Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Altweibersommer
Altweibersommer Sm erw. obs. (17. Jh. ) Stammwort. Das Wort hat drei Bedeutungen, deren Benennungsmotive und deren Verhältnis zueinander unklar sind: 1) Am schlechtesten bezeugt, aber vielleicht Vorbild für die beiden anderen ist "zweite Jugend bei Frauen" (fast nur mundartlich, selten literarisch seit dem 19. Jh. ); als "unzeitig" und "nur kurze Zeit dauernd" aufgefaßt, wie etwa auch das mundartlich verbreitete Wort Altweibertänze zeigt. (Diese Art der verächtlichen Ausdrucksweise ist weit verbreitet, vgl. etwa l. anīlis). Beim Mann spricht man bei der entsprechenden Situation vom Johannistrieb (nach dem bei Holzgewächsen vorkommenden zweiten Austrieb im Juni um den Johannistag herum) mit ganz anderen Konnotationen. 2) "Nachsommer, sommerliche Zeit im Herbst", so seit dem 17. Jh. ; auch St. Michaelssommer (29. September), St. Martinssommer (11. November), Allerheiligensommer (1. November) u.ä. benannt. In der älteren Sprache auch Witwensommer, mundartlich (bair. ) Ähndlsommer. Vielleicht metaphorisch übertragen aus (1), da "nachzeitig" und "nur kurz dauernd". 3) "Im Herbst (und Frühjahr) in der Luft herumfliegende Spinngewebe", auch Mariengarn, Liebfrauenhaar u.ä. genannt. Es scheint, daß diese Gewebe ursprünglich "Sommer", fliegender Sommer u.ä. genannt wurden, und daß dies ein anderes Wort ist als das für die Bezeichnung der Jahreszeit (vgl. das schon im 14. Jh. bezeugte me. gossamer gleicher Bedeutung, das etymologisch unklar ist). Die Erweiterung zu Altweibersommer (seit dem 19. Jh. ) vielleicht wegen des zeitlichen Auftretens der Fäden. Die norddeutschen Bezeichnungen Mettken oder Mettkensommer (verhochdeutscht Mädchensommer) gehören wohl zu "Made" und beziehen sich am ehesten auf das Gespinst der Schmetterlingspuppen und Seidenwürmer. Etymologische Anknüpfungspunkte können sein: (a) l. samara "Ulmensamen" (ursprünglich keltisch ? ), wenn damit ursprünglich die Samen eines Baumes mit wolligen Früchten gemeint waren; (b) zu dem englischen Wort: l. gossipinum u.ä. für eine Art Baumwolle (Plinius).✎ Lehmann, A.: Altweibersommer (Diss. Berlin 1911, zu Bedeutung 2);
Miller, A. HV 16 (1938), 310-316 (zu Bedeutung 3);
Röhrich 1 (1991), 78. deutsch s. alt, s. Weib, s. Sommer ( ? )
Altweibersommer Sm erw. obs. (17. Jh. ) Stammwort. Das Wort hat drei Bedeutungen, deren Benennungsmotive und deren Verhältnis zueinander unklar sind: 1) Am schlechtesten bezeugt, aber vielleicht Vorbild für die beiden anderen ist "zweite Jugend bei Frauen" (fast nur mundartlich, selten literarisch seit dem 19. Jh. ); als "unzeitig" und "nur kurze Zeit dauernd" aufgefaßt, wie etwa auch das mundartlich verbreitete Wort Altweibertänze zeigt. (Diese Art der verächtlichen Ausdrucksweise ist weit verbreitet, vgl. etwa l. anīlis). Beim Mann spricht man bei der entsprechenden Situation vom Johannistrieb (nach dem bei Holzgewächsen vorkommenden zweiten Austrieb im Juni um den Johannistag herum) mit ganz anderen Konnotationen. 2) "Nachsommer, sommerliche Zeit im Herbst", so seit dem 17. Jh. ; auch St. Michaelssommer (29. September), St. Martinssommer (11. November), Allerheiligensommer (1. November) u.ä. benannt. In der älteren Sprache auch Witwensommer, mundartlich (bair. ) Ähndlsommer. Vielleicht metaphorisch übertragen aus (1), da "nachzeitig" und "nur kurz dauernd". 3) "Im Herbst (und Frühjahr) in der Luft herumfliegende Spinngewebe", auch Mariengarn, Liebfrauenhaar u.ä. genannt. Es scheint, daß diese Gewebe ursprünglich "Sommer", fliegender Sommer u.ä. genannt wurden, und daß dies ein anderes Wort ist als das für die Bezeichnung der Jahreszeit (vgl. das schon im 14. Jh. bezeugte me. gossamer gleicher Bedeutung, das etymologisch unklar ist). Die Erweiterung zu Altweibersommer (seit dem 19. Jh. ) vielleicht wegen des zeitlichen Auftretens der Fäden. Die norddeutschen Bezeichnungen Mettken oder Mettkensommer (verhochdeutscht Mädchensommer) gehören wohl zu "Made" und beziehen sich am ehesten auf das Gespinst der Schmetterlingspuppen und Seidenwürmer. Etymologische Anknüpfungspunkte können sein: (a) l. samara "Ulmensamen" (ursprünglich keltisch ? ), wenn damit ursprünglich die Samen eines Baumes mit wolligen Früchten gemeint waren; (b) zu dem englischen Wort: l. gossipinum u.ä. für eine Art Baumwolle (Plinius).✎ Lehmann, A.: Altweibersommer (Diss. Berlin 1911, zu Bedeutung 2);
Miller, A. HV 16 (1938), 310-316 (zu Bedeutung 3);
Röhrich 1 (1991), 78. deutsch s. alt, s. Weib, s. Sommer ( ? )