Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Bulle
Bulle1 Sm "Stier" std. (17. Jh. ) Stammwort. Ursprünglich ein niederdeutsches Wort: ndd. bulle, nndl. (dial. ) bol, bōl, bolle u.a. und nndl. bul aus den Kasusformen eines n-Stammes * bulōn, * buln- m. "Stier", in einfacher Form bezeugt in anord. boli "Stier, Stierkalb", weitergebildet in ae. bulluca "Stierkalb". Das Wort ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ausdruck pars pro toto, der ursprünglich das Zeugungsglied bedeutet, voreinzelsprachl. * bhḷə- in gr. phallós (neben phálēs), air. ball "Glied, Geschlechtsglied", im Germanischen mit Ablaut ae. beallucas "Hoden", hess. bille "Penis". Falls die Bedeutung "Zeugungsglied" ursprünglich ist, kann an die Wurzel (ig. ) * bhel- angeschlossen werden, die Bezeichnung für aufgeblasene oder aufgeschwollene Gegenstände liefert ("Ball"1). Die allgemeine Bedeutung "Glied" in dem altirischen Wort ist dieser Annahme aber nicht günstig. Ebenso nndl. bul, ne. bull, nisl. boli; "Bullauge", "Bulldogge", "Phallus".
✎ Röhrich 1 (1991), 279. westgermanisch ix.
Bulle2 Sf "päpstliche Verordnung" per. Wortschatz fach. (13. Jh. ), mhd. bulle Entlehnung. Entlehnt aus l. bulla gleicher Bedeutung, ursprünglich "Siegelkapsel", also eine Bezeichnung pars pro toto. Ausgangsbedeutung ist "Wasserblase, Kugel".
Ebenso nndl. bul, ne. bull, nschw. bulla, nnorw. bulle, nisl. bulla. S. (zur Bedeutung "Kugel") "Bowling", "Bulette", "Billett", "Bulletin"; (zur Bedeutung "sieden, Blasen werfen") "Boiler" "Bouillon".
✎ RGA 4 (1981), 109-112;
LM 2 (1983), 932-936;
DF II (1997), 534f. lateinisch l.
Bulle3 Sm "Polizist" erw. stil. (19. Jh. ). Die umgangssprachliche (evtl. kindersprachliche) Abkürzung Pole wird in Mundarten mit Konsonantenschwächung und o/u-Zusammenfall lautgleich mit Bulle und setzt sich dann auf Grund der naheliegenden Assoziationen allgemein durch. deutsch E(l. )
Bulle1 Sm "Stier" std. (17. Jh. ) Stammwort. Ursprünglich ein niederdeutsches Wort: ndd. bulle, nndl. (dial. ) bol, bōl, bolle u.a. und nndl. bul aus den Kasusformen eines n-Stammes * bulōn, * buln- m. "Stier", in einfacher Form bezeugt in anord. boli "Stier, Stierkalb", weitergebildet in ae. bulluca "Stierkalb". Das Wort ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ausdruck pars pro toto, der ursprünglich das Zeugungsglied bedeutet, voreinzelsprachl. * bhḷə- in gr. phallós (neben phálēs), air. ball "Glied, Geschlechtsglied", im Germanischen mit Ablaut ae. beallucas "Hoden", hess. bille "Penis". Falls die Bedeutung "Zeugungsglied" ursprünglich ist, kann an die Wurzel (ig. ) * bhel- angeschlossen werden, die Bezeichnung für aufgeblasene oder aufgeschwollene Gegenstände liefert ("Ball"1). Die allgemeine Bedeutung "Glied" in dem altirischen Wort ist dieser Annahme aber nicht günstig. Ebenso nndl. bul, ne. bull, nisl. boli; "Bullauge", "Bulldogge", "Phallus".
✎ Röhrich 1 (1991), 279. westgermanisch ix.
Bulle2 Sf "päpstliche Verordnung" per. Wortschatz fach. (13. Jh. ), mhd. bulle Entlehnung. Entlehnt aus l. bulla gleicher Bedeutung, ursprünglich "Siegelkapsel", also eine Bezeichnung pars pro toto. Ausgangsbedeutung ist "Wasserblase, Kugel".
Ebenso nndl. bul, ne. bull, nschw. bulla, nnorw. bulle, nisl. bulla. S. (zur Bedeutung "Kugel") "Bowling", "Bulette", "Billett", "Bulletin"; (zur Bedeutung "sieden, Blasen werfen") "Boiler" "Bouillon".
✎ RGA 4 (1981), 109-112;
LM 2 (1983), 932-936;
DF II (1997), 534f. lateinisch l.
Bulle3 Sm "Polizist" erw. stil. (19. Jh. ). Die umgangssprachliche (evtl. kindersprachliche) Abkürzung Pole wird in Mundarten mit Konsonantenschwächung und o/u-Zusammenfall lautgleich mit Bulle und setzt sich dann auf Grund der naheliegenden Assoziationen allgemein durch. deutsch E(l. )