Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Auerhahn
Auerhahn Sm "Männchen des größten Wildhuhns" erw. fach. (10. Jh. ), mhd. ūrhan, ahd. ūrhano Stammwort. Aus vd. * ūra-hanōn m. "Auerhahn"; das Vorderglied auch als ahd. orre-huon "Auerhenne", fnhd. orrehan, das mit anord. orri "Birkhuhn" vergleichbar ist. Vermutet wird eine Herkunft aus einer Bedeutung "männlich": Die indogermanischen Sprachen haben zwei parallele Wörter für das Männchen von Tieren, einmal * wṛs(en)- in ai. vṛṣán- "Männchen, Hengst", ai. vṛṣabhá- "Stier", l. verrēs "Eber", lit. ver͂šis "(Stier)Kalb"; andererseits * ṛṣ- in ai. ṛṣabhá- "Stier", gr. ársēn "männlich". Beide stehen neben Wörtern für "regnen" (und andere Niederschläge) und beruhen wohl auf einer alten metaphorischen Benennung des Geschlechtsverkehrs als "beregnen"; die Bedeutung "männlich" also aus "besamend". Die beiden Sippen sind entweder parallel oder durch unregelmäßige Abwandlung auseinander entstanden. Aus * ṛs-(o-) (g. * urz[a-]) läßt sich ohne weiteres anord. orri, fnhd. orrehan herleiten Die übrigen Wörter (Auer-) gehen auf g. * ūra- zurück, das in der Bedeutung "regnen" (anord. úr "feiner Regen") nur mit lateinischen Wörtern vergleichbar ist (l. ūrīnāre "harnen"). In beiden Sprachen kann diese Lautform auf * uwṛs-, einer Variante zu dem oben angeführten * wṛs- mit der Entwicklung von rs zu rz, dann zu rr mit anschließender Vereinfachung (lateinisch vor dem Akzent, germanisch nach Langvokal) zurückgehen, so daß der Anschluß an die verbreitete indogermanische Sippe gewonnen wird. Lautlich ist die Herleitung also plausibel, doch ist es vom semantischen Standpunkt aus auffällig, daß hier (und nur hier) ein Vogel nur als Männchen bezeichnet wird. Immerhin ist das Balzverhalten des Auerhahns so auffällig, daß eine solche Bezeichnung denkbar wäre. Die entsprechenden Bezeichnungen für die (unscheinbaren) weiblichen Tiere müßten parallel zu "Hahn" - "Henne" - "Huhn" erklärt werden, wo das Benennungsmotiv nur für das männliche Tier gilt, die weiblichen Tiere als ihm zugehörig benannt werden. "Auerochse".✎ Suolahti (1909), 248-251;
RGA 1 (1973), 476. west- und nordgermanisch iz.
Auerhahn Sm "Männchen des größten Wildhuhns" erw. fach. (10. Jh. ), mhd. ūrhan, ahd. ūrhano Stammwort. Aus vd. * ūra-hanōn m. "Auerhahn"; das Vorderglied auch als ahd. orre-huon "Auerhenne", fnhd. orrehan, das mit anord. orri "Birkhuhn" vergleichbar ist. Vermutet wird eine Herkunft aus einer Bedeutung "männlich": Die indogermanischen Sprachen haben zwei parallele Wörter für das Männchen von Tieren, einmal * wṛs(en)- in ai. vṛṣán- "Männchen, Hengst", ai. vṛṣabhá- "Stier", l. verrēs "Eber", lit. ver͂šis "(Stier)Kalb"; andererseits * ṛṣ- in ai. ṛṣabhá- "Stier", gr. ársēn "männlich". Beide stehen neben Wörtern für "regnen" (und andere Niederschläge) und beruhen wohl auf einer alten metaphorischen Benennung des Geschlechtsverkehrs als "beregnen"; die Bedeutung "männlich" also aus "besamend". Die beiden Sippen sind entweder parallel oder durch unregelmäßige Abwandlung auseinander entstanden. Aus * ṛs-(o-) (g. * urz[a-]) läßt sich ohne weiteres anord. orri, fnhd. orrehan herleiten Die übrigen Wörter (Auer-) gehen auf g. * ūra- zurück, das in der Bedeutung "regnen" (anord. úr "feiner Regen") nur mit lateinischen Wörtern vergleichbar ist (l. ūrīnāre "harnen"). In beiden Sprachen kann diese Lautform auf * uwṛs-, einer Variante zu dem oben angeführten * wṛs- mit der Entwicklung von rs zu rz, dann zu rr mit anschließender Vereinfachung (lateinisch vor dem Akzent, germanisch nach Langvokal) zurückgehen, so daß der Anschluß an die verbreitete indogermanische Sippe gewonnen wird. Lautlich ist die Herleitung also plausibel, doch ist es vom semantischen Standpunkt aus auffällig, daß hier (und nur hier) ein Vogel nur als Männchen bezeichnet wird. Immerhin ist das Balzverhalten des Auerhahns so auffällig, daß eine solche Bezeichnung denkbar wäre. Die entsprechenden Bezeichnungen für die (unscheinbaren) weiblichen Tiere müßten parallel zu "Hahn" - "Henne" - "Huhn" erklärt werden, wo das Benennungsmotiv nur für das männliche Tier gilt, die weiblichen Tiere als ihm zugehörig benannt werden. "Auerochse".✎ Suolahti (1909), 248-251;
RGA 1 (1973), 476. west- und nordgermanisch iz.