Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
ficken
ficken Vsw std. tabutabuisiert(11. Jh. ) Stammwort. Da Belege für ein Wort mit der Bedeutung "koitieren" in der frühen Literatur nicht zu erwarten sind, läßt sich der Zusammenhang mit gleich- und ähnlichlautenden Wörtern schwer oder gar nicht bestimmen. Für den Vergleich in Frage kommen zunächst Verben mit der Bedeutung "reiben, hin- und herfahren" (ficken, facken, fucken, "fickfacken", "Faxen"). Bei ihnen ist aber durchaus nicht sicher, ob sie den Ausgangspunkt für das obszöne Wort bilden oder nicht umgekehrt Kraftwörter sind, die von der obszönen Bedeutung ausgehen oder überhaupt eine andere Herkunft haben. Auf höheres Alter des obszönen Wortes weist immerhin gleichbedeutendes ne. fuck, das im Falle eines Zusammenhangs den Vokalismus auf -u- festlegen würde (mit nhd. i als Entrundung von ü). Darauf könnte eine vereinzelte, nachgetragene Glosse des 11. Jhs. weisen: vita-vuchut zu dum spurca mendicat stupra "wenn er um schmutzige Hurereien bettelt" (Gl. 2,433,24). Vokalvariation und damit nur indirekte Verwandtschaft ist bei einem Wort dieser Art aber nicht ausgeschlossen. Da es sich bei -ck- um eine Intensiv-Gemination handeln muß, läßt sich bei einer Rückführung auf den Vokal -u- weiter "vögeln" anschließen, was eine Lautform g. * fug- voraussetzen würde. So auch gleichbedeutendes nndl. fokken (nicht hochsprachlich), zu dessen lautlichen und semantischen Varianten Stoett zu vergleichen ist (zur Weiterentwicklung zu "necken, aufziehen" s. "foppen" und "fuchsen"), norw. fukka, schw. fokka (gleicher Bedeutung, beide selten, mundartlich und spät). Weiter sehr wahrscheinlich zu ig. * peuk-/peug- "stechen, stoßen", z.B. in l. pungere "stechen, stoßen, eindringen" ("Fichte", "Faust", "Punkt"), dazu l. pugnus, gr. pygnḗ "Faust" (= Kampfhand, mit vorgestrecktem, stechendem Mittelfinger) und nhd. Faust, ndd. fuck "Stoß", fucken "stoßen". Die obszöne Redewendung Fick dich ins Knie hat nur assoziationsweise mit diesem Verb zu tun. Für sie ist auszugehen von Kniefiez, -fix, -ficker "Geizhals", dann auch Knie ficken "geizig sein". Rosenfeld zitiert Er fickt sich lieber ins Knie als etwas abzugeben. Auf diesen weitergebildeten Stufen ist das Verb vermutlich schon mit der obszönen Bedeutung assoziiert worden. "abgefuckt". Weise, O. ZDW 3 (1902), 243f.;
Sperber, H. Imago 1 (1912), 414, 435f.;
Stoett, F. A. TNTL 36 (1917), 61-66;
Ochs, E. NPhM 22 (1921), 124;
Celander, H. Göteborgs Högskolas Årsskrift 31 (1925), 112-117;
Read, A. W. ASp 9 (1934), 264-278;
Rosenfeld, H.-F. BGDSL-H 78 (1956), 409;
Shipley, J. T. Maledicta 1 (1977), 23-29;
Whallon, W. NPhM 88 (1987), 35-37;
Lass, R. Diachronica 12 (1995), 99-111;
Schwarz, H. ZDPh 119 (2000), 403
29. west- und nordgermanisch ix.
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