Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Bilsenkraut
Bilsenkraut Sn "Hyoscyamus niger" (Heil- und Giftpflanze) per. Wortschatz fach. (10. Jh. , Form 14. Jh. ), mhd. bilse f. , ahd. bil(i)sa f. , mndd. bilse f. , mndl. bilse f. , belse f. , belsencruut. Die vordeutschen Formen führen zurück auf * bheles-, vergleichen sich zunächst mit span. belesa, velesa, aprov. belsa "Bilsenkraut" und können auch mit kymr. bela, bele "Bilsenkraut" zusammengebracht werden werden. Die Verbreitung erklärt sich entweder (weniger wahrscheinlich) durch Entlehnung der romanischen Formen aus einem gotischen Wort oder (mit größerer Sicherheit) als keltische Substratwörter im Romanischen und Germanischen. Daneben stehen ae. belene f. , be(o)lone f. , as. bilena f. , dn. bylne, die außergermanisch vergleichbar sind mit russ. belená f. (usw. ), serbo-kr. bùnika (usw. ) "Bilsenkraut", jeweils von den Ablautstufen * bhel-no-, bhḷ-no-; romanische Wörter, die auf * belenio- zurückführen, können eine keltische Entsprechung zeigen, die auch in dem Götternamen kelt. Belenos gesucht werden kann. In diesem Fall kann ein ererbtes germanisches Wort vorliegen. Die weitere Variante nschw. bolmört, nhd. "Bilme" f. u.a. hat keine außergermanische Entsprechung. Das Bilsenkraut spielte in der Antike sowohl als Gift wie auch als halluzinogenes Mittel (Narkose, Weissagung) eine wesentliche Rolle. Mit Rücksicht auf die Bedeutung "verwirren" bei der Verbalwurzel * bhlendh- ("blind") kann es mit dieser verbunden werden (was allerdings auch nicht über das europäische Sprachgebiet hinausführt oder eine einfachere Wurzelform erweist). Verlockend ist es, die Substratform * blandonia, dann auch * bladonia ("Belladonna"), die neben anderen Pflanzen auch die auf gleiche Weise giftige Tollkirsche bezeichnet, mit diesem Ansatz in Verbindung zu bringen. - Die verdeutlichende Komposition mit "Kraut"1 wird seit dem 14. Jh. regelmäßig.   Ebenso nndl. bilzenkruid.
Kretschmer, P. Glotta 14 (1925), 96f.;
Marzell 2 (1972), 925-936;
Foerste, W. FS Trier (1964), 142;
RGA 3 (1978), 2-4;
LM 2 (1983), 194-195;
Schrijver, P. ZCPh 51 (1998), 17-45. deutsch iwo.
(Bilsen), s. Kraut
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