Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Bürger
Bürger Sm std. (9. Jh. ), mhd. burgære, burger, ahd. burgāri, burgeri, mndd. borgere, mndl. borger Stammwort. Zunächst ist dies eine Täterbezeichnung zu Burg, doch weist das inhaltlich entsprechende ae. burgware, burgwaran darauf hin, daß vermutlich eine alte Einwohnerbezeichnung mit dem zweiten Kompositionsglied g. * warōn (oder * wazōn) vorliegt, die erst sekundär (nach dem lautgesetzlichen Schwund des w) an die Nomina agentis angepaßt wurde. Dieses Kompositionsglied taucht bereits in alten germanischen Stammesbezeichnungen auf, z.B. Amsivarii "Emsanwohner". Es wird normalerweise zu "wehren" gestellt, dann wäre der Bürger ursprünglich ein "Stadtverteidiger"; doch ist ein Anschluß an g. * wes-a- "sein, bleiben", auch "wohnen" in ahd. wesan usw. ("Wesen") semantisch wahrscheinlicher. Es fragt sich allerdings, ob ein * -waz- schon in den alten Stammesnamen als -varii (mit -r-) hätte auftauchen können. Als Stadtbewohner hatte der Bürger im Mittelalter eine besondere Stellung; in der Neuzeit spiegelt die Bedeutung des Wortes in hohem Maße die gesellschaftlichen Veränderungen. Adjektiv: bürgerlich; Abstrakta: Bürgerschaft, Bürgertum. Meschke, W.: Das Wort "Bürger" (Diss. masch. Greifswald 1952);
Bartholmes (1970), 95-125;
HWPh 1 (1970), 962-966;
Grundbegriffe 1 (1972), 672-725;
Militz, H.-M.: Die Bezeichnungsgeschichte von "Bürger" im Französischen (Diss. Halle 1975);
Militz, H.-M.: "Bürger" im Französischen (Berlin 1979);
Fleckenstein, J., Stackmann, K. (Hrsg. ): Über Bürger, Stadt und städtische Literatur im Spätmittelalter (Göttingen 1980), insbesondere Schmidt-Wiegand, R., 106-126;
LM 2 (1983), 1005-1041;
Röhrich 1 (1991), 281f.;
Schneider, R. AB 34 (1991), 225-236. westgermanisch ix.
(-er), s. Burg
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