57 (1938), 63-74;
Hartmann, H.: heil und heilig (Heidelberg 1943);
Kuhn, H. ADA 62 (1944), 1-5;
Ganz (1957), 93;
Schützeichel, R. FS Eggers (1972), 369-391;
HWPh 3 (1974), 1031-1033;
Koller, E. FS Erben (1990), 133f.;
Heidermanns (1993), 267f. indogermanisch ix.
heil (regional beschränkt) Adj std. (8. Jh. ), mhd. heil, ahd. heil, as. hēl Stammwort. Aus g. * haila- Adj. "heil, ganz, gesund", auch in gt. hails, anord. heill, ae. hāl, afr. hāl. Diesem am nächsten stehen akslav. cělŭ "gesund, ganz, unversehrt", apreuß. kailūstiskun (Akk. ) "Gesundheit" und vielleicht die Hesych-Glosse gr. koĩly. tò kalón ("das Gute" ? ). Anzusetzen wäre dann ig. (eur. ) * koilu- "gesund" (o.ä. ). Das Substantiv Heil ist nicht eine einfache Substantivierung und unter Umständen etymologisch gar nicht verwandt: Das Neutrum anord. heill, ae. hǣl, afr. hēl, as. hēl, ahd. heil "Vorzeichen" geht auf einen s-Stamm g. * hailaz n. zurück; daneben existierte ein gleichlautendes Femininum im Altnordischen und Altenglischen mit der Bedeutung "Heil, Segen, Glück". Die beiden haben sich nachträglich vermischt. Außergermanisch vergleicht sich mit diesem zunächst kymr. coel "Zeichen, Vorzeichen, Schicksal", auch "Glaube, Vertrauen", dann osk. kaila "Tempel" und vielleicht mit andersartiger Erweiterung (oder unregelmäßiger Lautveränderung ? ) l. caerimōnia "religiöse Handlung". Vgl. auch akslav. cělovati "begrüßen, (die Reliquien) küssen". Die Grundbedeutung wäre dann am ehesten "Zeichen" (zu ai. keta- "Zeichen"; "-heit", "heiter"), die Grundform wäre ig. * kai-, lautlich also mit der Vorform des Adjektivs nicht ohne weiteres zu vereinbaren. Ebenso nndl. heel, ne. whole, hale, nschw. hel, nisl. heill.
✎ Muller, J. W. TNTL 57 (1938), 63-74;
Hartmann, H.: heil und heilig (Heidelberg 1943);
Kuhn, H. ADA 62 (1944), 1-5;
Ganz (1957), 93;
Schützeichel, R. FS Eggers (1972), 369-391;
HWPh 3 (1974), 1031-1033;
Koller, E. FS Erben (1990), 133f.;
Heidermanns (1993), 267f. indogermanisch ix.