Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Faden
Faden Sm std. (8. Jh. ), mhd. vaden, vadem, ahd. fadum, fadam, as. Pl. fađmos "Klafter" Stammwort. Aus g. * faþma- m. 1) "Umarmung", 2) "Klafter", 3) "Faden" (nur deutsch), auch in anord. fađmr "Klafter, Arme, Umarmung", ae. fæđm "Umarmung, Klafter", afr. fethem "Klafter". Was hier als "Klafter" umschrieben wird, ist ein Längenmaß (oder eigentlich mehrere), das unterschiedlich beschrieben wird. Es scheint aber die Bedeutung "von Fingerspitze zu Fingerspitze bei ausgebreiteten Armen" zugrunde zu liegen. Mit diesem Maß werden vor allem Höhen und Tiefen sowie Umfänge gemessen. Die Etymologie gibt insofern Rätsel auf, als "Umarmung" oder "ausgebreitete Arme" gut vergleichbar ist - es entspricht die ig. Sippe * petə- "ausgebreitet sein, offen stehen" etwa in l. patēre. Der einzige formal genaue Vergleich für die Bedeutung "Faden" (falls nicht gr. potamós "Fluß" dazugehört) ist aber eine keltische Sippe, von der der gälische Zweig (schott.-gäl. aitheamh) die Bedeutung "Klafter" zeigt, der britannische (kymr. edau, edef, edaf, edyf) die Bedeutung "Faden". Dabei ist der Bedeutungsübergang von "Klafter" zu "Faden" singulär: Er muß wohl über "Fadenmaß, Klafter" zu "Faden" allgemein gegangen sein (größere Längen mißt man mit einem Faden und bestimmt dessen Länge, indem man zählt, wie oft man ihn mit den ausgestreckten Armen und Händen spannen kann); kaum Faden als "das Umfassende, womit man zusammenbindet", weil der Faden immer dünn war. Die parallele Entwicklung im Deutschen und Kymrischen ist dabei höchst auffällig. Vgl. außerhalb noch besonders l. passus "Schritt" (auch als Längenmaß). - Der rote Faden ist durch Goethe eingeführt und erklärt worden (Wahlverwandtschaften II,2): Bei der englischen Marine geht durch alle Taue ein roter Faden, den man nicht herauslösen kann, und der sie als der Krone gehörig ausweist. Partikelableitungen: ein-, auffädeln (Lautform entweder aus * fadmen oder zu einem Diminutivum Fädel).   Ebenso nndl. vadem, vaam, ne. fathom, nschw. famn, nisl. fađmur. Zur Sippe der lateinischen Entsprechung s. "Patent".
Eichhoff (1968), 90;
Röhrich 1 (1991), 409-411;
Sousa-Costa (1993), 162-164. west- und nordgermanisch
ix.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Faden