Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Fetzen
Fetzen Sm std. (14. Jh. ), spmhd. vetze Nicht etymologisierbar. Die Beleglage des Wortes bietet erhebliche Schwierigkeiten. Einerseits kann trotz der späten Bezeugung ein altes Wort vorliegen, da es ein * fat-jōn "zum Kleid Gehöriges, vom Kleid Stammendes" fortsetzen kann (zu anord. fat n. , besonders fo̧t Pl. "Kleider"; vgl. mhd. vazzen "kleiden, anziehen", vermutlich zu "Faß" gehörig). Besonders die von Schmeller für das Donau-Ries bezeugten Alltagsfetzen, Sonntagsfetzen für "Alltagskleider, Sonntagskleider" sprechen dafür. Auf der anderen Seite ist die deutliche semantische Nähe zu it. pezza f. "Lappen" und seine Verwandtschaft unverkennbar, einschließlich der ungefähr um dieselbe Zeit auftretenden Vorform von ne. patch. Dies weist auf ein romanisches Wort für "Stück Tuch, Flicken", das vermutlich zu kymr. peth "Stück" gehört, also ursprünglich wohl gallisch ist. Dieses Wort scheint in der Schweiz aus einer romanischen Sprache entlehnt worden zu sein, mit Lautsubstitution von p zu pf und folgender alemannischer Vereinfachung zu f-. Der älteste Beleg (bei dem Taler, vermutlich Ostschweiz Anfang des 14. Jhs.) zeigt, daß es deutlich ein Wort der niederen Sprache war (vermutlich in der Bedeutung "[Kleider mit aufgesetzten] Flicken"). Die Bedeutungsentwicklung zu "abgerissenes Stück" ist offenbar nur deutsch. Hierzu als Präfixableitung zerfetzen "in Fetzen reißen", während das einfache fetzen durch Dekomposition entstanden zu sein scheint. Jugendsprachliches fetzen "toll sein" mit fetzig "toll" beruht wohl auf Bedeutungsübertragungen, die vom Eindruck des Schnellen (oder dem Gehörseindruck) beim Zerreißen von Stoff oder Papier ausgehen (vgl. z.B. fetzen im Sinn von "schnell laufen oder fahren"). S. auch "Fötzel". Wolf-Rottkay, W. H. Kratylos 9 (1964), 191. deutsch d.
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