Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Biedermeier
Biedermeier Sn (Stilbezeichnung) per. Wortschatz fach. (19. Jh. ) Onomastische Bildung. Das Wort ist wie "Kraftmeier", Stoffhuber usw. als sprechender Name gebildet, zunächst für einen fingierten Schulmeister (1853 von L. Eichrodt unter dem Pseudonym Rudolf Rodt). Noch im gleichen Jahr wurde der Name auf Gedichte übertragen, die Eichrodts Freund A. Kußmaul in Übernahme, Umarbeitung und Nachahmung von Gedichten des Schulmeister F. S. Sauter in Umlauf brachte und an deren Bearbeitung sich Eichrodt beteiligte. Veröffentlicht wurden sie in loser Folge 1855 in den Fliegenden Blättern unter dem Namen Eichrodts, der sie auch 1869 unter dem Titel Biedermaiers Liebeslust in einem Sammelband veröffentlichte, ohne dabei die Beteiligung seines Freundes zu erwähnen. Ein späterer Streit über die Urheberschaft der Gedichte führte dann zu irrtümlichen Annahmen über den "Erfinder" des Wortes. Der Name wurde durch die Fliegenden Blätter sehr populär zur Bezeichnung eines sich selbst genügsamen, aber auch selbstgefälligen Kleinbürgers. Zur Zeit der beginnenden Auseinandersetzung um die Stilrichtungen der ersten Hälfte des 19. Jhs. (etwa seit 1880) bezog man sich auf die Zeit der "Restauration" häufiger mit den Ausdrücken Biedermännerei oder Biedermeier (-maier). Fest wurde der Ausdruck Biedermeier dann (kurz vor der Jahrhundertwende) zur Bezeichnung des Möbelstils von 1815-1848 und schließlich auch der (Musik, Kunst und) Literatur dieser Zeit.   Ebenso nndl. biedermeier, nschw. biedermeierstil.
Sengle, F.: Biedermeierzeit I (Stuttgart 1971), 121-123 u.ö.;
Hjortsø, L. AB 21 (1977), 120-132;
Seidensticker-Schauenburg, Ch.: Der wirkliche Herr Biedermeier (Lahr 1992).
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