Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Burg
Burg Sf std. (8. Jh. ), mhd. burc, ahd. burg, as. burg Nicht etymologisierbar. Aus g. * burg- (Wurzelnomen) f. "Burg, Stadt", auch in gt. baurgs, anord. borg, ae. burg, afr. burch, burg. Mit diesem Wort werden zunächst befestigte Städte bezeichnet, und zwar - da die alten Germanen keine Städte hatten - zunächst römische oder sonstige antike Anlagen. In einheimischen Namen taucht das Wort etwa in saltus Teutoburgiensis "Teutoburger Wald" auf (eigentlich "Wald der Volksburg", mit Kompositionssuffix -ja-). Solche Bezeichnungen beziehen sich wohl auf befestigte Fliehburgen. Ab etwa 900 entstehen befestigte Anlagen als Herrensitze, die zu den Ritterburgen (und der Bedeutung im heutigen Sinn) führen. Schließlich werden Städte mit ausgeprägteren Befestigungsanlagen Burg genannt (wozu dann Bürger). Im Altnordischen kann borg auch "Hügel (auf dem eine Wohnanlage steht)" bedeuten. Diese Sachverhalte machen es schwierig, die Etymologie festzulegen, zumal mehrere konkurrierende Möglichkeiten bestehen: 1) kann Burg im Ablaut zu "Berg" stehen und näher zu diesem gehören. Dann war die Ausgangsbedeutung kaum etwas anderes als "Höhe", was nicht recht zu der Bedeutung "Stadt" paßt. 2) kann Burg näher zu "bergen" gehören (Ort, an dem man sich birgt, versteckt, wohin man flieht). 3) Schließlich gibt es das sehr ähnliche gr. pýrgos m. "Turm, Mauerturm", auch "Burgmauer, Wirtschaftsgebäude u.ä. ", zu dem l. burgus m. "Kastell, Wachturm" gehört. Entlehnung aus dem Germanischen kann zwar für das lateinische Wort, kaum für das griechische geltend gemacht werden; wenn gr. Pérgamos "Burg von Troja" dazugehört, ist sie ganz ausgeschlossen. Außerdem gibt es griechische Glossen wie phýrkos m. "Mauer". Dieser Befund würde am ehesten auf ein vorindogermanisches Substratwort weisen. Bei der vielseitigen Bedeutung von Burg ist es natürlich auch möglich, daß verschiedene Quellen zusammengekommen sind, etwa indem ein einheimisches Wort semantisch von einem fremden beeinflußt wurde o.ä. Vorerst kann eine Entscheidung noch nicht getroffen werden. - Häufig in Ortsnamen, sowohl für "Burg", wie auch für "Stadt".   Ebenso nndl. burcht, ne. borough, nschw. borg; "Bürger", "Bourgeois".
Brøndal (1917), 133-136 = (1948), 148-150;
Kretschmer, P. Glotta 22 (1933), 100-122;
Schlesinger, W. FS Mayer (1954), 97-150;
Pfütze, M. BGDSL-H 80 (1958), 272-320;
Schlesinger, W. SG 16 (1963), 433-444;
RGA 4 (1981), 117-216;
Tiefenbach (1973), 24-28;
Motz, L. IF 81 (1976), 204-220;
Metzner, E. E. BN 14 (1979), 412-463;
RGA 4 (1981), 117-216, 5 (1984), 105-112
(curtis);
LM 2 (1983), 957-1003;
Güntert (1932), 30f. (als Lehnwort erklärt);
Griepentrog (1995), 91-116. gemeingermanisch
gz.
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