Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
befehlen
befehlen Vst. std. (8. Jh. ), mhd. bevelhen, ahd. bifel(a)han. Stammwort. Wie ae. befeolan, afr. bifela Präfigierung zu g. * felh-a- Vst. , dies auch in gt. filhan, anord. fela, ae. feolan, afr. -fela. Die Bedeutung ist bei intransitivem Gebrauch (nur im Altenglischen belegt) "(ein-)sinken, (ein-)dringen"; für den transitiven Gebrauch läßt sich "senken, drängen" erschließen; bezeugt ist einerseits (ausgehend von "versenken") "verbergen, begraben" (gotisch, altnordisch, westgermanisch in Relikten bei präfigierten Formen), andererseits (nur präfigiert, und zwar gotisch mit ana-, westgermanisch mit bi-) "empfehlen, anvertrauen, befehlen" (vgl. in jemanden dringen, auf etwas dringen). Die Bedeutung "befehlen, gebieten" taucht zunächst nur vereinzelt auf, setzt sich dann aber bei der Entwicklung zum Neuhochdeutschen durch. Das einfache Verb stirbt im Deutschen nach der althochdeutschen Zeit aus. Außergermanisch ohne klare Vergleichsmöglichkeit. Das wurzelschließende -h ist sicher nur germanisch und vergleicht sich mit dem -h des in der Bedeutung entsprechenden * þrenh-a- ("dringen"). In der nach Ablösung dieser Erweiterung übrig bleibenden einfacheren Form ig. (eur. ) * pel- vergleichen sich mit der Bedeutung "begraben" l. sepelīre (umbr. pels-) "begraben", mir. (unsicher) eillged, eillgheadh "Begräbnis"; ausgehend von "verbergen" wohl auch air. to-ell- "stehlen" ( * pel-n-, nur im Perfekt, bei einem Verbalstamm, in dem verschiedene Quellen zusammengeflossen sind); mit der Bedeutung "empfehlen usw. " am ehesten l. appellāre "anreden, anrufen, anregen" (auch com-, interpellāre), vielleicht auch gr. apeiléō "ich gebe an, drohe" und lett. pe l̃t "schmähen, verleumden". Am wenigsten deutlich sind die Verknüpfungsmöglichkeiten für die Ausgangsbedeutung. In Frage kommen (alle aus * pel-n-) l. pellere trans. "stampfen, klopfen, schlagen, fortstoßen, forttreiben, beeindrucken (u.a. )", air. ad-ella "besuchen, sich nähern, berühren", gr. pílnamai trans. /intrans. "ich nähere mich", nebst gr. pélas "nahe" (Wörter für "nahe" gehen nicht selten auf "angepreßt, angedrängt" zurück, vgl. etwa frz. près "nahe", das zu l. pressē Adv. "gepreßt, gedrückt" gehört). Abstraktum: Befehl.   Ebenso nndl. bevelen, nschw. dial. fjäla, nisl. fela. S. "empfehlen", "Beispiel" und für das Vergleichsmaterial "appellieren".
Wüst (1956), 90-96;
HWPh 1 (1970), 774f.;
Seebold (1970), 191-193;
Vennemann (1998), 257f. westgermanisch
ix.
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