Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Antlitz
Antlitz Sn std. alt. (8. Jh. , Form 12. Jh. ), mhd. antlitze, ahd. antlizzi Stammwort. Aus vd. * anda-wlit-ja- n. "Gesicht", eigentlich "das Entgegenblickende" (oder "das Aussehen" mit Bedeutungsverengung). Die Formen der anderen germanischen Sprachen zeigen andere Stammbildungen: gt. anda-wleizn (aus vorgermanisch * wl[e]ids-na- ? ), anord. andlit (n[a]-Stamm), ae. andwlita (n-Stamm), afr. andlete (n-Stamm). Zu g. * anda ("ent-") "entgegen" und einer Ableitung von g. * wleit-a- "blicken" in anord. líta, ae. wlītan "sehen, blicken" (mit Ableitungen in den anderen germanischen Sprachen). Dieses ist eine Erweiterung von ig. (weur. ) * wel- "sehen" in l. vultus m. "Gesicht, Gesichtsausdruck" und kymr. gwelaf "ich sehe". - Im Deutschen früher bezeugt ist ahd. antluzzi, mhd. antlütze neben ahd. antlutti, mhd. antlütte "Antlitz". Diese gehören zu der Wurzel g. * leud-, ig. * leudh- "wachsen", die unter "Lode" beschrieben wird. Semantisch mit Antlitz vergleichbar ist von deren Ableitungen vor allem gt. ludja f. "Antlitz" (die Ausgangsbedeutung ist hier also etwa "Gestalt"). Offenbar haben sich im Deutschen zwei gleichbedeutende, aber ursprungsverschiedene Wörter vermischt - die beiden Ausgangspunkte könnten vd. * anda-wlit(j)a- n. und vd. * lud-jō f. oder vd. * anda-lud-ja- n. gewesen sein.   Ebenso nschw. anlete, nisl. andlit.
Seebold (1970), 563f.;
Lloyd/Springer 1 (1988), 280-283;
Niederhellmann (1983), 287-290;
Hamp, E.P. IF 87 (1982), 79-81 (anders zu
g. * wleit-a-: Kontamination von * wel- "sehen" und * weid- "sehen"). deutsch iw.
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