Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
blau
blau Adj std. (8. Jh. ), mhd. blā(wes), ahd. blāo, blāw-, as. blāo Stammwort. Aus g. * blǣwa- Adj. "blau", auch in anord. blár "dunkelblau, dunkel", ae. blǣwen, afr. blaw. Semantisch steht diesem am nächsten kymr. blawr "grau, grau-blau" (aus * bhlō-ro-), während das formal ähnlichere l. flāvus "goldgelb, blond" ( * bhlā-wo- neben * bhlē-wo- als Vorstufe für das germanische Wort) in der Bedeutung stärker abweicht. Zu einer Gruppe von westeuropäischen Farbwörtern aus einer Grundlage (ig. ) * bhel- mit im einzelnen unklaren Zusammenhängen. - Das Wort tritt in mehreren übertragenen Verwendungen auf, die nur teilweise erklärt werden können. Die Bedeutung "betrunken" stammt wohl aus "blau vor den Augen", "blau sehen" u.ä. (wofür wir heute "schwarz" sagen), bezeichnet also das Schwindelgefühl des Betrunkenen. - Blaues Blut ist eine Übersetzung aus span. sangre azul als Kennzeichen für (reinen) Adel. Der Ausdruck ist ursprünglich aber eine spöttische Bezeichnung, variierend mit "besonders rotes Blut". Der ursprüngliche Ausdruck für "reines, adeliges Blut" war gotisches Blut, das dann außer Gebrauch kam, worauf das ursprünglich spöttische blaues Blut an seine Stelle trat. - Die Ausdrücke blauer Montag und blau machen gehen auf den Brauch zurück, den Handwerksgesellen den Montag frei zu geben (die Bezeichnung als blauer Montag seit 1550). Blau war er wegen der Kirchenfarbe der damit verbundenen Quatember-Gedächtnismessen für verstorbene Mitglieder. Die Zahl der blauen Montage war fast zu allen Zeiten heftig umkämpft; deshalb war auch vielerorts verboten, zusätzliche blaue Montage zu machen, worauf die heutige Bedeutung "einen (unberechtigten) freien Tag einlegen" samt der verkürzten Formulierung blau machen zurückgeht. - Der blaue Brief bezieht sich auf die blaue Farbe der amtlichen Schreiben früherer Zeit - heute in der Regel "Kündigungsschreiben" oder "Mitteilung der Schule, daß das Kind nicht in die nächste Klasse versetzt wird".   Ebenso nndl. blauw, ne. blue (über das Französische), nschw. blå, nisl. blár.
Schwentner (1915), 69-74;
Sofer, J. Glotta 18 (1930), 125f.;
Woll, D.: Neue Beiträge zur romanischen Etymologie 10 (1975), 342-367;
Röhrich 1 (1991), 209f.;
RGA 8,1/2 (1991), 209f.;
Heidermanns (1993), 135;
Heisig, K. MS 90 (1980), 181-184 (anders zu
blaues Blut);
Wanzeck, Ch. (York 2002), 130-344. indogermanisch
iw.
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