Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
all
all Adv /Pron. std. (8. Jh. ), mhd. al(l), ahd. al(l), as. al(l) Stammwort. Daneben als Vorderglied von Komposita auch g. * ala- "alles, ganz". Lautlich ist vermutlich von * alna- neben * ala- auszugehen. Am ehesten vergleichen sich osk. allo "ganz" ( * al-no- ? ), air. uile "ganz, jeder" (lautlich mehrdeutig: * ol-jo-, * sol-jo-, beide mit guten Vergleichsmöglichkeiten), mit weiterem Zubehör; lit. aliái "jeder, ganz" hat andere Anschlußmöglichkeiten und ist wohl abzutrennen. Zugrunde liegt offenbar ein Pronominalstamm ig. (weur. ) * ol-(/al-) "jener, jenseits", der sicher nur im Italischen, Keltischen und (falls die vorliegende Sippe zugehörig ist) Germanischen bezeugt ist. Zu ihm gehört die Bedeutung "extrem, in höchstem Maße, vollständig, ganz" (vgl. die Bedeutungsentwicklung des zugehörigen l. ultra; "ultra-") und damit die germanische Sippe * al(l)- "alles, ganz". Semantisch naheliegend ist ein Anschluß von ig. * al- "anderer, zweiter" (sicher gemeinindogermanisch), doch sind die lautlichen Verhältnisse und die Abgrenzung von ig. * an- "anderer" nicht ausreichend geklärt. - Das Substantiv All n. wird im 17. Jh. als Lehnübersetzung aus l. ūniversum gewonnen. Die regionale Bedeutung "leer, ausgegangen" (alle werden usw. , < 16. Jh. , vor allem omd. ) beruht wohl auf einem Konstruktionswechsel oder einer Ellipse: Wenn z.B. die Kartoffeln im Keller alle verbraucht sind, dann sind sie alle.   Ebenso nndl. al, ne. all, nschw. all, nisl. allur; "als"2, "also", "Overall".
Kuhberg (1933), 35;
Untermann, J. IF 63 (1958), 241-245;
Vendryes (1959ff.), U 17f.;
Fraenkel, E.: Die baltische Sprachwissenschaft in den Jahren 1938-1940 (Helsinki 1943), 58f.;
Lloyd/Springer 1 (1988), 129-131;
DWA IV (1955) (zur Verbreitung von
alle "leer"). indogermanisch iwo.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: all