Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
brauchen
brauchen Vsw std. (8. Jh. ), mhd. brūchen, ahd. brūhhan, brūhhen, as. brūkan "genießen, sich erfreuen" Stammwort. Aus g. * brūk-a- Vst. intr. "gebrauchen", auch in gt. brūkjan, ae. brūcan, afr. brūka. Das Wort ist nur im Altenglischen eindeutig als starkes Verb belegt; in den übrigen westgermanischen Sprachen gibt es nur ein starkes Präsens, das später meist schwache Präteritalformen hat; im Nordischen fehlt es, im Gotischen ist es ein schwaches Verb. Die Bedeutung ist "brauchen, gebrauchen, verbrauchen". Außergermanisch lassen sich unter einer Grundform ig. * bhrug- mit formalen Schönheitsfehlern ein lateinisches und ein altindisches Verb vergleichen: l. fruor, frūctus sum "ich genieße, erfreue mich an etwas, habe den Nießbrauch" (Auslaut unklar), ai. bhunákti "genießt, benützt, verzehrt" (unter der Annahme, daß das Nasalinfix das r ausgedrängt hat). Ausgangsbedeutung ist also "genießen (Früchte, Ernte, Speise und Trank)". Die heutige Bedeutung von brauchen entwickelt sich im 17. Jh. in verneinten Sätzen ("etwas nicht verwenden" = "etwas nicht nötig haben"); das sachliche Objekt tritt dabei in den Akkusativ (statt in den Genetiv). Das abgeleitete (erst frühneuhochdeutsch gebräuchliche) Substantiv Brauch wandelt seine Bedeutung von "Verwendung" zu "Sitte", wohl ausgehend von Wendungen wie rechter Brauch, unser Brauch usw. Entsprechend Brauchtum. Präfigierungen mit "ge-", "miß-", "ver-"; Adjektiv: brauchbar. Ebenso nndl. gebruiken, ne. brook, nschw. bruka, nisl. brúka. Zur lateinischen Verwandtschaft s. "frugal".
✎ Seebold (1970), 140f.;
LM 2 (1983), 580-582. indogermanisch
brauchen Vsw std. (8. Jh. ), mhd. brūchen, ahd. brūhhan, brūhhen, as. brūkan "genießen, sich erfreuen" Stammwort. Aus g. * brūk-a- Vst. intr. "gebrauchen", auch in gt. brūkjan, ae. brūcan, afr. brūka. Das Wort ist nur im Altenglischen eindeutig als starkes Verb belegt; in den übrigen westgermanischen Sprachen gibt es nur ein starkes Präsens, das später meist schwache Präteritalformen hat; im Nordischen fehlt es, im Gotischen ist es ein schwaches Verb. Die Bedeutung ist "brauchen, gebrauchen, verbrauchen". Außergermanisch lassen sich unter einer Grundform ig. * bhrug- mit formalen Schönheitsfehlern ein lateinisches und ein altindisches Verb vergleichen: l. fruor, frūctus sum "ich genieße, erfreue mich an etwas, habe den Nießbrauch" (Auslaut unklar), ai. bhunákti "genießt, benützt, verzehrt" (unter der Annahme, daß das Nasalinfix das r ausgedrängt hat). Ausgangsbedeutung ist also "genießen (Früchte, Ernte, Speise und Trank)". Die heutige Bedeutung von brauchen entwickelt sich im 17. Jh. in verneinten Sätzen ("etwas nicht verwenden" = "etwas nicht nötig haben"); das sachliche Objekt tritt dabei in den Akkusativ (statt in den Genetiv). Das abgeleitete (erst frühneuhochdeutsch gebräuchliche) Substantiv Brauch wandelt seine Bedeutung von "Verwendung" zu "Sitte", wohl ausgehend von Wendungen wie rechter Brauch, unser Brauch usw. Entsprechend Brauchtum. Präfigierungen mit "ge-", "miß-", "ver-"; Adjektiv: brauchbar. Ebenso nndl. gebruiken, ne. brook, nschw. bruka, nisl. brúka. Zur lateinischen Verwandtschaft s. "frugal".
✎ Seebold (1970), 140f.;
LM 2 (1983), 580-582. indogermanisch