Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Acht
Acht 1 Sf "Friedlosigkeit" erw. obs. (11. Jh. , ächten 8. Jh. ), mhd. āht, œhte, ahd. āhta Stammwort. Aus wg. * āhtō f. (älter * anhtō) "Friedlosigkeit" auch in ae. ōht, afr. acht(e). Dazu das Verbum "ächten", mhd. ahten, œhten, ahd. āhten, as. āhtian, ae. ǣhtan, afr. achta, echta. Die Acht (Friedlosigkeit) wurde von einem weltlichen Gericht verhängt. Der so Verurteilte konnte straflos getötet werden. Im Mittelalter steht neben der weltlichen Acht der kirchliche "Bann" (vgl. in Acht und Bann tun). Außergermanisch kann das Wort mit einer Reihe von lautlich und semantisch ähnlichen Wörtern verglichen werden, doch ist der Zusammenhang in allen Einzelfällen unsicher und unklar. Vgl. einerseits air. écht (aus * anktu-) "Mord, Totschlag", auch "Erschlagener", wobei das Wort auch antizipatorisch gebraucht werden kann, und heth. henkan "Seuche, Tod" (ig. * henk-), andererseits gr. anánkē, air. éicen, kymr. angen "Zwang, Notwendigkeit", l. necesse "notwendig". Polomé, E. RBPhH 30 (1952), 462f.;
Öhmann, E. NPhM 66 (1965), 517-519;
LM 1 (1980), 79-81;
Lloyd/Springer 1 (1988), 118-120;
Röhrich 1 (1991), 65;
von Künßberg, E.: Acht (Weimar 1910;
zur Sache);
DRW I (1914-1932), 361-370 (zur Sache). westgermanisch
iz.
Acht 2 (in "sich in acht nehmen, außer acht lassen" usw. ) Sf "Obacht" std. alt. phras. (8. Jh. ), mhd. aht(e), ahd. ahta Stammwort. Aus wg. * ahtō f. "Beachtung (u.ä. )", auch in ae. eaht, afr. achte. Hierzu das Verbum "achten" "beachten", mhd. ahten, ahd. ahtōn, as. ahtōn, afr. achtia, ae. eahtian. Hierzu vielleicht ohne Dentalerweiterung gt. aha "Sinn, Verstand", gt. ahjan "meinen". Wegen der wenig prägnanten Lautform ist die weitere Herkunft unklar: Für die t-Bildungen könnte ein Anschluß an die Sonderbedeutung "wiegen, (er)wägen" bei der Wurzel ig. * aǵ- "bewegen, treiben" erwogen werden (z. B. l. exigere u.a. "abwägen, erwägen, prüfen", gr. áxios aus * akti-o- "wert, würdig"), doch müßten dann die Bildungen ohne -t- abgetrennt werden. Ein möglicher Anschluß ist auch ig. * ak̇- "scharf, spitzig" ("Ecke") mit übertragener Bedeutung. Zu der Bedeutung "(hoch) achten" paßt an sich gr. óknos m. "Zögern, Scheu" semantisch sehr gut, doch stimmt das nicht zum sonstigen Bedeutungsumfang der germanischen Wörter. Ein sekundärer Zusammenfall von (ig. ) * ak̇- "spitzig, scharfsinnig" und (ig. ) * ok- "scheuen" kann dabei erwogen werden.
   Ebenso nndl. acht; "Achtung", "Obacht".
Öhmann, E. NPhM 66 (1965), 517-519;
Lloyd/Springer 1 (1988), 116-118. westgermanisch
iz.
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