Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
arg
arg Adj std. (8. Jh. ), mhd. arc, ahd. ar(a)g Stammwort. Aus g. * arga- Adj. "feig"; das Wort gilt in alter Zeit als schlimmes Schimpfwort und hat ersichtlich eine sexuelle Nebenbedeutung, vermutlich "beim homosexuellen Geschlechtsverkehr die passive Rolle spielend". Bezeugt in anord. argr und ragr (mit tabuisierender Metathese), ae. earg, afr. erg. Zu ig. * erǵh- "bespringen, klettern", nur noch bewahrt in heth. ark- "bespringen (sexuell), klettern (auf Bäume)" und in dem gemein-ig. Wort für "Hode" ig. * orǵhi- (gr. órchis usw. ) als "Instrument zum Bespringen". Hierzu einerseits g. * arga- als "Besprungener", andererseits lit. aržùs, eržùs "geil, wollüstig", er͂žilas "Hengst" als "Bespringender" (nach Watkins zu erklären als Unterschied zwischen aktivem * orǵhó-s gegenüber passivem * órǵho-s). Der Anschluß weiterer Wörter (wie gr. orchéomai "tanzen") kann semantisch plausibel gemacht werden, doch sind bei einem eingehenden Vergleich die Lautformen (verschiedene Tektale) nicht vereinbar. Komposita: Arglist, arglos; Präfixableitung: verargen.   Ebenso nndl. erg, nschw. arg, nisl. argur "schlecht", ragur "feig"; "ärgern".
Anon.: Spuren von Konträrsexualität bei den alten Skandinaviern. Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen 4 (1902), 244-263, besonders 248-250;
Beckmann, N. NTF 9 (1920), 103-108;
Weisweiler, J. IF 41 (1923), 16-29;
Ström, F. Saga och Sed (1972), 27-47;
Watkins, C. BSL 70 (1975), 11-26;
Arbeitman, Y. Maledicta 1 (1980), 76-78;
Sørensen, P. M.: The Unmanly Man (Odense 1983), besonders Kapitel 2;
Puhvel, J. FS Risch (1986), 154f.;
Gade, K. E. Scandinavian Studies 58 (1986), 124-141;
Lloyd/Springer 1 (1988), 321-324;
Schwink, F. W. IF 98 (1993), 231-240;
Heidermanns (1993), 102f.;
Schuhmann, R. FS Neumann (2002), 453-464. Zur Entlehnung in die finnisch-ugrischen Sprachen s. LÄGLOS (1991), 32f. west- und nordgermanisch
ix.
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